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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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geschickt hat, keine Dokumente durchsehen dürfen, die jeder Vagabund aus den Straßen Full Harbors studieren darf.« Er ging fort, um sein Grundbuch wegzubringen.
    Zwei-Unzen starrte mich an, während ich aufräumte. Ich glaube, er sah nur noch bevorstehende Katastrophen. Es gibt keine unsichereren Menschen als kleine Funktionäre auf ruhigen Posten, die sie schon lange besetzt halten. Sie haben schon so lange nichts mehr getan, daß sie nur noch nichts tun können. Die Aussicht auf Arbeitslosigkeit ruft in ihnen tödliches Entsetzen hervor.
    »Fertig?« fragte Morpheus, als er wiederkam.
    »Wenn du soweit bist …«
    »Gehen wir. Wir sehen uns morgen früh, mein Freund.«
    Der Mann drehte sich langsam um, als wir gingen, nach wie vor mit leerer Miene. Aber das Gift machte sich in seinen Augen breit. Haß und Machtgier machen gemeine Lügner aus Menschen, die behaupten, sie stünden im Dienst der Öffentlichkeit.

 
25. Kapitel
     
    »Wie war ich?« fragte Morpheus, als wir durch die Eingangstür drängten. Er grinste.
    »Nicht übel. Vielleicht ein Scheibchen zu dick aufgetragen.«
    Er wollte debattieren, aber ich schnitt ihm das Wort ab. »Hast du was rausgefunden?«
    »Nur, wenn dich interessiert, daß das Haus von Madame Kronk verkauft wurde, eine angemessene Zeit nach dem Datum auf dem Friedhofsobelisken, an einen Menschen mit dem unglaublichen Namen Zeck Zack, und zwar für einen vernünftigen Marktpreis. Schon mal von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Hast du was in Erfahrung gebracht?«
    »Nur, daß die zivile Stadtverwaltung eher ungenau festhält, wer stirbt und wer geboren wird.«
    »Oh. Und da die Kronks Prominente sind, kann man sich vorstellen, was mit den einfachen Leuten passiert.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Man dreht jeden Stein um, bis man eine Fährte findet. Wo ist der Komiker, der die Kutsche mitgenommen hat?«
    »Wahrscheinlich in der nächsten Tränke, um dein Trinkgeld zu versaufen.«
    »Dann holen wir sie eben selbst. Wir sind große Jungs. Wir kommen damit klar.« Wir bogen in die Gasse zwischen Rathaus und Gefängnis ein. Für eine städtische Gasse war sie sauber – wahrscheinlich wegen des Ortes – aufgrund der Uhrzeit jedoch finster.
    Morpheus sagte: »Wahrscheinlich könnten wir einen bestechlichen Richter finden, der uns gegenüber dem Unzenmann den Rücken stärkt.«
    »Ich glaube kaum, daß der alte Tate darauf steht, wenn er das auf meiner Spesenrechnung findet.«
    Ein großer Jemand trat ein Dutzend Schritte vor uns aus der Wand. In diesem Licht war er kaum zu erkennen. Morpheus sagte: »Hinter dir«, stieß einen Schrei aus und flog durch die Luft.
    Ich fuhr herum und duckte mich. Gerade noch rechtzeitig. Ein Knüppel traf Luft, wo eben noch mein Kopf gewesen war. Ich gab dem Kerl einen Tritt in den Grundstock seiner Phantasien, dann schnitt ich ihm in die Wange, als er zum Beten niederkniete. Hinter ihm stand ein Mann, der noch überraschter war als ich. Ich sprang auf, packte seinen Arm und versuchte, ihm einen zu verpassen. Er wollte ein Messer ziehen, während er über meine Schulter starrte, mit panischer Angst im Blick.
    Ich dachte, Morpheus müßte hinter mir inzwischen fertig sein.
    Mein Gegner versuchte, mich mit dem Knie zu rammen, und ich versuchte, ihn ebenfalls mit dem Knie zu rammen, und irgendwann während unseres Tänzchens kam er zu dem Schluß, daß er besser so schnell wie möglich verschwinden sollte. Er wandte sich ab und fing an zu rennen.
    Ich war zufrieden. Ich drehte mich um.
    Morpheus’ Mann war weggetreten. Morpheus selbst krümmte sich und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Sein Gegner schien ihn schwer erwischt zu haben.
    Mein erster lag am Boden, drosch um sich, zuckte und gab ekelhafte Geräusche wie eine Säge von sich. Das Licht war zu schlecht, um es genau zu sehen, aber mir schien, sein Teint war nicht gesund.
    »Was hast du mit ihm angestellt?« krächzte Morpheus.
    »Getreten.«
    »Vielleicht hat er seine Zunge verschluckt.« Morpheus sank auf ein Knie. Vorsichtig bewegte er sich.
    Schließlich bäumte sich der Bursche noch einmal auf, dann war er hinüber. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Morpheus fuhr mit den Fingerspitzen über die Wange des Toten. Einer meiner Ringe hatte ihn geschnitten. Der Schnitt hatte eine ekelhafte Farbe.
    Ich sah auf meine Hand.
    Genau wie Morpheus.
    Die Giftkammer eines der Ringe war von der Wucht des Hiebes aufgegangen.
    »Wir müssen ihn loswerden«, sagte Morpheus.
    »Schnell. Bevor hier jemand

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