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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Gewichtheben gewonnen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich den Kerl zu Brei schlagen können. Das brachte mir allerdings wieder in Erinnerung, weshalb er mich verhörte.
    »Mr. O’Keefe«, sagte der Detective. »Lassen Sie uns das noch einmal durchgehen.«
    »Ich will meine Frau sehen.«
    »Das ist im Augenblick nicht möglich.«
    »Sagen Sie mir dann wenigstens, ob es ihr gut geht?«
    Meine Stimme brach am Ende der Frage, und das reichte aus, um den Detective zu erweichen. »Es geht ihr gut«, antwortete er. »Sie ist gerade bei einem Kollegen.«
    »Ich möchte telefonieren.«
    »Sie stehen nicht unter Arrest«, sagte er.
    Ich lachte. »Ja, klar.«
    Er deutete auf das Telefon auf dem Tisch. »Sie müssen die Neun vorwählen, um eine Leitung nach draußen zu bekommen«, sagte er, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust zum Zeichen, dass er mir keine Privatsphäre geben würde.
    »Kennen Sie die Nummer des Krankenhauses, in dem meine Tochter liegt?«
    »Sie können sie nicht sprechen.«
    »Warum nicht? Ich bin nicht inhaftiert«, erklärte ich.
    »Es ist schon spät. Ein guter Vater würde sein Kind nicht wecken wollen. Aber Sie sind ja auch kein guter Vater, nicht wahr, Sean?«
    »Ein guter Vater würde sein Kind nicht allein im Krankenhaus lassen, besonders nicht, wenn es Angst und Schmerzen hat«, konterte ich.
    »Gehen wir erst einmal durch, was wir durchgehen müssen. Vielleicht haben Sie dann ja noch Gelegenheit, ihre Tochter zu erwischen, bevor sie ins Bett geht.«
    »Ich sage kein Wort mehr, bevor ich nicht mit ihr gesprochen habe«, versuchte ich zu verhandeln. »Geben Sie mir die Nummer, und ich werde Ihnen sagen, was heute wirklich geschehen ist.«
    Der Detective starrte mich eine Minute lang an – auch diese Technik kannte ich. Wenn man diesen Job so lange gemacht hat wie ich, kann man in den Augen des Gegenübers die Wahrheit lesen. Ich fragte mich, was er in meinen las. Enttäuschung vielleicht. Hier saß ich, ein erfahrener Polizeibeamter, und ich hatte dich nicht vor alldem bewahren können.
    Der Detective nahm den Hörer ab und wählte. Er ließ sich mit deinem Zimmer verbinden und sprach leise mit der Krankenschwester. Dann reichte er mir den Hörer. »Sie haben eine Minute«, sagte er.
    Du warst benommen – die Schwester hatte dich wecken müssen –, und deine Stimme klang dünn und schwach. »Willow«, sagte ich. »Ich bin es. Daddy.«
    »Wo bist du? Wo ist Mama?«
    »Wir kommen dich holen, Liebling. Morgen früh sind wir wieder bei dir.« Ich wusste nicht, ob das möglich sein würde, aber ich wollte dich nicht glauben lassen, wir hätten dich im Stich gelassen. »Eins bis zehn?«, fragte ich.
    Das war ein Spiel, das wir bei jedem Bruch spielten. Ich nannte dir eine Schmerzskala, und du hast mir gezeigt, wie tapfer du bist. »Null«, hast du geflüstert, und das traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
    Es gibt da etwas, was du über mich wissen solltest: Ich weine nicht. Seit dem Tod meines Vaters habe ich nicht mehr geweint, und damals war ich zehn. Aber ich stand mehrmals kurz davor. So zum Beispiel, als du geboren wurdest und kurz danach beinahe gestorben wärst. Oder als ich deinen Gesichtsausdruck gesehen habe, als du mit zwei Jahren wieder hast laufen lernen müssen, nachdem deine Hüfte fünf Monate lang eingegipst gewesen war. Oder auch heute, als ich zusehen musste, wie sie Amelia fortbrachten. Es war nicht so, dass mir nicht zum Heulen zumute war; doch einer musste schließlich stark sein, damit ihr es nicht zu sein brauchtet.
    Also riss ich mich zusammen und räusperte mich. »Erzähl mir etwas, das ich nicht weiß, Schatz.«
    Das war noch so ein Spiel, das wir spielten: Wenn ich nach Hause kam, hast du irgendetwas rezitiert, was du am Tag gelernt hattest. Ehrlich, ich habe nie ein Kind gesehen, das Informationen so aufgesogen hat wie du. Dein Körper mochte dich ja ständig im Stich lassen, aber dein Verstand machte das wieder wett.
    »Eine Krankenschwester hat mir gesagt, dass das Herz einer Giraffe fünfundzwanzig Pfund wiegt.«
    »Das ist ja riesig«, erwiderte ich. Wie schwer war wohl mein eigenes? »Und jetzt möchte ich, dass du dich wieder hinlegst und schläfst, Willow, damit du putzmunter bist, wenn ich dich morgen holen komme.«
    »Versprochen?«
    Ich schluckte. »Versprochen. Schlaf schön, ja?« Ich gab dem Detective den Hörer wieder zurück.
    »Wie rührend«, sagte er gefühllos und legte auf. »Also gut. Ich höre.«
    Ich

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