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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sagte ich zu Nebogipfel. »Etwas Derartiges hat sich in meinem 1873 nicht ereignet.«
    Der Morlock studierte das näherrückende Fort durch seine Brille. »Wir müssen die Möglichkeit der Multiplen Historien in Betracht ziehen«, meinte er gleichmü-
    tig. »Du hast mehr als eine Version des Jahres 657208 gesehen: nun hat es den Anschein, als ob du mit neuen Varianten deines eigenen Jahrhunderts konfrontiert würdest.«
    Das Fort kam zum Stillstand, wobei seine Maschinen wie ein riesiger Magen ru-morten; ich konnte maskierte Gesichter erkennen, die uns durch die verschiedenen Öffnungen anstarrten, und ein Stander hing schlaff über seiner Hülle.
    »Glaubst du, daß wir ihm entkommen könnten?« zischte Moses.
    »Das bezweifele ich. Siehst du die Gewehrläufe, die aus diesen Stückpforten lugen? Ich weiß nicht, was das hier für ein Spiel werden soll, aber diese Leute haben erkennbar die Mittel und den Willen, uns gefangenzunehmen.
    Laß uns ein wenig Würde zeigen. Wir gehen auf sie zu«, schlug ich vor. »Zeigen wir ihnen, daß wir keine Angst haben.«
    Und so schritten wir über das Kopfsteinpflaster der Petersham Road aus, dem
    Fort entgegen.
    Die verschiedenen Gewehre und schwereren Geschütze hatten uns auf unserem
    Marsch im Visier, und maskierte Gesichter – die so etwas wie Feldstecher benutzten – beobachteten unser Vorrücken.
    Als wir uns dem Fort näherten, bekam ich einen besseren Überblick über seine allgemeine Konstruktion. Wie ich schon gesagt hatte, war es etwa achtzig Fuß lang und vielleicht zehn Fuß hoch; die Flanken sahen aus wie Schichten dicken Panzer-stahls, obwohl das Arrangement von Stückpforten und Luken am oberen Rand ihm dort einen weniger soliden Anschein verlieh. An der Rückseite der Maschine wurden Dampfwolken ausgestoßen. Ich habe auch schon die etwa einen Fuß hohe
    Schürze erwähnt, welche die unteren Partien umgab; jetzt konnte ich erkennen, daß diese Schürze weggeklappt worden war und die Maschine – nicht auf Rädern, wie ich erwartet hatte –, sondern auf Füßen stand! Bei diesen handelte es sich um flache, breite Stampfer, die in etwa wie Elefantenfüße aussahen, aber viel größer waren. Anhand der Abdrücke, die sie in der hinter dem Fort liegenden Straße hinterlassen hatten, konnte ich schließen, daß die Sohlen dieser Füße zur besseren Haftung eingekerbt waren. Aufgrund dieser Anordnung der Füße konnte sich das Fort, wie ich jetzt realisierte, auf der ansteigenden Straße mehr oder weniger waagerecht halten.
    An der Vorderseite des Forts war eine Vorrichtung angebracht, die wie ein
    Dreschflegel aussah: sie bestand aus einer schweren Kette, die an einer Trommel hing, welche ihrerseits am Bug des Forts an zwei Metallrahmen geführt wurde. Die Trommel war hochgestellt, so daß die Ketten wie Kutscherpeitschen in der Luft herumbaumelten, und sie machten ein merkwürdig rasselndes Geräusch, als das
    Fort sich weiterbewegte. Aber die Trommel konnte eindeutig auch abgesenkt werden, so daß die Ketten dann beim fahrenden Fort auf dem Boden schleiften. Ich hatte indessen keine Vorstellung vom Zweck dieser Anordnung.
    Wir hielten vielleicht dreißig Fuß vor dem stumpfen Bug der Maschine an. Wir standen so da, daß wir mit leer herabhängenden Händen eine Frontalansicht boten, und die Gewehrschützen hielten ihre Mündungen auf uns gerichtet. Eine Brise trieb Dampfschwaden auf uns zu.
    Ich verspürte einen tiefen Schrecken angesichts dieser jüngsten Wendung der Ereignisse. Jetzt, so schien es, war nicht einmal mehr meine Vergangenheit ein Hort der Verläßlichkeit und Stabilität: sogar sie war der Veränderung unterworfen, ganz nach Belieben der Zeitreisenden! Ich konnte dem Einfluß der Zeitmaschine nicht entrinnen: nun, da sie einmal erfunden war, schien es, als ob ihre Auswirkungen sich in der Vergangenheit und Zukunft verzweigten, wie Wellen, die ein Stein erzeugt, der in den gemächlich dahinfließenden Strom der Zeit geworfen wurde.
    »Ich glaube, daß es ein britisches Fabrikat ist«, unterbrach Moses meine Gedanken.
    »Was? Wie kommst du denn darauf?«
    »Meinst du, daß das eine Regimentsflagge ist, dort über der Schürze?«
    Ich schaute genauer hin – offensichtlich hatte Moses bessere Augen als ich. Ich habe mich noch nie besonders für militärische Requisiten interessiert, aber Moses schien recht zu haben.
    Er las die Aufschriften vor, die in Schwarz die Hülle zierten waren. »›Gefechts-munition‹«, las er. »Kraftstoffbehältern Es

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