Zeltplatz Drachenloch
gähnte und streckte sich. » Uaaah «, machte auch er.
»Ruhe«, brummte Max, »ich will noch schlafen .«
»Entschuldige, bitte«, flüsterte Georg. Dann stand er auf und stolperte aus dem Zelt.
Feuermachen ist gar nicht so einfach, besonders wenn man noch etwas verschlafen ist.
Georg nahm Papier, Stroh, dürres Reisig und schichtete alles sorgfältig zwischen die verrußten Steine des Herdes. Wenn das nur brennt, dachte er.
Er riß das erste Streichholz an. »Zisch«, machte das. Dann war es aus. Es brannte nicht. Jetzt kam der zweite Versuch. Ein längerer Zischer, wieder war es aus. Es mußte an den Streichhölzern liegen. Bei Immerfroh brannten sie immer, sogar bei Wind. Wenn einer nicht Feuer machen kann, sind die Streichhölzer schuld.
Georg versuchte es das fünftemal . Endlich! Die Flamme leckte an das Papier, fuhr ins Stroh, und dann prasselten schon die dürren Äste. Eine wunderbare Sache war das mit dem Feuer! Man mußte nur Geduld haben.
Schnell setzte Georg den Wasserkessel auf. Jetzt mußte er nur ordentlich nachlegen, dann war es geschafft.
Schön war das eigentlich. Die anderen schliefen, auch Hans hatte sich noch ein wenig hingelegt. Die Zelte standen noch im Schatten, nur die Tannenwipfel am gegenüberliegenden Berghang begannen zu glühen. Der Rauch stieg wie eine schlanke Säule hoch, drehte und wand sich und zerflatterte weiter oben zu kleinen Fetzchen, die sich auflösten.
Im Kessel begann das Wasser zu summen.
Georg holte aus Immerfrohs Zelt ein Päckchen Malzkaffee, wartete, bis das Wasser kochte, und schüttete den Kaffee hinein. Dann weckte er Immerfroh.
Immerfroh sprang auf, lief zum Bach und wusch sich. Als er zurückkam, begann er Brote zu schneiden und sie mit Butter und Honig zu bestreichen. Er war schon lange fertig, die anderen Buben lärmten bereits unten am Bach, als Georg blaß in das Zelt trat.
»Was ist ?« fragte Immerfroh.
»Ich weiß nicht«, sagte Georg und hob die Schultern, »jetzt kocht er schon so lange, und die Malzkörner werden nicht weich .«
Immerfroh trat an den Herd, hob den Deckel vom Kessel und sah in das brodelnde, hellbraune Wasser, in dem die Malzkörner wirbelten.
Er lachte, fuhr Georg durchs Haar und sagte: »Macht nichts, man macht alles nur einmal falsch. Du mußt den Kaffee erst mahlen .« Dann opferte er ein zweites Päckchen und schüttete es in die Kaffeemühle. Georg drehte eifrig die Kurbel, und so bekamen die anderen doch noch rechtzeitig einen erstklassigen Frühstückskaffee, einen Kaffee, der so gut schmeckte, daß man nicht glauben wollte, Georg habe ihn gekocht.
Jeden Tag kam der Briefträger in das Dorf der Buben. Schon am frühen Morgen, gleich nach dem Frühstück, war er da. Er hatte ein Pfeifchen in der Tasche stecken, und auf diesem trillerte er los. Es machte ihm Spaß, wenn die Buben gelaufen kamen und sich um ihn stellten. Waren alle da, dann rückte der Briefträger seine Brille auf die Nasenspitze und begann, die Namen auszurufen. Diesmal bekamen Willi, Hans und Karl Briefe, einige andere erhielten Karten, und für Max war sogar ein Päckchen da.
Max besah das Päckchen vorsichtig von allen Seiten. Die Schrift war ihm unbekannt, der Absender auch. Auf dem Päckchen stand aber klar in großen Buchstaben:
HERRN MAX REITERMEIER
»Herr« hatte sein Vater nie geschrieben. Vater hatte immer nur »An den Schüler Max Reitermeier« geschrieben.
Max las den Absender. »Margarete Wöber « stand da. War das...?
Max zögerte lange, ehe er das Päckchen öffnete. Und was fand er darin? Zwei Hemden, ein neues und ein gewaschenes, dem kein Knopf fehlte, zwei Paar neue Strümpfe, einen Kompaß und eine Tafel Schokolade. Auf dem Boden der Schachtel lag ein Brief. Sollte er ihn öffnen? Max faltete das Blatt auseinander und las:
Mein lieber Max!
Du kennst mich nicht, und ich kenne Dich ja eigentlich auch nicht, obwohl mir Dein Vater schon viel von Dir erzählt hat. Trotzdem schreibe ich Dir gern, und ich hoffe, daß auch Dir mein Brief ein wenig Freude macht.
Ich habe Deine Sachen durchgesehen und gefunden, daß Du vielleicht doch ein bißchen zuwenig Hemden und Socken mitgenommen hast. Das neue Hemd ist von Vater, die Sok-ken sind von mir. Hoffentlich passen sie Dir.
Und wenn Du schmutzige oder zerrissene Wäsche hast, dann schick sie mir ruhig oder schreib, was Du brauchst. Du wirst übrigens staunen, wenn Du nach Hause kommen wirst. Dein Vater hat nämlich die Wohnung um ein Zimmer größer gemacht. Du weißt, das
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