Zentaurengelichter
Garrett?«
»Ich habe einen Job für dich.«
»Hoffentlich keine Dummheit, die mit Eierkopf Zarth zu tun hat.«
»Nein. Ich habe einen Auftrag, für den ich etwas Rückendeckung brauche. Ich kann Eierkopf dafür dankbar sein, daß er mich daran erinnert hat, wie sehr meine Gesundheit leiden muß, wenn ich nicht bald Hilfe bekomme.«
»Wieviel ist drin?«
»Für mich zehn Prozent von hunderttausend Talern, plus Spesen. Du gehörst zu den Spesen.«
Er pfiff tonlos, und der gespitzte Mund ließ seine dunklen, scharfgeschnittenen Züge noch markanter erscheinen. »Was müssen wir tun? Die venagetischen Kriegslords umlegen?«
»Du bist näher dran, als du glaubst. Ich muß in den Cantard, um eine Frau zu finden, die gerade mindestens hunderttausend geerbt hat. Ich soll sie überreden, entweder herzukommen und Anspruch darauf zu erheben oder zum Vorteil des nächsten in der Erbfolge zu verzichten.«
»Das hört sich nicht so schlimm an. Bis auf den Teil mit dem Cantard.«
»Es gibt ein paar Leute, die der Ansicht sein könnten, daß der Verblichene kein Recht hatte, das Geld zu vererben. In der Familie des Verblichenen verspüren einige einen starken Widerwillen dagegen, ein derart großes Vermögen an einen Fremden weiterzureichen. Es besteht die Gefahr ähnlicher Probleme auf Seiten der Erbin. Möglicherweise war ihr Verhältnis zum Verstorbenen unkeusch.«
»Ich mag es, wenn du schmutzige Worte aussprichst, Garrett. Und ich mag es, wie Geld euch Menschen verändert. Es ist das einzige, was euch davor bewahrt, völlig langweilig zu werden.«
Dazu konnte ich nichts sagen. Manche Leute sind wirklich komisch, was Geld angeht.
»Ich denke, dein Auftraggeber hat selbst ein persönliches Interesse an dieser Sache, sonst würde er zu der Fraktion gehören, die alles in der Familie halten will.«
»Könnte sein.«
»Gibt er sich genauso nebulös wie du?«
»Könnte sein. Hast du Interesse?«
»Könnte sein.«
Ich zuckte.
Er grinste. »Angenommen, ich würde dir eine Weile nachlaufen? Du bist doch ein geschwätziger Bursche. Ich lasse es dich wissen, wenn du genug ausgeplaudert hast, daß ich mich entscheiden kann.«
»Welch schöner Tag! Die Freude deiner Gesellschaft, ohne dafür zahlen zu müssen. Also gut.«
»Wer sagt, daß du dafür nicht zahlen mußt?«
»Ich. Ohne Moos nix los.«
»Du hast ein Problem mit deiner Überheblichkeit, Garrett. Also gut. Was hast du als nächstes vor?«
»Ich werde mir erst mal zwei Pfund Steak reinschieben.«
Er rümpfte die Nase. »Wegen dieses roten Fleischs riecht ihr Menschen so komisch. Wo treffen wir uns?«
Ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
»Da sind noch ein paar Sachen zu erledigen«, sagte er gelassen.
Ich warf einen Blick auf die Tür zum Nebenraum. »Verstehe. Ich komme wieder.«
9. Kapitel
Morpheus hatte um den heißen Brei herumgeredet, bis meine wiederhergestellte gute Laune, die mir Bier und ein voller Magen beschert hatten, fast verloren war. »Du hast einen fundamentalen Charakterfehler, Garrett. Ich glaube, es ist ein Problem mit deinem Selbstbild. Neunundneunzig von hundert Leuten sagen jeden Quatsch, der ihnen in den Sinn kommt, und scheren sich nicht darum, was andere davon halten. Bei dir ist jedes Wort gleich ein Vertrag mit den Göttern.«
Finster blickte ich die Straße hinauf. In meiner Wohnung brannte Licht.
»Du kannst reden, ohne so zu tun, als hättest du etwas verbrochen, Garrett. Verdammt, du solltest es machen wie ich. Glaub jedes Wort, das du sagst, als sprächen die Götter höchstselbst, wenn du es sagst, und dann vergiß es am nächsten Morgen. Ehrlich zu scheinen zählt mehr als tatsächliche Wahrheitsliebe. Menschen müssen nur wenige Minuten an etwas glauben. Sie kennen das Spiel. Nimm die Frau, mit der ich heute Abend zusammen war. Liebe ich sie? Liebt sie mich? Höchst unwahrscheinlich. In der Öffentlichkeit möchte sie nicht mit mir gesehen werden. Und trotzdem mußte ich die Worte sagen.«
Ich weiß nicht, wie er darauf kam. Er schweift gern ab. Meistens ignoriere ich es. »Du wirst doch bezahlt, oder nicht?«
»Sieht so aus.«
»Sind es Freunde?«
»Meine Freunde haben bessere Manieren.«
»Ich hätte gedacht, du würdest endlich zugeben, daß du keine Freunde hast. Gehst du rein?«
»Ja. Bleibst du bei mir oder nicht?«
»Fürs erste jedenfalls. Meine Bargeldlage ist nicht, wie sie sein sollte. Ich habe in letzter Zeit einige finanzielle Rückschläge erlitten.«
»D’Guni läuft
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