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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dieser kurvenreichen Figur – deretwegen sie sich immer stresst, weil sie nicht wie Piper Größe vier hat – verbergen sich Muskeln, die dich überraschen würden, Muskeln, die sie beim jahrelangen Mehlschleppen als Konditorin entwickelt hat und später, als sie dich und deine Ausrüstung hat tragen müssen.
    »Alles in Ordnung mit dir, Schatz?«, murmelte ich in ihr Haar. Charlotte roch nach Äpfeln und Sonnencreme. Sie hatte darauf bestanden, dass wir uns alle eincremen, noch bevor wir den Flughafen von Orlando verlassen. Nur um sicherzugehen , hatte sie gesagt.
    Sie antwortete nicht, sondern nickte nur an meiner Brust.
    Dann hallte ein Schrei durch den Gang, und wir sahen Amelia auf uns zufliegen. »Ich habe ihn vergessen, Mom«, schluchzte sie. »Ich habe vergessen, den Arztzettel mitzunehmen. Es tut mir leid. Es tut mir ja so leid.«
    »Niemand hat hier irgendwelche Schuld.« Ich kniete mich hin und wischte Amelia die Tränen aus dem Gesicht. »Machen wir, dass wir hier rauskommen.«
    Der diensthabende Sergeant hatte angeboten, uns in einem Streifenwagen zum Krankenhaus zu fahren, aber ich ließ uns stattdessen ein Taxi rufen. Sollten sie ruhig an ihrem schlechten Gewissen ersticken. Ich würde ihnen keine Gelegenheit geben, es auch nur ansatzweise wiedergutzumachen.
    Als das Taxi vor dem Haupteingang hielt, gingen wir drei nach draußen. Ich ließ Charlotte und Amelia den Vortritt und stieg dann ebenfalls ein. »Zum Krankenhaus«, sagte ich zu dem Fahrer, schloss die Augen und lehnte mich zurück.
    »Gott sei Dank«, sagte deine Mutter. »Gott sei Dank, es ist vorbei.«
    Ich öffnete noch nicht einmal die Augen. »Nein. Gar nichts ist vorbei«, erwiderte ich. »Jemand wird dafür bezahlen.«

Charlotte
    Es reicht, wenn ich sage, dass die Heimfahrt nicht gerade angenehm war. Man hatte dir einen Spreizgips angelegt, einen sogenannten Petriecast, sicherlich eines der qualvollsten Heil­instrumente, die je von Ärzten ersonnen wurden. Dabei handelte es sich um eine regelrechte Schale aus Gips, die dir von den Knien bis zu den Rippen reichte. Dein Oberkörper war leicht zurückgebogen, und die Beine waren gespreizt, sodass die Knochen korrekt verheilen konnten. Folgendes hatte man uns dazu gesagt:

Du solltest diese Schale vier Monate lang tragen.

Dann würde man sie entzweischneiden, und du müsstest wochenlang wie eine Auster in einer Schalenhälfte zubringen und deine Bauchmuskeln trainieren, damit du wieder aufrecht sitzen kannst.

Der kleine quadratische Ausschnitt am Bauch sollte deinem Magen Platz geben, damit er sich trotz Gips beim Essen ausdehnen kann.

Der breite Spalt zwischen deinen Beinen sollte dir ermöglichen, aufs Klo zu gehen.
    Und Folgendes hat man uns nicht gesagt:

Du würdest weder imstande sein, dich vollständig aufzusetzen, noch, dich hinzulegen.

Du würdest nicht in einem normalen Sitz zurück nach New Hampshire fliegen können.

Du würdest dich noch nicht einmal im Fond des Wagens hinlegen können.

Du würdest nicht über längere Zeit bequem in deinem Rollstuhl sitzen können.

Deine Kleider würden nicht über den Gips passen.
    Wegen dieser Schwierigkeiten konnten wir unser Hotel in Florida nicht sofort verlassen. Wir liehen uns einen Van mit drei Sitzreihen und setzten Amelia ganz nach hinten. Die mittlere Reihe bekamst du, und die polsterten wir mit Decken von Wal-Mart aus. Auch kauften wir Männer-T-Shirts und Boxershorts, die sich wegen der elastischen Bündchen über den Gips streifen ließen. Die überschüssige Weite korrigierten wir an der Seite mit Haargummis, und wenn man nicht zu genau hinschaute, sah das gar nicht mal so schlecht aus. Modisch waren die Shorts natürlich nicht, aber sie bedeckten deine Schrittpartie, die andernfalls für jedermann sichtbar gewesen wäre.
    So machten wir uns an die lange Heimfahrt.
    Du hast geschlafen. Im Krankenhaus hatte man dir noch einmal Schmerzmittel verabreicht. Amelia löste abwechselnd Kreuzworträtsel und fragte, wann wir endlich zu Hause seien. Wir aßen in Drive-ins, da du nicht am Tisch sitzen konntest.
    Als wir sieben Stunden unterwegs waren, rutschte Amelia auf ihrer Bank herum. »Wisst ihr, dass Mrs. Grey uns immer über die coolen Sachen schreiben lässt, die wir in den Ferien gemacht haben? Ich werde erzählen, dass ihr euch den Kopf zerbrochen habt, wie man Willow zum Pinkeln auf die Toilette bringen könnte.«
    »Wag das ja nicht«, mahnte ich.
    »Na ja … Wenn ich das weglasse, wird

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