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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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Karl getröstet.
    Immerfroh saß über die Karte gebeugt. An gefährliche Stellen konnte Georg wohl nicht kommen. Denn man mußte annehmen, daß er einen Weg bergab gegangen war.
    Kam stand auf und trat zu Immerfroh.
    »Lassen Sie das«, bat sie, »und essen Sie auch etwas !« Immerfroh faltete die Karte zusammen und steckte sie in die Tasche.
    »Ich werde jetzt mit Gine gehen«, sagte Kam, »und morgen in aller Frühe herausschauen .«
    Immerfroh ging ein Stück mit den beiden.
    »Wenn wir wenigstens wüßten, wo wir ihn verloren haben. Aber keiner weiß das .«
    »Wissen Sie«, versuchte Kam Immerfroh zu beruhigen, »mit Georg ist es wie mit einem Stehaufmännchen. Er fällt hin, fällt oft hin, aber er steht auch immer wieder auf. Und das ist — glaube ich — das Wichtigste. Er ist ein Hans im Glück, obwohl er immer Pech hat. Er ist ein Pechvogel und ein Hans im Glück zugleich. — Übrigens haben ihn auch seine Eltern schon zweimal verloren und wiedergefunden .«
    »Wenn er nur auch heute wiederkäme !«
    Gine biß sich auf die Lippen und drehte sich weg!
    »Wenn er noch kommen sollte, schicke ich Ihnen sofort Nachricht .«
    »Gut«, sagte Kam, »ich bin sowieso lange auf .« Sie wollte gehen — , da wurde es aber im Lager laut.
    Die einen schrien »Georg !« und »Hoch! Hoch!«, die anderen »Immerfroh!« und »Gine!«
    Zu dritt liefen sie das kurze Stück Weg zurück. — Da stand Georg mitten unter seinen Kameraden.
    »Das Schuhband war es«, erklärte er Immerfroh und Kam, »das Schuhband. Es ist gerissen, und ehe ich es wieder zusammengeknüpft hatte, wart ihr schon alle weg .«
    »Und dann finde ich ihn auf der ganz anderen Seite vom Königstein, allein und verlassen«, sagte der alte Mann hinzutretend.
    Georg fuhr zusammen. »Bitte, nichts der Gendarmerie sagen, lassen Sie ihn nicht verhaften«, bat er.
    Die anderen horchten auf.
    »Aber wen denn ?« fragte Immerfroh.
    »Ihn, den Mann — den Landstreicher.«
    Da lachten alle los, sogar Immerfroh, und man wußte nicht, lachte er so, weil er sich freute, daß Georg doch wieder da war, oder lachte er, weil Georg den Pfarrer Korntheuer für einen Landstreicher gehalten hatte.
    »Du wolltest also wirklich den Pfarrer von St. Georgen verhaften lassen ?«
    »Den Pfarrer ?« fragte Georg verständnislos und wurde rot, »aber...«
    »Ja, ja«, fiel ihm da Korntheuer ins Wort. »Man braucht sich nur ein paar Tage bei euch nicht sehen zu lassen, und schon soll man verhaftet werden .«
    Nun fiel Gine Georg um den Hals und mußte jetzt erst richtig weinen.
    »Dann setzen wir uns jetzt aber noch einmal zum Abendessen nieder«, schlug Kam vor, »denn vorher hat ja kaum einer was angerührt .«
    Jetzt waren die Brote bald verschwunden.
    »Soll ich zur Gendarmerie gehen und sagen, daß Georg da ist ?« fragte Karl.
    »Das mache ich«, meldete sich Korntheuer, »damit dieser Georg hier, dieser Drachentöter, mir wirklich glaubt, daß ich vor der Gendarmerie keine Angst habe .«
    Als sie diesen Abend, um eine kleine Flamme geschart, ihr Gute-Nacht-Lied sangen, wußten sie erst wirklich, was das hieß:
    »Nun Brüder, eine gute Nacht.
    Der Herr im hohen Himmel wacht.
    In seiner Güte uns zu behüten ist er bedacht...«
    In den wenigen Tagen in ihrem Dorf waren sie einander alle nähergekommen, näher als in einem ganzen Jahr in der Schule. Einträchtig, wie gute Brüder, gingen sie auf ihre Zelte zu. Erst jetzt spürten sie, wie müde sie waren. Immerfroh hielt diesmal die ganze Nacht hindurch Wache für sie.

DAS SECHZEHNTE KAPITEL

berichtet von frohen Tagen im Lager,
von Briefen mit und ohne Rechtschreibfehler,
von Heu auf den Wiesen,
von Blasen auf den Händen und vom Wetter.

    Sechs Uhr früh.
    Das Gras war noch naß vom Tau. Die Zelte standen im Schatten.
    Hans knöpfte den Zelteingang auf. Er mußte Georg wecken, denn Georg sollte Kaffee kochen.
    »Hallo, Georg !« rief Hans leise und drückte Georgs Arm. Georg schlief weiter.
    »Georg, aufwachen !«
    »Was ist ?« fragte Max schlaftrunken.
    »Nichts, du kannst noch eine Stunde schlafen .«
    »Warum weckst du mich dann? Uaaah .«
    »Ich wecke doch Georg, du Schöps, schlaf weiter! — Georg, aufwachen !«
    Hans nahm nun Georgs Nase zwischen die Finger und zerrte ein wenig an ihr.
    Georg fuhr hoch, griff nach seiner Nase und atmete auf, als sie noch da war.
    »Was ist ?« fragte er.
    »Aufstehen, du mußt Kaffee kochen .«
    »Ich ?«
    »Natürlich, du weißt es doch, schnell, mach schon !«
    Georg setzte sich auf,

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