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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bloßer Staatsgehilfe, konnte durch einen harmlosen Schnitzer alles ruinieren, und es gab nichts, was Kloofman tun konnte, um es zu verhindern. Es hatte vielleicht schon begonnen.
    Ich hätte dieses Springer-Unternehmen nie anfangen sollen, dachte Kloofman.
    Doch das war verkehrt gedacht, wie er wußte. Er hatte das Richtige getan, aber sorglos, ohne die Gefahren vollständig in Betracht zu ziehen. Bevor er seine Bürokratie darauf ansetzte, den Transporteur der Zeitspringer zu fassen, hätte er strenge Anweisungen gegen Eingriffe in die Vergangenheit ergehen lassen sollen. Er zitterte bei dem Gedanken an die Verwundbarkeit, die er sich selbst verdankte. Zu jeder Zeit seit 2486 hätte sein ganzes, über so viele Jahre hinweg mühsam aufgebautes Machtgefüge durch die ahnungslose Laune eines Subalternen ruiniert werden können.
    Die Stiche eines Dutzends homöostatischer Injektionen erinnerten Kloofman daran, daß er erneut die Ruhe verlor.
    »Holt Giacomin«, sagte er.
    Der Vizekönig erschien wenige Augenblicke danach, verwundert über den barschen Ruf. Kloofman beugte sich schwerfällig vor, stemmte sich halb aus dem Tank, und die Servomechanismen in seinem Körper schrillten in blechernem Widerspruch.
    »Ich wollte nur sicherstellen, daß meine Anweisung gründlich verstanden worden ist«, sagte er. »Kein Vorgehen gegen Springerabreisen. Keines. Gar nichts. Klar?«
    »Versteht sich.«
    »Mache ich Ihnen Sorgen, David? Halten Sie mich für einen geschwätzigen alten Mann, dessen Hirn ausgeschabt gehört? Lassen Sie sich sagen, warum ich mir hier Sorgen mache. Ich kontrolliere die Gegenwart und bis zu einem gewissen Grad die Zukunft, ja? Richtig. Aber nicht die Vergangenheit. Wie kann ich auf die Vergangenheit Einfluß nehmen? Ich sehe einen ganzen Zeitbereich, der sich meiner Autorität entzieht. Ich gebe zu, daß mich das erschreckt. Halten Sie meine Autorität über die Vergangenheit aufrecht, David. Sorgen Sie dafür, daß sie unverletzlich bleibt. Was geschehen ist, muß geschehen.«
    »Ich habe bereits Maßnahmen ergriffen, um dafür zu sorgen«, sagte Giacomin.
    Kloofman entließ ihn ein zweitesmal. Er fühlte sich beruhigt, aber nicht genügend. Er ließ Mauberley kommen, den Zweier, der für Danton verantwortlich war. Als einer, der sich praktisch als unsterblich betrachtete, wendete Kloofman nicht viel Zeit dafür auf, Thronerben einzusetzen, hatte aber hohe Achtung vor Mauberley und sah ihn als einen möglichen Nachfolger. Mauberley trat ein. Er war sechzig Jahre alt, kräftig und muskulös, mit flach wirkendem Gesicht und dichten, störrischen Haaren. Kloofman unterrichtete ihn kurz über die Neuentwicklung.
    »Giacomin ist bereits an der Arbeit«, sagte er. »Sie befassen sich ebenfalls damit. Redundanz, das ist das Geheimnis wirksamen Regierens. Veranlassen Sie, daß Danton eine öffentliche Erklärung abgibt. Sie soll bis Stufe Sieben verbreitet werden. Es ist sehr dringend!«
    »Glauben Sie, daß es als Folge eines Vorgehens gegen Springer schon Veränderungen in der Vergangenheit gegeben hat?«
    »Nein. Aber es könnte sein. Wir würden es nie wissen.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Mauberley und ging.
    Kloofman ruhte. Nach einiger Zeit ließ er sich aus dem Nährbad nehmen und in sein Büro bringen. Seit sechzehn Jahren war er nicht mehr an der Oberfläche gewesen. Die Oberwelt war für ihn ein wenig unwirklich geworden, aber das empfand er nicht als Nachteil, weil er sehr wohl wußte, daß für die meisten Bewohner der Oberwelt er ein wenig oder auch mehr als ein wenig unwirklich war. Wechselseitigkeit, dachte er. Das Geheimnis wirksamen Regierens. Kloofman lebte in einem Komplex verschachtelter Tunnels, die sich über Hunderte von Meilen ausdehnten. Zu jedem Zeitpunkt waren Maschinen mit funkelnden Klauen energisch an der Arbeit, sein Reich auszudehnen. Er hoffte, in ungefähr zehn Jahren die ganze Welt mit einem ununterbrochenen Netz von Zugangsrouten der Hohen Regierung umgürten zu können. Sein persönlicher Midgard-Drache als Transportmittel. Streng genommen war das nicht erforderlich; er konnte ebenso wirksam von einem einzelnen Zimmer wie von jedem Punkt in einem die Welt umspannenden Tunnel aus regieren. Aber er hatte seine Launen. Was nützt es, oberster Führer der gesamten Welt zu sein, fragte sich Kloofman, wenn ich mir nicht gelegentlich eine kleine Laune leisten darf?
    Er bewegte sich auf surrenden Rollen zum zentralen Kontrollraum und ließ sich von seinen Mitarbeitern

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