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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Mike und Pater Rhyne sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Ich widersprach ihrer Vermutung nicht. Pater Mike erklärte ich: »Seht, ob Ihr eine Steckrübe auftreiben könnt. Und wenn es nicht viel Mühe kostet, preßt einen halben Liter Saft daraus und bringt ihn her.«
    »Ein Glas kaltes Quellwasser genügt«, sagte Morpheus. Kalt. Genügen. Ich beschloß, ihn nicht so hart ranzunehmen.
    Als unser Führer draußen war, gestand Rater Rhyne: »Ich wollte Mike für eine Weile aus dem Weg haben. Er neigt zum Tratschen. Sie wollen sicher nicht, daß diese Sache weiter als nötig Verbreitung findet. Sie suchen also Kayean Kronk. Warum hier?«
    »Die Kronks waren eine religiöse Familie. Dies war ihre Gemeinde. Ich weiß, daß sie vor einiger Zeit geheiratet hat, aber ich kenne den Namen ihres Mannes nicht. Es sähe ihr ähnlich, eine große konfessionelle Hochzeit zu feiern. Falls sie es getan hat und diese hier stattfand, müßte der Name des Bräutigams in den Akten zu finden sein.«
    »Sie hat nicht in der Kirche geheiratet. Nicht in dieser Gemeinde und auch in keiner anderen.« Etwas Seltsames und Vieldeutiges lag in der Art, wie er es sagte.
    »Könnten Sie mir die eine oder andere brauchbare Spur zu jemandem aus ihrer Familie geben, der vielleicht bereit wäre, uns zu helfen?«
    Er beäugte mich eine halbe Minute lang. »Sie scheinen ein einigermaßen ehrlicher Bursche zu sein, wenn auch nicht vollkommen offen. Aber vermutlich ähneln sich unsere Berufe in dieser Hinsicht. Sie haben den Sair zufriedengestellt, der die Augen eines Bussards hat, wenn es darum geht, den Charakter eines Menschen einzuschätzen. Ich will Ihnen helfen, sofern ich nicht gegen das Beichtgeheimnis verstoßen muß.«
    »Also gut. Wie können Sie mir helfen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann Ihnen nicht sagen, wo sie ist.«
    »Ist es eine vertrauliche Information?«
    »Nein, ich weiß es nicht.«
    »Was ist mit dem Namen des Mannes, den sie geheiratet hat?«
    »Auch den kann ich Ihnen nicht nennen.«
    »Vertraulich oder weiß nicht?«
    »Sechs vom einen, ein halbes Dutzend vom anderen.«
    »Also gut. Ich werde mir das volle Dutzend woanders besorgen. Können Sie mir sagen, wo ich jemanden aus ihrer Familie finden kann?«
    »Nein.« Bevor ich fragen konnte, hob er eine Hand und sagte: »Unwissenheit, nicht Verschwiegenheit. Es ist zwei Jahre her, daß ich etwas von den Kronks gehört habe. Ihr Bruder Kayeth wurde ausgezeichnet und für seinen Anteil am Sieg von Latigo Wells zum Major der Kavallerie befördert.«
    Morpheus rührte sich kaum merklich. Ein weiterer Kavallerist. Das konnte etwas bedeuten, vielleicht auch nicht. Kayeth war jünger als Kayean, also auch jünger als Denny und ich, was bedeutete, daß ihre Dienstzeiten sich vielleicht nicht überschnitten hatten.
    Idiot! Sie mußten sich auch nicht überschneiden, wenn Denny nach mir ihr Liebhaber gewesen war.
    »Erinnern Sie sich daran, in welcher Einheit er gedient hat?«
    »Nein.«
    »Egal. Das müßte sich leicht herausfinden lassen. Wann haben Sie Kayean zuletzt gesehen?«
    Darüber mußte er nachdenken. Ich dachte, er könnte sich nicht erinnern, aber ich täuschte mich. Er wägte mögliche Konsequenzen ab. Er nannte mir die Stunde und den Tag – vor etwas mehr als sechs Jahren – und fügte hinzu: »Von diesem Augenblick an existierte sie in den Augen der Kirche nicht mehr.«
    »Mh?«
    Morpheus sagte: »Er meint, sie wurde exkommuniziert, Garrett.«
    Pater Rhyne nickte.
    »Weshalb?«
    »Die Gründe für eine Exkommunikation werden nur der Seele eröffnet, welcher man die Gnade Gottes verwehrt.«
    »Einen Moment.« Ich war verwundert. »Sprechen wir hier von ein- und derselben Frau?«
    »Ganz ruhig, Garrett«, sagte Morpheus. »Exkommunikation bedeutet nicht notwendigerweise, daß aus ihr ein religiöser Desperado wurde. Sie verurteilen einen, wenn man sich nicht das gesamte Vermögen aus der Tasche ziehen läßt. Oder wenn du eine Frau bist, die ihnen nicht zu Diensten sein will.«
    Das war eine absichtliche Provokation. Pater Rhyne nahm sie besser auf als erwartet. »Ich habe gehört, daß solche Dinge im Norden vorkommen sollen. Hier nicht. In diesem Bistum herrscht militärische Strenge. Ein Priester, der so etwas versucht, wird gepfählt wie ein Vampir. Die Gründe für Kayeans Exkommunikation lagen im Rahmen der Gesetze unserer Kirche.«
    Ich schritt ein, bevor Morpheus seine Ansichten zu güldenen Gesetzen preisgab, die erklärten, er habe keine Seele und

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