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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Harbor abzuklappern. Wir haben einen Besuch bei der Militärverwaltung gewonnen, wo wir fragen können, ob sie uns helfen, den ehemaligen Major Kayeth Kronk aufzutreiben.«
    Darauf freute ich mich nicht sonderlich. Wahrscheinlich hielten sie uns für venagetische Spione.
    »Was jetzt?«
    »Wir könnten es versuchen. Wir könnten aber auch ins Rathaus gehen, obwohl ich nicht glaube, daß wir da viel finden werden. Oder wir könnten zum Gasthaus zurück, und ich könnte rumliegen und an die Decke starren und mich fragen, was eine empfindsame junge Frau anstellen muß, um exkommuniziert zu werden.«
    »Das klingt nicht gerade produktiv. Und die Rangelei mit dem Militär – selbst wenn man sie nur dazu bringen will, uns zu sagen, daß wir verschwinden und sie in Ruhe lassen sollen – scheint mir eher ein Ganztagsjob zu sein.«
    »Dann also ins Rathaus.«
     
    Gerade stiegen wir die Stufen hinauf, als eine Stimme rief: »He! Sie da!«
    Wir blieben stehen und drehten uns um. Neben der Kutsche stand ein Stadtangestellter von der Sorte, die Waffen trägt und Bürger vor der Bosheit ihrer Nachbarn schützen soll, aber die meiste Zeit damit zubringt, sich die Taschen zu füllen und den Ruf der Reichen und Mächtigen zu schützen. »Ist das Ihre?«
    »Ja.«
    »Die können Sie hier nicht stehenlassen. Wir möchten keine Pferdeäpfel vor dem Rathaus.«
    Trotz seiner freundlichen Formulierung zeigte seine Positur Gewicht. Ich marschierte die Treppe hinunter. »Hätten Sie denn einen Vorschlag, wo ich sie lassen könnte?«
    Er wußte nicht, mit wem er es zu tun hatte. Wir waren in einer hübschen Kutsche vorgefahren. Wir waren gut gekleidet. Morpheus sah ein wenig wie ein Leibwächter aus. Ich trug eine Miene von engelsgleicher Unschuld zur Schau. Ein Verdacht glitt durch seinen langsamen Verstand. Ich hatte ihn direkt gefragt, um ihm das Maul zu stopfen.
    »Normalerweise bitten wir Besucher, ihre Fahrzeuge im Hof hinter dem Rathaus abzustellen, Sir. Ich könnte den Wagen für Sie hinbringen, wenn Sie wollen.«
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen. Dafür wäre ich Ihnen wirklich dankbar.« Ich holte etwa das anderthalbfache des üblichen Trinkgelds für eine derartige Gefälligkeit hervor. Genug, ihn zu beeindrucken, nicht genug, um seine Verachtung oder sein Mißtrauen auf mich zu ziehen.
    »Danke, Sir.«
    Wir sahen, wie er in eine schmale Durchfahrt zwischen dem Rathaus und dem Stadtgefängnis fuhr.
    »Raffiniert, Garrett.«
    »Was?«
    »Du hättest Hochstapler werden sollen. Nur mit Tonfall, Haltung und Gestik hast du ihn rangekriegt. Raffiniert.«
    »Es war ein Experiment. Hätte er nur zwei Unzen Hirn, die sich aneinander reiben könnten, hätte es nicht funktioniert.«
    »Wenn er zwei Unzen Hirn hätte, könnte er ein ehrliches Leben führen.«
    Ich glaube, Morpheus’ Meinung über sogenannte öffentliche Bedienstete ist nicht weniger zynisch als meine.
     
    Der nächste Beamte, dem wir begegneten – auf einer Ebene, die über das übliche Wo-geht’s-hier-lang hinausging –, besaß zwei Unzen Hirn. Wenn auch nur gerade so eben.
    Ich suchte in etwas herum, das als Full Harbors Einwohnerstatistik galt, und fand heraus, daß vier von Kronks Kindern gar nicht registriert waren. Morpheus, der seinen eigenen Ideen nachging, wühlte zwischen den Grundstücksplänen herum und brachte einen davon herüber. Er setzte sich auf den Boden und studierte ihn.
    Zwei-Unzen tauchte aus dem Nichts auf und bellte: »Was, zum Teufel, machen Sie da eigentlich?«
    »Recherchen«, erwiderte ich mit der Stimme der Vernunft.
    »Verschwinden Sie hier, und zwar auf der Stelle!«
    »Warum?« Wiederum die Vernunft in Person.
    Das ließ ihn kurz stutzen. Beide Unzen stolperten kurz jemandem mit mehr Autorität hinterher, dann kam der niederträchtige städtische Speichellecker ans Tageslicht: »Weil ich es sage.«
    Morpheus brachte sich ins Spiel. »Es handelt sich hier um Listen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind.«
    Damit blieb Zwei-Unzen nur sein aufgeplustertes Gefieder, denn er war sich seiner Sache nicht sicher. »Ich werde ein paar Wachen rufen und euch Schlaumeier draußen vor der Tür auf den Arsch setzen lassen.«
    »Das wird nicht nötig sein.« Morpheus schloß das Grundbuch. »Sie müssen hier keine Szene machen. Die Angelegenheit kann warten, bis Sie sie morgen früh dem Richter erklären.«
    »Richter? Welchem Richter?«
    »Dem Richter, der Sie fragen wird, warum zwei ehrenwerte Ermittler wie wir, die man extra aus TunFaire

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