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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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lassen.«
    »Ich ziehe das zurück.« Marin ging zu Piper und schlug dabei mit dem Stift in die flache Hand. »Sie und Charlotte waren also beste Freundinnen?«
    »Ja.«
    »Worüber haben Sie so geredet?«
    Piper lächelte leicht. »Über alles. Über unsere Kinder, unsere Träume … Dass wir unsere Männer manchmal am liebsten umgebracht hätten.«
    »Aber Sie haben nie daran gedacht, mit ihr über einen Schwangerschaftsabbruch zu reden, oder?«
    Während der Gespräche im Vorfeld des Prozesses hatte ich Marin erzählt, dass Piper nicht mit mir über eine Abtreibung gesprochen habe. Meiner Erinnerung nach. Aber Erinnerungen sind nur ein Putz; schält man ihn ab, kommt mitunter ein vollkommen anderes Bild zum Vorschein.
    »Oh doch, und das haben wir sogar getan«, widersprach Piper.
    Obwohl beste Freundinnen, war es nicht unsere Angewohnheit gewesen, uns dauernd zu umhalsen. Es gab vielleicht mal eine flüchtige Umarmung oder einen Klaps auf den Rücken. Schließlich waren wir keine Teenager mehr, die Arm in Arm um die Häuser zogen. Deshalb habe ich es damals auch eigenartig gefunden, mich buchstäblich an ihrer Schulter auszuweinen, neben ihr auf der Couch in ihrem Arm. Sie fühlte sich knochig und leicht an wie ein Vogel; dabei hatte ich sie mir immer stark vorgestellt.
    Ich legte die Hände auf meinen kugelrunden Bauch. »Ich möchte nicht, dass sie leidet.«
    Piper seufzte. »Und ich möchte nicht, dass du leidest.«
    Ich dachte an das Gespräch zwischen Sean und mir, nachdem wir am Tag zuvor das Büro des Genetikers verlassen hatten … nachdem man uns gesagt hatte, dass du schlimmstenfalls sterben und bestenfalls schwere OI haben würdest. Ich fand ihn in der Garage, wo er gerade die Wiege schmirgelte, die er in Erwartung deiner Geburt gebaut hatte. Weich wie Butter , sagte er und hielt mir ein schmales Stück Holz unter die Nase. Fühl mal. Aber für mich sah das Holz wie Knochen aus, und ich brachte es einfach nicht über mich, es zu berühren. »Sean will es nicht«, sagte ich zu Piper.
    »Sean ist auch nicht schwanger.«
    Ich fragte Piper, wie eine Abtreibung vonstattengehe, und bat sie, ehrlich zu sein. Im Geiste hatte ich mich schon im Flugzeug sitzen und die Stewardess lächelnd fragen sehen, wann es so weit sei und ob Mädchen oder Junge, um dann auf dem Heimflug von der gleichen Stewardess nicht mehr angelächelt zu werden. »Was würdest du tun?«, fragte ich Piper.
    Sie zögerte. »Ich würde mich fragen, was mir mehr Angst macht.«
    Da habe ich sie angeschaut und ihr die eine Frage gestellt, die ich bis dahin nicht einmal mir selbst hatte stellen können: »Was, wenn ich sie nicht lieben kann?«, flüsterte ich.
    Piper lächelte mich an. »Oh Charlotte«, sagte sie. »Das tust du doch schon.«

Marin
    Die Verteidigung rief Dr. Gianna Del Sol auf, damit sie bestätigte, dass sie nicht anders gehandelt hätte als Piper Reece. Als danach Dr. R. Romulus Wyndham aufgerufen wurde, ein Gynäkologe und Bioethiker mit einer Liste von Leumundszeugnissen, die vorzutragen eine halbe Stunde dauerte, machte ich mir allmählich Sorgen. Wyndham war nicht nur sehr intelligent, er sah auch aus wie ein Filmstar, und die Geschworenen fraßen ihm förmlich aus der Hand. »Häufig stellen sich die Ergebnisse früherer Tests, die auf Anomalien hindeuten, als falsch heraus«, erklärte er. »Im Jahre 2005 zum Beispiel hat ein Team von Fortpflanzungswissenschaftlern fünfundfünfzig Embryos gezüchtet, die bei einer Untersuchung vor der Implantierung als anormal diagnostiziert worden sind. Ein paar Tage später stellten sie bestürzt fest, dass fünfundvierzig Prozent davon doch normal waren. Das beweist, dass Embryos mit genetisch bedingten Fehlern in der Zellstruktur sich selbst heilen können.«
    »Warum ist das für eine Ärztin wie Piper Reece von Bedeutung?«, fragte Booker.
    »Weil das beweist, dass eine frühe Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch übereilt sein könnte.«
    Sowie Booker sich gesetzt hatte, stand ich auf. »Dr. Wyndham, bei dieser Studie, die Sie zitiert haben … wie viele Embryos hatten Osteogenesis imperfecta?«
    »Ich … soweit ich weiß, keiner.«
    »Von welchen Anomalien reden wir dann?«
    »Genau genommen weiß ich das nicht …«
    »Dr. Wyndham, kann es sein, dass es sich eher um leichtere Anomalien gehandelt hat?«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Und es ist ja wohl ein Unterschied, ob man abwartet, um zu sehen, was mit einem nur wenige Tage alten Embryo passiert, oder ob man

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