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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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komme.«
    »Ein was?«
    »Ein Park. Sie wissen schon, Gras, Bänke, ein paar Bäume. Was ist denn, Mort?«
    Pomrath empfand die Fremdartigkeit, mitten in einer Stadt Bäume und Gras zu haben, ganz stark. Er zwang sich ein Lächeln ab.
    »Nichts ist los. Ich warte im Park auf Sie.« Er gab ihr das Buch. »Da. Kaufen Sie das für mich, wenn Sie gehen. Ich möchte es nicht stehlen müssen.«
    Sie nickte und sagte dann: »Sind Sie sicher, daß Sie sonst nichts wollen, wenn Sie schon hier unten sind?«
    »Das hat bis später Zeit«, erwiderte Pomrath. »Ich warte im Park.« Er ging hinaus. Der Buchhändler winkte ihm fröhlich zu. Pomrath antwortete mit einer Reihe beliebiger Kehllaute und trat auf die Straße hinaus. Es war schwer für ihn, zu glauben, daß er vor nur wenigen Stunden und vierhundertneunundvierzig Jahren in der Zukunft am Rand eines seelischen Zusammenbruchs gestanden hatte. Er war völlig gelassen. Diese Welt bot Herausforderungen an, und er wußte, daß er sie bewältigen konnte.
    Arme Helaine, dachte er. Möchte wissen, wie sie das aufgenommen hat.
    Er ging mit raschen Schritten die Straße hinunter, nur vorübergehend gestört davon, daß das Pflaster nicht federte. Ich bin Mort Keystone, sagte er sich. Mort Keystone. Mort Keystone. Und Lisa wird mir helfen, Geld zu beschaffen, damit ich eine Praxis als Arzt aufmachen kann. Ich werde reich sein. Ich werde leben wie ein Zweier. Hier gibt es keine Hohe Regierung, die mich niederwerfen kann.
    Ich werde Macht und Rang unter diesen Primitiven haben, sagte er sich erfreut. Und wenn ich mich eingerichtet habe, werde ich ein paar Leute aus meiner eigenen Zeit aufspüren, damit ich mir nicht so isoliert vorkomme. Wir werden alten Erinnerungen nachhängen, dachte er.
    Erinnerungen an die Zukunft.
14
    Quellen wartete drei Stunden, bis Koll und Spanner mit anderen Dienstgeschäften beschäftigt waren. Dann ging er den Flur hinunter zum Gewahrsamstank. Er öffnete den Scannerschlitz und spähte hinein. Lanoy schwamm friedlich in der dunkelgrünen Flüssigkeit, völlig entspannt, offenkundig zufrieden. An der geriffelten Tankwandung zeigten die Meßgeräte an, was mit dem Mann vorging. EEG- und EKG-Linien tanzten und wanderten. Herzschlag, Atmung, alles wurde registriert.
    Quellen rief einen Techniker und sagte: »Holen Sie ihn da raus.«
    »Sir, wir haben ihn erst vor ein paar Stunden wieder hineingetan.«
    »Ich will ihn verhören. Holen Sie ihn raus.«
    Der Techniker gehorchte. Lanoy wurde abgehängt, gefiltert und ins Bewußtsein zurückgeholt. Dienstroboter rollten ihn in Quellens Büro. Nach kurzer Zeit funktionierten seine Reflexe wieder, und er konnte sich aus eigener Kraft bewegen.
    Quellen schaltete alle Aufzeichnungsanlagen in seinem Büro ab. Er hatte stark das Gefühl, daß es ihm lieber war, dieses Gespräch ganz inoffiziell zu führen. Da nur sie beide im Zimmer waren, drehte er auch den Sauerstoffschieber zurück.
    »Lassen Sie auf, Quellen«, sagte Lanoy. »Ich atme gerne frei. Geht ja auf Kosten des Staates.«
    »Dann führen wir unser Gespräch zu Ende. Was für ein Spiel treiben Sie?« Quellen war zornig. Lanoy war ein völlig unmoralisches Geschöpf, nicht einmal bösartig in seinem Verbrechertum. Das verstieß gegen Quellens Stolz und persönliche Würde.
    »Ich will ganz offen sein, Quellen«, sagte Lanoy. »Ich will wieder auf freien Fuß gesetzt werden und mein Geschäft weiterführen. Mir gefällt es so, wie es ist. Das ist, was ich will. Sie wollen mich einsperren und dem Staat oder vielleicht der Hohen Regierung mein Unternehmen zuschanzen. Das ist, was Sie wollen. Richtig?«
    »Richtig.«
    »In einer solchen Lage haben wir es also mit einem Wechselspiel von gegenseitig unvereinbaren Wünschen zu tun. Die stärkere Seite gewinnt demnach – immer. Ich bin stärker, also müssen Sie mich gehen lassen und alles unterdrücken, was Sie herausgefunden haben.«
    »Wer sagt, daß Sie stärker sind, Lanoy?«
    »Ich weiß es. Ich bin stark, und Sie sind schwach. Ich weiß vieles über Sie, Quellen. Ich weiß, wie Sie die Massen verabscheuen und frische Luft und Weite lieben. Das sind sehr unangenehme Eigenheiten in einer Welt wie der unsrigen, nicht wahr?«
    »Weiter«, sagte Quellen. Innerlich verfluchte er Brogg. Niemand sonst konnte Lanoy sein Geheimnis verraten haben. Und ganz offenkundig wußte Lanoy zuviel über ihn.
    »Sie werden mich also als freien Mann gehen lassen«, fuhr Lanoy fort, »oder Sie sitzen wieder in einer Wohnung Stufe Neun

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