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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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konntest du so tun, als würde alles wieder gut zwischen uns und dann … dann das?«
    »Der Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich nie schauspielere.«
    »Es war eine mit Peperoni«, verkündete ich.
    Sie drehten sich beide zu mir um. »Was?«, fragte mein Vater.
    »Ist nicht wichtig«, murmelte ich. Genau wie ich.
    Du hast aus dem Wohnzimmer gerufen: »Mom, ich bin fertig.«
    Das war ich auch. Ich stand auf und kippte die Essensreste, also eigentlich einen ganzen Teller voll, in den Mülleimer. »Amelia, hast du nicht vergessen, etwas zu fragen?«, meinte meine Mutter.
    Ich starrte sie stumpfsinnig an. Es gab sicher tausend Fragen, aber ich wollte keine einzige Antwort hören.
    »Darf ich mich entschuldigen?«, gab meine Mutter mir vor.
    »Solltest du das nicht Willow fragen?«, erwiderte ich sarkastisch.
    Als ich im Wohnzimmer an dir vorbeikam, hast du aufgeschaut. »Hat Mom mich gehört?«
    »Nicht einmal ansatzweise«, antwortete ich und rannte die Treppe hinauf.
    Was war eigentlich mit mir los? Ich hatte ein ordentliches Leben. Ich war gesund. Ich brauchte weder zu hungern, noch war ich von einer Landmine verkrüppelt oder Waise. Doch irgendwie reichte das nicht. Ich hatte ein Loch in mir, und alles, was ich als selbstverständlich erachtet hatte, lief wie Sand durch es hindurch.
    Ich fühlte mich, als hätte ich Hefe geschluckt, als hätte all das Böse, das in mir gärte, sich mit einem Mal an Größe verdoppelt. Im Badezimmer versuchte ich, mich zu erbrechen, aber dafür hatte ich nicht genug gegessen. Ich wollte barfuß laufen, bis meine Füße bluteten; ich wollte schreien, aber ich hatte so lange geschwiegen, dass ich nicht mehr wusste, wie das ging.
    Ich wollte mich schneiden …
    Aber …
    Ich hatte es versprochen.
    Ich nahm das Telefon von der Station neben dem Bett meiner Mutter und ging damit ins Badezimmer, um meine Ruhe zu haben, denn jede Minute würdest du ins Bett gehumpelt kommen. Ich hatte Adams Nummer einprogrammiert. Wir hatten ein paar Tage nicht miteinander gesprochen, weil er sich das Bein gebrochen hatte und operiert werden musste. Er hatte mir aus dem Krankenhaus eine E-Mail geschickt, aber ich hoffte, dass er inzwischen wieder zu Hause war. Ich brauchte ihn.
    Adam hatte mir seine Handynummer gegeben. Ich war sicher das einzige Kind über dreizehn, das kein eigenes Handy besaß, aber das konnten wir uns nicht leisten. Es klingelte zweimal, dann hörte ich seine Stimme und wäre fast in Tränen ausgebrochen. »Hey«, sagte er. »Ich wollte dich gerade anrufen.«
    Das war der Beweis, dass ich wenigstens einem Menschen auf der Welt etwas bedeutete. Ich hatte das Gefühl, als hätte er mich von einem Klippenrand zurückgerissen. »Zwei Dumme, ein Gedanke.«
    »Ja«, sagte er, doch seine Stimme klang dünn und fern.
    Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie er geschmeckt hatte. Ich hasste es, so zu tun, als wüsste ich das noch, obwohl der Geschmack schon lange verflogen war – wie der Duft einer Rose, den man zu bewahren versucht, indem man sie in einem Buch trocknet; dabei zerfällt sie doch nur. Manchmal flüsterte ich nachts vor mich hin und bildete mir ein, Adams tiefe, sanfte Stimme würde die Worte sprechen: Ich liebe dich, Amelia. Du bist die Richtige für mich. Und dann öffnete ich die Lippen ein kleines Stück und tat so, als wäre er ein Geist und ich könnte spüren, wie er in mir versank, wie er alles in mir ausfüllte. Er war die einzige Mahlzeit, die mich satt machen konnte.
    »Wie geht es dem Bein?«
    »Tut höllisch weh«, antwortete Adam.
    Ich drückte den Hörer fester ans Ohr. »Ich vermisse dich. Hier ist es furchtbar. Der Prozess hat angefangen, und auf dem Rasen vor dem Haus sind überall Reporter. Meine Eltern sind unzurechnungsfähig, ich schwöre …«
    »Amelia.« Das Wort klang wie ein Ball, der vom Empire State Building fiel. »Ich wollte mit dir reden, weil … na ja, das funktioniert nicht. Die große Entfernung …«
    Ich spürte einen Schmerz zwischen den Rippen. »Tu das nicht.«
    »Tu was nicht?«
    »Sag es nicht«, flüsterte ich.
    »Ich … ich meine, wir werden uns vielleicht nie wiedersehen.«
    Ich spürte, wie sich ein Haken in mein Herz bohrte und es hinunterriss. »Ich könnte dich besuchen kommen«, sagte ich mit schwacher Stimme.
    »Ja, und dann was? Willst du mich im Rollstuhl herumschieben? Als wäre ich ein Mitleidsfall?«
    »Ich würde nie …«
    »Geh, und hol dir einen Footballspieler. Das wollen Mädchen wie du doch,

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