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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ist entweder englisch oder amerikanisch
    – und aus einer Zukunft, die noch so nahe ist, daß sich die Sprache nicht wesentlich verändert hat.«
    Da ertönte ein metallisches Schaben. Ich sah, daß sich ein Rad in der Flanke des Forts drehte. Als das Rad eine Umdrehung vollführt hatte, wurde eine Luke aufgestoßen – ihre polierte Metallkante hob sich schimmernd von der stumpfen Hülle ab
    –, und ich erhielt Einblick in das dunkle Innere, wie eine Höhle aus Stahl.
    Eine Strickleiter wickelte sich aus der Öffnung ab. Ein Soldat – offensichtlich ein junger Mann – kletterte heraus und kam die Straße hoch auf uns zu. Er trug einen schweren Baumwollanzug, der in einem Stück geschneidert war und am Hals offenstand, so daß ich den Ansatz von khakifarbenem Tuch sehen konnte. Seine
    Schultern waren mit spektakulär großen Metallepauletten bestückt. Der Soldat hatte ein schwarzes Barett auf, an dessen Vorderseite ein Regimentsabzeichen befestigt war. In einem an der Seite baumelnden Stoffholster steckte eine Pistole; darüber erkannte ich ein kleines Täschchen, in dem sich offenbar Munition befand.
    Ich stellte fest, daß der Holsterverschluß offen war, und seine behandschuhte Hand schwebte immer dicht über der Waffe.
    Und – was am merkwürdigsten von allem war – das Gesicht des Soldaten wurde
    von einer höchst außergewöhnlichen Maske verdeckt: mit einer großen, schwarz getönten Brille und einem Stutzen wie dem Rüssel einer Fliege auf dem Mund.
    Diese Maske schloß bündig mit dem Barett ab.
    »Gütiger Gott«, flüsterte Moses mir zu. »Was für ein Anblick!«
    »Wahrhaftig«, bestätigte ich düster, denn ich hatte die Bedeutung dieses Aufzuges sofort erkannt. »Er trägt einen Gasschutzanzug – siehst du das? Der Bursche hat keinen einzigen Quadratzentimeter Haut freiliegen. Und diese Epauletten müssen ihn wohl vor Pfeilen schützen, die vielleicht auch vergiftet sind – ich frage mich nur, welche anderen Schutzvorrichtungen er noch unter diesem unförmigen Anzug hat.
    Welches Zeitalter mag es für erforderlich halten, einen solchen Wüstling durch die Zeit zurück ins unschuldige Jahr 1873 zu schicken? Moses, dieses Fort ist aus einer sehr düsteren Zukunft zu uns gekommen – aus der Zukunft des Krieges!«
    Der Soldat kam auf uns zu. Mit abgehackter Stimme – die zwar durch die Maske gedämpft wurde, aber ansonsten völlig typisch für das Offizierskorps war – rief er uns einen Befehl zu, in einer Sprache, die ich – zunächst – nicht identifizieren konnte.
    Moses beugte sich zu mir herüber. »Das war Deutsch! Und ein verdammt lausi—
    ger Akzent dazu. Was zum Geier soll das alles bedeuten – eh?«
    Mit erhobenen Händen ging ich auf den Mann zu. »Wir sind Engländer. Verstehen Sie?«
    Ich konnte das Gesicht des Soldaten zwar nicht erkennen, aber dennoch glaubte ich, anhand seiner Schulterstellung die Anzeichen einer gewissen Erleichterung registriert zu haben. »Sehr gut«, sagte er energisch. »Bitte folgen Sie mir.«
    Wir hatten kaum eine andere Wahl.
    Der junge Soldat stand bei seinem Fort und hatte eine Hand auf dem Griff seiner Pistole liegen, als wir die paar Stufen zum Inneren hinaufkletterten.
    »Sagen Sie mir eines«, wandte sich Moses an den Soldaten. »Welchen Zweck erfüllt diese Vorrichtung mit den Ketten und der Trommel an der Vorderseite des Fahrzeugs?«
    »Das ist ein Minenräumgerät«, erklärte der Maskierte.
    »Minenräumgerät?«
    »Die Kette peitscht über den Boden, während der Raglan voranschreitet.« Er verdeutlichte das mit den behandschuhten Händen, ohne jedoch Moses aus den
    Augen zu lassen. Er war ganz offensichtlich ein Engländer; hatte er uns vielleicht für Deutsche gehalten? »Sehen Sie? Es geht darum, die vergrabenen Minen explodieren zu lassen, bevor wir auf sie auffahren.«
    Moses dachte darüber nach und stieg dann hinter mir in das Fort. »Ein schönes Stück britischer Ingenieurskunst«, sagte er dann zu mir. »Und – schau dir nur mal die Stärke dieser Hülle an! Kugeln würden wie Regentropfen von ihr abprallen –
    eine solche Schöpfung könnte sicher nur von einem Feldgeschütz aufgehalten werden.«
    Das schwere Lukenschott schwang hinter uns zu; mit einem heftigen Stoß schob es sich in seine Führungen, und Gummidichtungen preßten sich gegen die Hülle.
    Damit war das Tageslicht ausgesperrt.
    Wir wurden zum Zentrum einer schmalen Galerie geführt, die auf ganzer Länge
    innen um das Fort verlief. In diesem engen Raum waren die

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