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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Felsbrocken, der doppelt so groß war wie ich, und zermalmte der Kreatur den Kopf.
    Mehrere Sekunden lang beobachtete ich, wie das Fleisch sich in Gelee verwandelte und von den Knochen glitt. Dann, als wäre der Tod des Vampirs ein Signal, kam mir die Offenbarung.
    Ich wußte eine Richtung.
    Wenn erst die Sonne aufging …
    Falls sie aufging. Morpheus und Marsha steckten noch mitten im Kampf. Doris wollte ihnen helfen. Er sammelte seinen Drei-Meter-Knüppel auf. Es schüttelte mich am ganzen Körper, als auch ich hinüberlief.
    Als wir sie erreichten, riß sich der zweite Vampir los. Er schlug am Boden auf, dann schnellte er mit einem dieser Dreißig-Meter-Sprünge in die Luft, die Unwissende glauben lassen, sie könnten fliegen.
    Der Sprung führte ihn direkt zu mir.
    Ich glaube kaum, daß es seine Absicht war. Ich glaube, er sprang blindlings auf das Feuer zu. Aber er sah mich, als er näherkam. Sein Mund ging auf, die Eckzähne schimmerten, seine Augen leuchteten, er streckte die Klauen aus …
    »Er« oder »es«? Im lebenden Zustand war es männlich gewesen. Es konnte sich selbst fortpflanzen. Aber verdiente es …?
    Doris’ Knüppel traf ihn mit festem Wump! Im hohen Bogen flog der Vampir wieder dorthin zurück, woher er gekommen war, und fiel Marsha vor die Füße. Marsha begrub ihn unter einem Felsen, bevor er sich wieder rühren konnte … falls er sich überhaupt hätte rühren können.
    Ich ging nicht weiter. Ich steuerte das Feuer, das nächste dieser schalen Fässer und hoffentlich einige nicht eben nüchterne Überlegungen an.
    Dojango bebte noch schlimmer als ich, aber er war bei der Arbeit, schürte das Feuer mit einer Hand und hielt die Armbrust mit der anderen auf Zeck Zack gerichtet. Er hob nicht den Kopf, um nachzusehen, wer oder was auf ihn zukam.
    Wieder zerriß ein Zwanzig-Meilen-Schrei den Schleier der Nacht.

 
42. Kapitel
     
    »Ich sehe zwölf«, sagte ich. »Einer ist lahm. Wenn ich noch länger durch dieses Fernrohr starre, fallen mir die Augen raus.«
    Morpheus nahm das Fernglas und betrachtete die Einhörner, die um das Flußbett spielten und so taten, als wären wir nicht in der Nähe.
    Morpheus reichte Dojango das Fernglas. An Zeck Zack gewandt erklärte er: »Eine Ihrer Fallen hat funktioniert.«
    An diesem Morgen sprach der Zentaur nicht mit uns.
    Ich zog mich auf eine höhere Ebene zurück, um besser sehen und über die Offenbarung der letzten Nacht nachdenken zu können, die ich bisher für mich behalten hatte.
    Sie war eine Linie, auf der Kayean und ich zwei Punkte darstellten. Das Problem war, daß die Linie durch mich hindurch lief, so daß ich nicht sicher sein konnte, welche Richtung zu Kayean führte und welche von ihr weg.
    Dieses Problem hatte die Alte Hexe nicht erwähnt.
    Ich neigte dazu, südöstlich zu ziehen. Damit läge das Nest näher an Full Harbor und den Straßen ins Kriegsgebiet. Außerdem lag ein großer, vielversprechender Tafelberg in dieser Richtung.
    »Hey!«, rief ich hinab. »Gibt mir mal jemand das Fernglas?«
    Mürrisch kam Morpheus herauf. »Wer war eigentlich bisher dein Knecht?«
    »Ein Flaschengeist. Aber irgendwer hat gestern abend seine Flasche ins Feuer geworfen.« Ich stellte das Fernglas auf den Tafelberg ein und fragte: »Wieso hast du gestern abend mit diesem Vieh so lange gebraucht?«
    »Ich wollte ihn zum Reden bringen. Er war noch neu, eben erst vom Blutsklaven aufgestiegen. Nicht blutsgeboren. Ich dache, ich könnte ihn brechen. He! Der Hengst und zwei Stuten laufen weg.«
    Das taten sie. Im Galopp stürmten sie denselben Weg hinauf, den wir gekommen waren. Die anderen Einhörner verschwanden hinter den verdörrten Bäumen entlang des Flußbettes. Ich schwang das Fernglas herum. »Hast du irgendwas erfahren, was uns weiterhelfen könnte?«
    »Nichts, was von Interesse wäre. Was ist los?«
    »Jemand kommt den Weg herauf. Zu weit weg, um sicher sein zu können, aber es sieht aus wie eine große Gruppe.«
    Er nahm das Fernglas. »Fortuna, du zahnlos grinsende Hure. Hier sitzen wir, von Einhörnern in die Enge getrieben, und da drüben – das wette ich – kommt dein Freund, der Major.«
    »Ich wette erst, wenn sie nah genug sind, daß man ihre Gesichter erkennen kann.«
    »Du willst dir deiner Sache immer sicher sein.«
    »Ich hatte noch nie Spielschulden.«
    Finster blickte er mich an und gab mir das Fernglas zurück.
     
    Das männliche Einhorn war wieder da. Mit den abgerichteten Hunden lauerte es hinter dem Sichtschutz, der die

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