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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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bin?«
    In der darauffolgenden Stille hätte man eine Stecknadel fallen hören können. »Euer Ehren«, sagte ich. »Keine weiteren Fragen mehr.«

Sean
    Das Meer war ein Monster, schwarz und wütend. Du warst davon zugleich fasziniert und verängstigt. Du hast immer darum gebettelt, zusehen zu dürfen, wie die Wellen gegen den Deich schlagen; doch wenn sie das taten, hast du in meinen Armen gezittert.
    Ich hatte mir den Tag freigenommen, weil Guy Booker gesagt hatte, alle Zeugen müssten am ersten Tag bei Gericht erscheinen. Doch wie sich herausstellte, durfte ich vor meiner Aussage ohnehin nicht in den Saal. Ich blieb zehn Minuten, nämlich bis der Richter mir sagte, ich könne wieder gehen.
    Am Morgen hatte Charlotte zuerst geglaubt, ich würde mit ihr zum Gericht fahren, um sie zu unterstützen. Nach unserer gemeinsamen Nacht konnte ich das auch verstehen. In ihren Armen war ich mal leidenschaftlich, mal wütend, mal zärtlich gewesen. Ich wusste, sie war wütend, als ich ihr sagte, ich würde mich mit Guy Booker treffen. Dabei hätte sie am ehesten von allen verstehen müssen, warum ich noch immer gegen sie aussagen musste: Um sein Kind zu beschützen, tat man, was man tun musste.
    Nachdem ich das Gerichtsgebäude wieder verlassen hatte, fuhr ich nach Hause und sagte der Krankenschwester, sie solle sich den Nachmittag freinehmen. Um drei musste Amelia von der Schule abgeholt werden, doch ich fragte dich erst einmal, was du bis dahin tun wolltest. »Ich kann gar nichts tun«, hast du gesagt. »Schau mich doch an.«
    Das stimmte. Dein linkes Bein war komplett geschient. Doch ich beschloss, ein wenig kreativ zu sein, um deine Laune zu heben. In Decken gewickelt, trug ich dich zum Wagen und steckte dich quer auf den Rücksitz, damit du das Bein ausstrecken und trotzdem den Sicherheitsgurt anlegen konntest. Als du unterwegs zum Meer die vertrauten Hinweisschilder gesehen hast, bist du immer lebhafter geworden.
    So spät im September war niemand am Strand; also konnte ich den Wagen quer auf den Parkplatz stellen, der direkt am Deich lag, und dir so die perfekte Aussicht verschaffen. Die Fahrerkabine des Trucks war hoch genug, sodass du die Wellen sehen konntest. »Daddy?«, hast du gefragt. »Wie kommt es, dass man auf dem Meer nicht Schlittschuh laufen kann?«
    »Ich denke, das kann man – oben in der Arktis – aber an­dernorts ist einfach zu viel Salz im Wasser, als dass es gefrieren könnte.«
    »Aber wenn es frieren würde, wäre es dann nicht toll, wenn man gefrorene Wellen hätte? Wie Eisskulpturen?«
    »Ja, das wäre toll«, stimmte ich dir zu und schaute dich über die Kopfstütze hinweg an. »Willow? Geht es dir gut?«
    »Mein Bein tut nicht weh.«
    »Ich meine nicht dein Bein. Ich meine, was heute passiert.«
    »Heute Morgen waren da viele Fernsehkameras.«
    »Ja.«
    »Bei Kameras bekomme ich Bauchschmerzen.«
    Ich griff nach deiner Hand. »Du weißt doch, ich würde nie zulassen, dass diese Reporter dich belästigen.«
    »Mom sollte ihnen was backen. Wenn ihnen die Brownies schmecken, sagen sie vielleicht einfach Danke und gehen.«
    »Vielleicht sollte deine Mutter Arsen unter den Teig mischen«, sinnierte ich.
    »Was?«
    »Nichts.« Ich schüttelte den Kopf. »Deine Mom liebt dich auch. Das weißt du doch, oder?«
    Draußen rauschte der Atlantik. »Ich glaube, es gibt zwei Arten von Meer – das eine, das im Sommer mit dir spielt, und das andere, das dich im Winter verrückt macht«, hast du gesagt. »Ist das eine da, ist es schwer, sich an das andere zu erinnern.«
    Ich öffnete den Mund, weil ich dachte, du hättest gar nicht gehört, was ich über Charlotte gesagt hatte. Dann erkannte ich, dass du mich sehr wohl verstanden hast.

Charlotte
    Guy Booker war genau der Typ, über den Piper und ich gelacht hätten, wären wir ihm bei Maxie begegnet: ein Anwalt, der in seiner eigenen Vorstellung so bedeutend war, dass er HOT­SHOT auf dem Nummernschild seines mintgrünen Thunderbird stehen hatte. »Hier geht es eigentlich nur ums Geld, nicht wahr?«, fragte er.
    »Nein. Aber das Geld macht den Unterschied zwischen guter und lausiger Pflege für meine Tochter aus.«
    »Willow bekommt doch Gelder von Healthy Kids Gold oder nicht?«
    »Ja, aber auch die decken bei Weitem nicht alle medizinischen Kosten ab … von all den Kleinigkeiten mal ganz zu schweigen. Wenn ein Kind zum Beispiel einen Spreizgips trägt, braucht es einen vollkommen anderen Kindersitz im Auto. Und die Behandlung der Zahnprobleme, die

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