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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Zimmer von nebenan, und auch sonst hat sich bei uns einiges geändert.
    Wenn Du willst, dann schreib mir. Auch wenn es nur eine Karte ist, so würde ich mich , sehr freuen.
    Es grüßt Dich herzlich Deine
    Margarete
    Wenn Du willst, kannst Du auch Margarete und du zu mir sagen.

    Max las den Brief noch einmal. Dann steckte er ihn in seine Hemdtasche. Wenn er nur die neuen Strümpfe, die sauberen Hemden, den Kompaß und die Tafel Schokolade ansah, war er nicht so gerührt.
    Er legte alles auf sein Bett, stand eine Weile da und überlegte. Diesen Vormittag hatte ihnen Immerfroh freigegeben. Eigentlich konnte er gleich schreiben. Er holte sich seine Schreibmappe aus dem Rucksack und trat aus dem Zelt. Da stand Gine.
    »Du hast ein Päckchen bekommen ?« fragte sie.
    »Ja«, brummte Max und wollte gehen. Gine ging mit. Nach einer Weile reichte er Gine den Brief. Sie las aufmerksam.
    »Ein feiner Kerl«, sagte sie dann, »wirklich, ein feiner Kerl! Wirst du ihr schreiben ?«
    »Weiß nicht«, brummte Max.
    »Du mußt .«
    »Wenn ich aber nicht weiß, was ich schreiben soll .«
    Gine überlegte. »Setz dich hin, ich diktiere dir«, sagte sie dann.
    Max gehorchte.
    »Natürlich sagst du >Du< zu ihr, verstehst du ?« befahl Gine.
    »Nein, das kann ich nicht .«
    »Wenn du >Sie< schreibst, wird sie sich kränken. Wenn sie dir so nett schreibt, kannst du nicht >Sehr geehrte Frau Wöber < und so schreiben. Das geht einfach nicht .«
    Sie zankten eine Weile, bis die Anrede im Brief feststand. »Liebe Frau Margarete !« schrieb Max.
    »Dein Päckchen hat mir große Freude bereitet«, diktierte Gine.
    »Nein, das schreibe ich nicht«, wehrte sich Max.
    Gine dachte nach. »Wenn du den Brief mit >Dein Max< unterschreibst, dann sage ich es dir anders .«
    »Zum Schluß, ja.« Max war kein großer Briefschreiber und wollte nicht gern auf Gines Hilfe verzichten. Er schrieb also, was Gine ihm vorsagte. Und so lautete schließlich der Brief:

    Liebe Frau Margarete!

    Dein Päckchen hat mir große Freude bereitet. Vor allem die Socken kann ich gut brauchen. Wir gehen nämlich ziemlich viel und da zerreißen sie und bekommen große Löcher. Hier habe ich schon sehr viel erlebt und auch gelernt. Geklettert sind wir auch, in einem richtigen Kamin, und vorher haben wir Gemsen gesehen von einer Alm aus, auf der viele Kühe läuteten, nämlich die Glocken läuteten von den Kühen. Am Hals. Sie kletterten über eine Geröllhalde und waren sehr flink und geschickt, auch zwei Kleine waren dabei, auch sehr geschickt und flink, ich meine nämlich die Gemsen . Und wir kletterten auch im Kamin. Das ist aber kein Schornstein, sondern eine enge Felsschlucht. Es war sehr gefährlich, aber es ist keiner abgestürzt, weil wir alle schwindelfrei sind und nicht feig.
    Auch die Schokolade kann ich gut brauchen, weil Immerfroh gesagt hat, daß Bergsteiger meistens Schokolade mit im Rucksack haben und auch Seil und Eispickel. Aber Seil und Eispickel brauch’ ich hier nicht, nur Schokolade.
    Gestern habe ich gekocht, und daheim werde ich auch kochen. Es war sehr gut. Spinat und Rindfleisch. Der Spinat war nur ein bißchen dünn, und das Rindfleisch und die Kartoffeln sind immer untergegangen, und man mußte sie suchen unter dem Spinat, aber sonst war es sehr gut, auch die Suppe. Die Nudeln in der Suppe sind aber zu groß geworden und haben die ganze Suppe aufgesaugt, aber sie haben sehr gut nach Rindsuppe geschmeckt.
    Raufen tun wir hier gar nicht. Im Lager tut man so etwas nicht, vielleicht dann wieder in der Schule.
    Nochmals vielen Dank und viele Grüße auch an Vater
    Dein Max

    »Au«, stöhnte Max, als er fertig war. »Das ist ein ganzer Roman .« Er las noch einmal mit Gine den Brief durch. Sie fanden ihn beide großartig. Nur das mit den Gemsen war ein wenig ungeschickt, aber das machte nichts.
    »Ist es nicht gemein ?« fragte Max.
    »Was?«
    »Daß ich ihr gleich so einen langen Brief schreibe ?«
    »Gar nicht. Wenn sie dir Socken schickt und dir die Knöpfe an die Hemden näht und daheim alle zerrissenen Socken stopft, dann mußt du ihr so einen Brief schreiben. Und außerdem ist sie eine nette Frau .«
    »Meinst du, daß sie sich über den Brief freut ?« fragte Max unsicher.
    »Natürlich.«
    »Wenn ich aber nach Hause komme, werde ich ihr nur die Hand geben .«
    Gine sah Max an und lachte ein wenig. »Max«, sagte sie, »ich glaube, du hast sie sowieso schon lieb .«

    Georg hockte auf einem Stein und zeichnete. Auf dem Blatt war ein See zu sehen

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