Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Oliven erinnerte –, die in dieser öden Landschaft um das Überleben kämpften. In diesem Land waren alles Gras und alle Pflanzen abgestorben und hatten nur einen ausgetrockneten Lehmboden zurückgelassen. Von der majestätischen Themse, die sich auf einer Breite von vielleicht einer Meile durch diese Ebene gezogen hatte, war am Schluß nur noch ein trockenes Flußbett zu sehen. Ich war kaum der Ansicht, daß diese jüngsten Veränderungen dem Ort zum Besseren gereicht hätten: wenigstens hatte die Welt der Morlocks und Eloi den Niedergang des urtümlichen Charakters der englischen Landschaft miterlebt, mit ihrem Reichtum an Vegetation und Wasser; wenn man
    die Britischen Inseln irgendwohin in die Tropen geschleppt hätte, wäre sicherlich der gleiche Effekt eingetreten.
    Jetzt war die in den letzten paar Jahrtausenden eingetretene Wüstenbildung durch das Anhalten der Erdrotation indessen noch verstärkt worden. Ich stellte mir den armen Planeten vor, die eine Seite für immer auf die Sonne geheftet, die andere von ihr abgewandt. Ich überlegte mir, daß es am Äquator im Zentrum der Tagseite wohl so heiß sein mußte, daß man bei lebendigem Leibe geröstet wurde. Und die Luft mußte in Gestalt von Hurrikanen von der überhitzten Sonnenseite zu der küh-leren Hemisphäre rasen, um sich dort als ein Schauer aus Sauerstoff und Stickstoff über den zugefrorenen Ozeanen niederzuschlagen. Wenn ich die Maschine jetzt
    anhielte, würde ich vielleicht von einem dieser Orkane mitgerissen werden, den letzten Atemstößen der Lunge eines Planeten! Der Prozeß würde erst dann abgeschlossen sein, wenn die Tagseite absolut verdorrt, ohne Atmosphäre und bar jeglichen Lebens und die Nachtseite unter einer dünnen Schicht gefrorener Atmosphäre begraben wäre.
    Ich erkannte mit zunehmendem Schrecken, daß mir der Weg nach Hause abgeschnitten war! – denn um den Rückflug anzutreten, mußte ich die Maschine anhalten, und wenn ich das täte, würde ich wahlweise in ein Land des Vakuums oder der sengenden Hitze stürzen, so tot wie die Oberfläche des Mondes. Aber sollte ich weiterfliegen, in eine Ungewisse Zukunft, und hoffen, daß ich in den Tiefen der Zeit eine Welt finden würde, auf der ich überleben konnte?
    Jetzt war ich mir sicher, daß die Wahrnehmungen während der Zeitreise bzw. die Erinnerungen daran ziemlich verzerrt sein mußten. Es war nämlich kaum vorstellbar, daß ich auf meinem ersten Flug in die Zukunft die Aufhebung der Neigung der Erdachse und die Eliminierung der Jahreszeiten übersehen haben konnte – obwohl ich es kaum glauben konnte –, indes hielt ich es für völlig unwahrscheinlich, die Verlangsamung der Erdrotation nicht bemerkt zu haben.
    Es konnte kein Zweifel bestehen: Ich bewegte mich durch Ereignisse, die massiv von jenen abwichen, die ich auf meiner ersten Reise erlebt hatte.
    Ich neige von Natur aus zu Spekulationen und bin im Grunde auch nie um eine
    oder zwei originelle Hypothesen verlegen; aber in jenem Moment saß der Schock so tief, daß ich nicht mehr klar denken konnte. Es war, als ob mein Körper noch immer durch die Zeit stürzte, das Gehirn jedoch zurückgelassen hätte, irgendwo in der klebrigen Vergangenheit. Ich glaube, daß ich vorher lediglich einen Pseudomut kultiviert hatte, eine Fassade, die von der selbstgefälligen Erwägung gestützt wurde, daß ich mich zwar in Gefahr begab, aber zumindest in eine solche, mit der ich schon einmal konfrontiert gewesen war. Jetzt hatte ich allerdings nicht die geringste Ahnung, was mich in den Korridoren der Zeit erwartete!
    Während ich diesen morbiden Gedanken nachhing, registrierte ich fortdauernde Veränderungen am Himmel – als ob die Demontage der natürlichen Ordnung der
    Dinge noch nicht weit genug gediehen gewesen wäre! Die Lichtstärke der Sonne erhöhte sich weiter. Und – man konnte sich kaum sicher sein, bei der enormen Helligkeit – ich meinte wahrzunehmen, daß sich jetzt auch die Form des Sterns veränderte. Seine Konturen verschwammen am Himmel und verzerrten sich zu
    einem elliptischen Lichtfleck. Ich fragte mich, ob die Sonne sich jetzt schon so schnell drehte, daß sie durch die Rotationsgeschwindigkeit abgeplattet wurde.
    Und dann – aus heiterem Himmel – explodierte die Sonne.

Im Schattenreich
    Ich schrie auf und vergrub das Gesicht in den Händen; aber ich konnte dennoch das Licht der stärker gewordenen Sonne sehen, das sogar durch die Finger drang und grell vom Nickel und Messing der Zeitmaschine

Weitere Kostenlose Bücher