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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sagte sie. »Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass Molly dich dazu gezwungen hat.«
    Bei diesen Worten riss Molly den Kopf herum, hielt aber den Mund, als die Kamera sich auf sie richtete.
    Charlotte hatte die Augen geschlossen; vielleicht weinte sie auch. Ich wurde Zeuge eines ganz privaten Augenblicks … eines viel zu privaten Augenblicks. Also legte ich die Hand auf das Kameraobjektiv und drückte es sanft in Richtung Boden.
    Der Kameramann schaltete sein Gerät ab.
    Charlotte saß im Schneidersitz auf der Matte und hielt dich umschlungen. Du hast zu Tode erschöpft ausgesehen. Ich schaute zu, wie sie dir das Haar streichelte. Dann stand sie auf, hob dich auf die Arme und drehte sich so zu uns um, dass du uns nicht sehen konntest. »Haben Sie das auf dem Film?«, fragte sie.
    Ich habe im Fernsehen einmal einen Bericht über zwei Paare gesehen, deren Neugeborene im Krankenhaus versehentlich vertauscht worden waren. Das stellte sich erst Jahre später heraus, weil eines der Kinder eine furchtbare Erbkrankheit bekam, auf die es im Erbgut der Eltern keinerlei Hinweis gab. Die andere Familie wurde ausfindig gemacht, und die Mütter mussten ihre Söhne tauschen. Eine der beiden – ausgerechnet die, die ihr gesundes Kind zurückbekam – war absolut untröstlich. »Er fühlt sich falsch an in meinen Armen«, schluchzte sie immer wieder. »Er riecht nicht wie mein Junge.«
    Ich fragte mich, wie lange es dauerte, bis ein Baby das eigene war, bis sich Vertrautheit einstellte. Vielleicht so lange, wie ein neues Auto brauchte, um diesen Geruch zu verlieren, oder ein neues Haus, um einzustauben. Vielleicht war das der Prozess, den man gemeinhin als »Bindung« bezeichnete: bei dem man sein Kind genauso gut kennenlernte, wie man sich selbst kannte.
    Aber was, wenn das Kind die Eltern nicht so gut kannte?
    Wie zum Beispiel ich meine biologische Mutter. Oder du deine. Hast du dich je gefragt, warum deine Mutter mich engagiert hat? Warum du von einem Kamerateam begleitet wurdest? Oder ob deine Mutter bei der Physiotherapie deine Tränen absichtlich provoziert hat, um die Geschworenen zu beeindrucken?
    Charlottes Worte hallten mir noch in den Ohren: Es tut mir leid, dass Molly dich dazu gezwungen hat. Aber nicht Molly, sondern Charlotte war es gewesen, die darauf bestanden hatte. Hatte sie es wirklich getan, weil sie wollte, dass du nach dem Armbruch deine Reichweite zurückbekamst? Oder weil sie wusste, dass du vor Schmerzen weinen würdest?
    Ich war keine Mutter, und vielleicht würde ich auch nie eine sein. Aber ich hatte eine ganze Reihe Freunde, die ihre Mütter nicht ertragen konnten – entweder waren sie immer zu distanziert oder zu erdrückend; sie beschwerten sich zu viel oder bemerkten zu wenig. Zum Erwachsenwerden gehörte es, sich von seiner Mutter zu lösen.
    In meinem Fall war das anders. Ich war mit einem winzigen Puffer zwischen mir und meiner Adoptivmutter aufgewachsen. In Chemie habe ich einmal gelernt, dass sich Objekte nie berühren. Die Ionen stoßen einander ab und erzeugen einen nicht messbaren Zwischenraum, sodass es zu keiner wirklichen Berührung kommt, also auch nicht, wenn man sich die Hand gibt. Genauso empfand ich damals für meine Adoptivfamilie. Wir wirkten nach außen hin unzertrennlich, aber ich wusste, dass da immer diese mikroskopisch kleine Kluft zwischen uns sein würde, egal wie sehr ich mich auch bemühte.
    Vielleicht ist das ja normal. Vielleicht stoßen Mütter – bewusst oder unbewusst – ihre Töchter in verschiedener Weise ab. Einige wissen, was sie tun – wie zum Beispiel meine biologische Mutter, die mich an eine andere Familie gegeben hat. Und andere, wie Charlotte, wissen es nicht. Dass sie dich vor der Kamera ausgenutzt hatte, wenn auch, wie sie glaubte, zu deinem Besten, weckte Hass in mir – Hass auf sie und Hass auf diesen Fall. Ich wollte das Filmen einstellen; ich wollte so weit wie möglich weg von ihr, bevor ich etwas tat, das in meinem Job streng verboten war: ihr zu sagen, wie ich wirklich über sie und ihre Klage dachte.
    Doch noch während ich darüber nachdachte, wie ich das beenden könnte, bekam ich, was ich wollte: eine Krise. Nicht in der Form eines Knochenbruchs, sondern in Form von Geräteversagen. Während Charlotte nach der Schule dein Equipment zusammenpackte, sah sie, dass der Reifen am Rollstuhl einen Platten hatte.
    »Willow«, sagte sie genervt. »Hast du das nicht bemerkt?«
    »Haben Sie keinen Ersatz?«, fragte ich und stellte mir einen

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