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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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»Amelia«, sagte sie. »Oh Gott, es tut mir leid. Ich habe total vergessen …«
    »Jaja, wie immer«, knurrte Amelia und stapfte ins Haus.
    Ich nahm dich aus den Armen deiner Mutter. »Was ist passiert, Willow?«
    »Ich habe mir das Schulterblatt gebrochen«, hast du gesagt. »Das ist wirklich ungewöhnlich.«
    »Das Schulterblatt. Ist das zu glauben?«, sagte Charlotte. »Mittendurch.«
    »Du bist nicht ans Handy gegangen.«
    »Mein Akku war leer.«
    »Du hättest aus dem Krankenhaus anrufen können.«
    Charlotte hob den Blick. »Du kannst doch nicht wirklich böse auf mich sein, Sean. Ich war ein wenig beschäftigt …«
    »Glaubst du, ich habe es nicht verdient zu erfahren, wenn unsere Tochter sich verletzt hat?«
    »Könntest du bitte ein wenig leiser reden?«
    »Warum?«, verlangte ich zu wissen. »Warum sollen mich nicht alle hören? Sie werden es ja ohnehin mitkriegen, sobald du die Klage …«
    »Ich weigere mich, vor Willow darüber zu diskutieren.«
    »Ach ja? Das solltest du dir lieber rasch abgewöhnen. Nicht mehr lange, und sie wird jedes einzelne hässliche Wort hören.«
    Charlotte lief knallrot an, nahm dich mir ab und trug dich ins Haus. Dort setzte sie dich auf die Couch, gab dir die Fernsehfernbedienung, ging dann in die Küche und erwartete, dass ich ihr folgte. »Was zum Teufel ist los mit dir?«
    »Mit mir ? Du bist doch diejenige, die Amelia nach der Schule zwei Stunden hat sitzen lassen …«
    »Ich war völlig mit dem Unfall beschäftigt …«
    »Und hast mich nicht einmal angerufen«, sagte ich.
    »Es war kein ernster Bruch.«
    »Weißt du was, Charlotte? Für mich sieht er aber verdammt ernst aus.«
    »Was hättest du denn getan, wenn ich dich angerufen hätte? Hättest du wieder früher Feierabend gemacht? Dann wärst du wieder einen Tag weniger bezahlt worden, und wir hätten doppelt Pech gehabt.«
    Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten. Da war er, der mit unsichtbarer Tinte geschriebene Satz, der während des Prozesses in jedem Gerichtsdokument zwischen den Zeilen stehen würde: Sean O’Keefe verdient nicht genug Geld, um für die besondere Pflege seiner Tochter aufzukommen … deshalb ist es zu der Klage gekommen.
    »Weißt du, was ich denke?«, sagte ich und bemühte mich, so gefasst wie möglich zu klingen. »Im umgekehrten Fall, wenn ich bei Willow gewesen wäre und dich nicht angerufen hätte, wärst du vor Wut außer dir gewesen. Und weißt du, was ich sonst noch denke? Dass du mich nicht angerufen hast, hat nichts mit meinem Job und nichts mit deinem Akku zu tun. Du hast mich nicht angerufen, weil du einen Entschluss getroffen hast. Du wirst tun, was du willst und wann du willst, und dabei ist dir vollkommen egal, was ich davon halte.« Ich stürmte aus dem Haus zu meinem Streifenwagen, damit ich, Gott behüte, meine Schicht bloß nicht zu früh beendete.
    Ich schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad und traf dabei die Hupe. Der Laut rief Charlotte ans Fenster. Ich sah nur das kleine weiße Oval ihres Gesichts, dessen Züge auf diese Entfernung verschwammen.
    Als ich Charlotte meinen Heiratsantrag machte, tat ich das mit Petit Fours. Ich ging in eine Bäckerei und bat den Konditor, mit Zuckerguss Buchstaben darauf zu schreiben, die zusammengesetzt MARRY ME ergaben, »Heirate mich«. Dann stellte ich sie durcheinander auf einen Teller und servierte sie dir. Das sei ein Puzzle, sagte ich zu ihr. Sie müsse sie ordnen.
    ARMY schrieb sie damals und REM .
    Nun stand Charlotte am Fenster mit verschränkten Armen und beobachtete mich. Das Mädchen, das ich gebeten hatte, es noch einmal mit einem Mann zu versuchen, konnte ich kaum noch in ihr erkennen. Ich konnte mich nicht einmal mehr erinnern, was für ein Gesicht sie gemacht hatte, als sie beim zweiten Anlauf die Lösung fand.

Amelia
    Als Mom mich an diesem Abend zum Essen runterrief, bewegte ich mich mit dem wilden Enthusiasmus eines Verurteilten auf dem Weg zur Hinrichtung. Ich meine, man musste kein Nobelpreisträger sein, um zu erkennen, dass in diesem Haushalt keiner glücklich war und dass das etwas mit der Anwaltskanzlei zu tun hatte, in der wir gewesen waren. Meine Eltern hatten sich ja laut genug angeschrien. In den drei Stunden, in denen Dad weggefahren und wieder nach Hause gekommen war und Mom in die Schüssel weinte, in der sie das Hackfleisch rührte, hast du kontinuierlich gewimmert. Also habe ich getan, was ich immer tat, wenn du Schmerzen hattest: Ich habe mir die Kopfhörer meines iPods in die

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