Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
müssen.
    Ich las den Rest des Artikels.
    Alma Dukins, 34 , hat am 5 . März 2008 ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht. Dukins, die unter Osteogenesis imperfecta Typ  III leidet, ist sechsundneunzig Zentimeter groß und wog vor ihrer Schwangerschaft neununddreißig Pfund. Während der Schwangerschaft hat sie dann neunzehn Pfund zugenommen, und ihre Tochter Lulu ist nach zweiunddreißig Wochen per Kaiser­schnitt geholt worden, als Almas Körper den wachsenden Fötus nicht länger tragen konnte. Lulu wog bei der Geburt vier Pfund und zweihundert Gramm und war zweiundvierzig Zentimeter groß.
    Du warst noch in der Phase, wo du mit Puppen gespielt hast. Mom hat gesagt, das hätte ich auch gemacht, obwohl ich ihnen meines Wissens nur die Glieder ausgerissen und das Haar abgeschnitten habe. Manchmal habe ich gesehen, wie Mom dich beobachtete, wenn du deinen Puppen Verbände angelegt hast. Dann zog eine düstere Wolke über ihr Gesicht. Vermutlich hat sie daran gedacht, dass du nie ein echtes Baby haben würdest, muss aber auch erleichtert gewesen sein, weil du dann nie erleben müsstest, wie dein Kind sich eine Million Knochen bricht.
    Aber egal, wie meine Mutter darüber dachte, hier war der Beweis, dass auch jemand mit OI eine Familie haben konnte. Diese Alma war ein Typ  III , wie du. Dabei konnte sie noch nicht einmal gehen, sondern war an den Rollstuhl gefesselt. Trotzdem war es ihr gelungen, einen Mann zu finden und ein eigenes Baby zu bekommen.
    »Das solltest du Willow zeigen«, sagte Emma. »Nimm die Zeitung mit. Das bemerkt schon keiner.«
    Also vergewisserte ich mich, dass die Bibliothekarin noch immer an ihrem Computer saß und Kleider bei Gap.com bestellte (wir hatten sie gründlich ausspioniert), und dann täuschte ich einen Hustenanfall vor. Ich klappte nach vorne und ließ die Zeitschrift in meiner Jacke verschwinden. Schließlich lächelte ich schwach zur Bibliothekarin hinüber, die mich prüfend anschaute, ob ich mir auch ja nicht die Lunge auskotzte und den Boden versaute.
    Emma dachte, ich wolle dir das Magazin zeigen, oder auch Mom, um euch zu beweisen, dass auch du irgendwann erwachsen werden würdest und ein Kind haben konntest; doch ich hatte die Zeitschrift aus einem vollkommen anderen Grund gestohlen. In diesem Jahr kamst du in die Grundschule, und eines Tages würdest du wie ich jetzt in der siebten Klasse sein. Und vielleicht würdest du dann auch in dieser Bücherei sitzen, die dumme Zeitschrift finden und sehen, was auch ich gesehen hatte: den enormen Größenunterschied zwischen Alma und ihrem Mann und dieses Baby, das in ihren Armen viel zu groß wirkte.
    Für mich sahen die ganz und gar nicht wie eine glückliche Familie aus. Das war eine Freakshow! Warum standen sie sonst in der Zeitung? Normale Familien wurden von der Presse gar nicht beachtet.
    Im Englischunterricht bat ich, auf Toilette gehen zu dürfen. Dort riss ich dann die Seite mit dem Artikel heraus und zerfetzte das Foto in ganz kleine Stücke, die ich anschließend ins Klo spülte. Ich wollte dich beschützen.

Marin
    Für die meisten Menschen sind Recht und Gesetz etwas Heiliges und ihre Durchsetzung dementsprechend ein heiliger Akt; nach meinem Empfinden ähnelte mein Job jedoch eher einer schlechten Sitcom. So habe ich einmal eine Frau vertreten, die einen Tag vor Thanksgiving einen gefrorenen Truthahn aus ihrem Lebensmittelladen getragen hat, als das vereiste Tier plötzlich aus der Plastiktüte rutschte und vor ihren Füßen zerbrach. Die Frau verklagte Stop-n-Save, aber wir haben auch noch die Herstellerfirma der Plastiktüte in die Klage einbezogen, und die Frau war um mehrere Hunderttausend Dollar reicher – ohne irgendwelche körperlichen Schäden davongetragen zu haben!
    Dann war da der Fall einer Frau, die um zwei Uhr morgens über eine abgelegene Nebenstraße mit achtzig Meilen pro Stunde nach Hause gefahren ist. Sie stieß mit einem Sattelschlepper zusammen, der rückwärts in die Straße einbog, um dort zu wenden. Die Frau war sofort tot, und der Ehemann wollte den Lkw-Hersteller verklagen, weil der nicht daran gedacht hatte, auch an den Seiten des Aufliegers Lampen anzubringen, sodass seine Frau die Gefahr hätte sehen können. Wir erhoben außerdem Klage gegen den Fahrer des Lkws wegen fahrlässiger Tötung und verlangten mehrere Millionen Schadensersatz, weil der Mann seine geliebte Ehefrau verloren hatte. Unglücklicherweise fand der Anwalt der Gegenseite während der Verhandlung heraus, dass die Frau

Weitere Kostenlose Bücher