Zelot
erweiterte Fassung einer Predigt, die Jakobus kurz vor seinem Tod im Jahre 62 n. Chr. in Jerusalem hielt). Der überwiegende Konsens ist, dass sich die in dem Brief enthaltenen Überlieferungen auf Jakobus den Gerechten zurückführen lassen. Somit ist der Jakobusbrief wahrscheinlich eines der wichtigsten Bücher des Neuen Testaments: Weiß man erst, was Jesu Bruder Jakobus glaubte, lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch sagen, was Jesus selbst glaubte.
Zunächst kann man feststellen, dass die Notlage der Armen ein leidenschaftliches Anliegen des Jakobusbriefes ist. Das ist an sich nicht überraschend. In sämtlichen Überlieferungen ist Jakobus als Held der Notleidenden und Enteigneten dargestellt; das brachte ihm auch den Beinamen «der Gerechte» ein. Der Dienst an den Armen war für Jakobus bei der Gründung der Jerusalemer Gemeinde oberstes Prinzip. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich die ersten Anhänger Jesu, die sich unter Jakobus’ Führung zusammenfanden, kollektiv als «die Armen» bezeichneten.
Was an Jakobus’ Brief vielleicht etwas überrascht, ist die bittere Kritik an den Reichen. «Ihr aber, ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das euch treffen wird. Euer Reichtum verfault und eure Kleider werden von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber verrostet; ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch verzehren wie Feuer.» (Jak 5 , 1 – 3 ) Für Jakobus gibt es für die Wohlhabenden, die «ein üppiges und ausschweifendes Leben geführt» haben und «noch in den letzten Tagen Schätze sammeln», keinen Pfad zur Erlösung (Jak 5 , 3 ; 5 ). Ihr Schicksal ist in Stein gemeißelt. «Die Sonne geht auf und ihre Hitze versengt das Gras; die Blume verwelkt und ihre Pracht vergeht. So wird auch der Reiche vergehen mit allem, was er unternimmt.» (Jak 1 , 11 ) Er legt sogar nahe, dass man kein wahrer Anhänger Jesu sein könne, ohne die Armen aktiv zu begünstigen. «Meine Brüder, haltet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, frei von jedem Ansehen der Person [von jeder Bevorzugung der Reichen]», sagt er. «Wenn ihr aber nach dem Ansehen der Person urteilt, begeht ihr eine Sünde und aus dem Gesetz selbst wird offenbar, dass ihr es übertreten habt.» (Jak 2 , 1 ; 9 )
Jakobus’ scharfes Urteil über die Reichen könnte erklären, warum er den Zorn des Hohepriesters Hannas auf sich zog, dessen Vater den Plan ausgeheckt hatte, die niedere Klasse der Landpriester um ihre Zehntabgaben zu bringen. Tatsächlich wiederholt Jakobus lediglich die Worte aus den Seligpreisungen seines Bruders: «Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.» (Lk 6 , 24 – 25 )
Über weite Strecken spiegelt der Jakobusbrief die Worte Jesu wider, ob es nun um die Armen geht («Hört, meine geliebten Brüder: Hat Gott nicht die Armen in der Welt auserwählt, um sie durch den Glauben reich und zu Erben des Königreichs zu machen, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?», Jak 2 , 5 ; «Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes», Lk 6 , 20 ), das Leisten von Schwüren («Vor allem, meine Brüder, schwört nicht, weder beim Himmel noch bei der Erde noch irgendeinen anderen Eid. Euer Ja soll ein Ja sein und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht dem Gericht verfallt», Jak 5 , 12 ; «Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron … Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen», Mt 5 , 34 ; 37 ) oder darum, wie wichtig es ist, seinen Glauben auch zu praktizieren («Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach; sonst betrügt ihr euch selbst», Jak 1 , 22 ; «Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute … Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute», Mt 7 , 24 ; 26 ).
Der Punkt jedoch, in welchem Jakobus und Jesus am deutlichsten übereinstimmen, ist die Rolle und Anwendung des Gesetzes Mose. «Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein», sagt Jesus im Matthäus-Evangelium. «Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.» (Mt 5 , 19 ) Jakobus
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