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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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üben?«
    »Was?«
    »Damit ich mal sehen kann, wann du spielst und wann nicht.«
    Ich atmete tief durch. »Okay«, sagte ich. »Es war vollkommen richtig von dir, dass du Cassidy heute zum Stolpern ge­bracht hast.«
    Du hast mich streng angestarrt. »Du lügst. Ich wünschte, du würdest nicht lügen, aber du lügst.«
    »Gut gemacht. Miss Watkins muss sich die Augenbrauen zupfen.«
    Ein Lächeln huschte über dein Gesicht. »Das ist eine Trickfrage, aber du lügst schon wieder. Miss Watkins sieht zwar aus, als hätte sie eine Raupe über den Augen, aber das ist etwas, das Amelia laut aussprechen würde, nicht du.«
    Ich brach in lautes Lachen aus. »Also ehrlich, Willow.«
    »Das stimmt!«
    »Aber ich habe doch noch gar nichts gesagt!«
    »Du musst nicht ›ich liebe dich‹ sagen, um ›ich liebe dich‹ zu sagen«, hast du gesagt und mit den Schultern gezuckt. »Du musst nur meinen Namen sagen, und ich weiß es schon.«
    »Wie?«
    Als ich zu dir hinunterschaute, war ich überrascht zu sehen, wie viel ich von mir selbst in deinen Augen und deinem Lächeln sah. »Sag ›Cassidy‹«, hast du mich aufgefordert.
    »Cassidy.«
    »Sag … Ursula.«
    »Ursula«, plapperte ich nach.
    »Und jetzt …«, und du hast auf dich selbst gedeutet.
    »Willow.«
    »Hörst du das nicht?«, hast du gefragt. »Wenn du jemanden liebst, sprichst du den Namen anders aus … als wäre er in deinem Mund vor allem sicher.«
    »Willow«, wiederholte ich und genoss jeden einzelnen Vokal und Konsonanten. Hattest du recht? Konnte das alles andere übertönen, was ich würde sagen müssen? » Willow, Willow, Willow «, sang ich … als könnte ich damit alle Schläge abfedern, die dich treffen würden.

Marin
    Oktober 2007
    In nichts fließt so viel Zeit, und für nichts müssen so viele Bäume sterben wie für eine Klage vor Gericht. Während eines Prozesses gegen einen Priester wegen sexueller Nötigung habe ich einmal die Aussage eines Sachverständigen erlebt, die sich über drei Tage hinzog; der Mann war ein Psychiater. Die erste Frage war: Was ist Psychologie? Die zweite: Was ist Soziologie? Und die dritte: Wer war Freud? Der Mann bekam dreihundertfünfzig Dollar die Stunde und nahm sich so viel Zeit wie möglich. Ich glaube, wir haben drei Gerichtsschreiber mit Sehnenscheidenentzündung verloren, bevor wir schließlich von ihm erfuhren, was wir hatten wissen wollen.
    Es war nun acht Monate her, seit ich mich zum ersten Mal mit Charlotte O’Keefe und ihrem Mann getroffen hatte, und wir befanden uns noch immer in der Lernphase. Im Grunde genommen hieß das, dass die Klienten ihr ganz normales Leben weiterführten und dann und wann einen Anruf von mir erhielten, wenn ich dieses oder jenes Dokument von ihnen benötigte. Sean wurde zum Lieutenant befördert. Willow ging ganztags in die Vorschule. Und Charlotte wartete die sieben Stunden, die Willow fort war, darauf, dass das Telefon klingelte und ihre Tochter sich wieder etwas gebrochen hatte.
    Ein Teil der Klagevorbereitungen bestand aus der sogenannten Aussageerhebung: Dazu wurden eigens für den jeweiligen Fall erstellte Fragebögen ausgefüllt, um die Stärken und Schwächen eines Falles herauszustellen und abzuschätzen, ob ein finanzieller Vergleich wahrscheinlich war oder nicht. Wir mussten beurteilen, ob wir mit dem Fall auf der Verliererstraße waren und wo sich die schwarzen Löcher verbargen, damit wir nicht in sie hineingesogen wurden.
    Piper Reeces Fragebogen war an diesem Morgen in meinem Postfach gelandet. Gerüchteweise hatte ich erfahren, dass sie sich eine Auszeit genommen und ihren alten Mentor aus dem Ruhestand geholt hatte, damit er sie vertrat.
    Die gesamte Klage beruhte auf der Annahme, dass sie Charlotte nicht früh genug über den Zustand ihres Babys aufgeklärt, dass sie ihr jene Information, die zu einem Schwangerschaftsabbruch hätte führen können, vorenthalten hatte. Und inzwischen fragte ich mich im Stillen, ob das wirklich ein professionelles oder ein unterbewusstes Versäumnis gewesen war. Gab es Geburtshelfer, die statt einer Abtreibung eine Adoption vorschlugen? Hatte meine Mutter vielleicht so einen Gynäkologen gehabt?
    Ich hatte endlich den Brief von Maisie im Archiv von Hillsborough County bekommen. Liebe Miss Gates , fing der Brief an.
    Die folgenden Informationen sind anhand der Gerichtsakten zu ihrer Adoption zusammengestellt worden. Laut diesen Dokumenten hat der Gynäkologe ihrer Mutter seinen Anwalt kontaktiert und ihn um Rat für eine

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