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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Platz für noch einen Menschen wäre.«
    Ein paar Sekunden dachte ich, sie wünschte sich, es gäbe einen anderen Menschen in ihrer Welt. Dann sagte sie: »Schade, daß wir uns nicht unter anderen Umständen begegnet sind.«
    »Ja«, sagte ich, ohne es zu meinen. Sie wäre ein Problem, egal unter welchen Umständen. So war sie gestrickt.
    »Wir haben keine Gemeinsamkeiten, was?«
    »Nicht wirklich. Es sei denn, Sie hätten etwas für Ihre Bruder empfunden. Ich mochte Denny. Wie steht es mit Ihnen?«
    Da hatte ich etwas berührt. Endlich.
    »Es ist nicht fair, wie er gestorben ist. Er war der netteste Mensch, den ich kannte. Auch wenn er mein Bruder war. Diese Cantard-Schlampe …«
    »Langsam!« fuhr ich sie an, was soviel von mir verriet, daß sie mich staunend betrachtete.
    »Was ist für Sie bei dieser Sache drin, Garrett? Abgesehen von der Gelegenheit, sich die Taschen zu füllen? Niemand geht in den Cantard, nur um Geld zu verdienen.«
    Ich dachte an Morpheus Ahrm, als sie das sagte. Ich dachte an mich. Ich wunderte mich über mich selbst. Garrett. Harter Bursche. Nicht umzuwerfen. Emotional nicht zu berühren. Und doch stand ich kurz davor, etwas zu tun, was kein Schwachkopf allen Ernstes tun würde.
    Wie der alte Tate wollte ich die Frau sehen, die Denny an die Leine gelegt hatte.
    Rose und ich tauschten Blicke. Sie gelangte zu dem Schluß, daß sie von mir nichts erfahren würde. »Seien Sie vorsichtig, Garrett. Damit Sie heil zurückkehren. Besuchen Sie mich, wenn alles vorbei ist.«
    »Es würde nicht funktionieren, Rose.«
    »Es könnte Spaß machen, es zu versuchen.«
    Sie stolzierte die Treppe hinauf.
    Aus dieser Perspektive sah sie wirklich gut aus. Vielleicht …
    Sekunden, nachdem die Tür zugeknallt war, während der gesunde Menschenverstand noch um sein Leben kämpfte, lugte ein kupferbekränztes Gesicht von der obersten Stufe zu mir herab. »Verschwende keinen Gedanken daran, Garrett. Ich könnte dich nicht mehr lieben.«
    Dann war auch Tinnie verschwunden.
    Ich schnappte nach Luft und sagte ein paarmal »Uff!«, dann sattelte ich die Hühner und machte mich auf den Weg.
    Sie war nicht mehr da, als ich nach oben kam. Ich war mit dem Toten allein. Dennys Freund. Weder Rose noch Tinnie waren zu sehen, als ich in den Garten trat. Ich schloß die Tür und durchsuchte kurz die Taschen des toten Mannes.
    Irgendein Aasfresser war mir zuvorgekommen. Sie waren leer.

 
13. Kapitel
     
    Irgendwie schaffte der alte Tate die Leiche weg. Warf sie wahrscheinlich in den Fluß. Ich habe nicht gefragt und auch nichts mehr davon gehört. Eine Menge Leute, von denen man nie mehr gehört hat, haben dieses letzte Bad genommen.
    Ich plazierte Morpheus und die Drillinge in Dennys Wohnung. Morpheus hielt das für eine wunderbare Idee. Da das der Fall war, hing ich den Abend über in seiner Kneipe rum, umgeben von messerscharfen Blicken der Mischlinge, in der Hoffnung auf einen Geistesblitz, der seine Bereitwilligkeit, mir auf dieses Himmelfahrtskommando zu folgen, erhellen würde.
    Ich fand nichts, das heller als Kerzenlicht gewesen wäre.
    Allerdings stellte ich fest, daß ich nicht der einzige war, der etwas suchte.
    Man entwickelt einen sechsten Sinn, wenn man lange genug dabei ist. Meiner fand schon in der ersten Viertelstunde zwei Schwergewichtler. Einer war menschlich und sah aus, als könnte er Eierkopf die Stirn bieten. Der andere war so häßlich und drückte sich so tief in seine dunkle Ecke, daß ich nicht sehen konnte, was er war. Sicher ein Mischling, wahrscheinlich mit einem Troll oder Kobold im Blut, aber mehr als das. Er war so breit wie lang. Sein Gesicht war mehrfach umgearbeitet worden, wahrscheinlich zum besseren.
    Der Barmann wußte, daß ich etwas mit Morpheus laufen hatte. Er blieb zivil. Ich erkundigte mich nach den Männern, die mir aufgefallen waren.
    »Kenn’ ich nicht. Der Häßliche war gestern abend schon hier. Zum ersten Mal. Hat sich den ganzen Abend an einem Bier festgehalten, das er selbst mitgebracht hat. Ich hätte ihn rausgeworfen, aber dann hat er doch eine Mahlzeit bestellt.«
    »Das hätte ich mir gern angesehen.« Ich nahm meinen halben Liter Wasser, der hier als Bier durchging, und gab ihm ein Trinkgeld, das die Schärfe aus meinem Scherz nehmen sollte. »Sind die Jungs vom Oberboß?«
    »Nur, wenn sie von außerhalb kommen.«
    Das hatte ich mir gedacht. Ich kannte sie nicht, aber sie sahen aus wie der wandelnde Ärger.
    Na, das juckte mich nicht. Solange sie sich nicht für

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