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Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
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    Der frühe Kirchenvater Clemens von Alexandria ( 150 – 215   n. Chr.) behauptet, Jesus habe ein geheimes Wissen «an Jakobus den Gerechten, an Johannes und an Petrus» weitergegeben, die dieses wiederum an die anderen Apostel weitergegeben hätten. Daneben merkt er allerdings an, dass es von den drei Mitgliedern des Triumvirats Jakobus gewesen sei, der, «wie die Berichte uns sagen, als Erster auf den bischöflichen Thron der Jerusalemer Kirche gewählt wurde».
    In seinem Werk
Über berühmte Männer
schrieb der Kirchenvater Hieronymus (ca. 347 – 420  n. Chr.), der die Bibel ins Lateinische übersetzte (die sogenannte Vulgata), dass nach Jesu Himmelfahrt «Jakobus von den Aposteln unverzüglich zum Bischof Jerusalems ernannt» worden sei. Hieronymus behauptet sogar, Jakobus’ Heiligkeit und Reputation bei den Menschen sei so bedeutend gewesen, dass «man glaubte, die Zerstörung Jerusalems wäre aufgrund seines Todes erfolgt».
    Hieronymus stützt sich damit auf eine Überlieferung von Josephus, die der christliche Theologe Origenes (ca. 185 – 254  n. Chr.) im 3 . Jahrhundert erwähnt und die auch in der
Kirchengeschichte
des Eusebius von Cäsarea (ca. 260 – 339  n. Chr.) geschildert ist. Darin behauptet Josephus, dass «diese Dinge [der Jüdische Aufstand und die Zerstörung Jerusalems] den Juden als Vergeltung für Jakobus den Gerechten widerfuhren, einen Bruder Jesu, bekannt als Christus; denn obwohl er ein sehr gerechter Mann war, ließen ihn die Juden töten». Als Kommentar zu diesem nicht erhaltenen Abschnitt aus Josephus’ Werk schreibt Eusebius: «Jakobus war so bewundert und allgemein wegen seiner Gerechtigkeit so gefeiert, dass selbst die Juden, soweit sie noch klar dachten, glaubten, das erwähnte Vorgehen gegen ihn sei die Ursache der bald auf seinen Martertod erfolgten Belagerung von Jerusalem gewesen.» (
Kirchengeschichte
  2 . 23 )
    Sogar das Neue Testament bestätigt Jakobus’ Rolle als Führer der christlichen Gemeinde: Es ist Jakobus, der in der Regel als Erster der drei «Säulen» Jakobus, Petrus und Johannes genannt wird; Jakobus, der seine Gesandten in die zahlreichen in der Diaspora verstreuten Gemeinden schickt (Gal  2 , 1 – 14 ); Jakobus, dem Petrus über seine Tätigkeit Bericht erstattet, bevor er Jerusalem verlässt (Apg  12 , 17 ); Jakobus, der den «Ältesten» vorsitzt, als Paulus kommt, um sich im Tempel zu weihen (Apg  21 , 21 – 26 ); Jakobus, der im Apostelkonzil die höchste Autorität genießt, der bei dessen Beratungen als Letzter spricht und dessen Urteil abschließend ist (Apg  15 , 13 ). Tatsächlich tauchen die Apostel nach dem Konzil im verbleibenden Teil der Apostelgeschichte nicht mehr auf. Im Gegenteil: Es ist der schicksalhafte Disput zwischen Jakobus und Paulus, in dessen Verlauf Jakobus seinen Gegner für dessen abweichlerische Lehren öffentlich demütigt und zu einem Reinigungsritual im Tempel auffordert, der zum Höhepunkt des Buches führt: Paulus’ Verhaftung und Überstellung nach Rom.
    In drei Jahrhunderten frühchristlicher und jüdischer Geschichtsschreibung, ganz abgesehen von der beinahe einhelligen Meinung in der zeitgenössischen Lehre, wird Jakobus, der Bruder Jesu, als Haupt der ersten christlichen Gemeinde anerkannt – vor Petrus und dem Rest der Zwölf; vor Johannes, «dem Jünger, den Jesus liebte» (Joh  20 , 2 ); weit vor Paulus, mit dem sich Jakobus ständig in den Haaren lag. Warum wurde Jakobus dann im Neuen Testament beinahe vollständig totgeschwiegen und seine Rolle in der Frühkirche in der Vorstellung der meisten modernen Christen durch Petrus und Paulus ersetzt?
    Zum Teil liegt das an Jakobus’ Eigenschaft als Bruder Jesu. Für die Juden zu Jesu Zeit war die Dynastie die Norm. Die jüdischen Familien der Herodier und Hasmonäer, die Hohepriester und der priesterliche Adel, die Pharisäer und sogar die Räuberbanden praktizierten allesamt die Erbnachfolge. Verwandtschaft war für eine Gruppierung wie die Jesus-Bewegung vielleicht noch ausschlaggebender, da diese ihre Legitimation auf die Abstammung von König David gründete. Wenn Jesus ein Abkömmling Davids war, dann war es Jakobus schließlich auch; warum sollte er also nach dem Tode des Messias nicht die Gemeinde Davids leiten? Jakobus war auch nicht das einzige Mitglied von Jesu Familie, das in der Frühkirche eine gehobene Position bekleidete. Jesu Vetter Simeon bar Klopas folgte Jakobus als Haupt der Jerusalemer Gemeinde nach, während

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