Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult

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der meiner Meinung nach unbegründeten Anklage bekommen habe, zusammen mit ihr und ihren Töchtern shoppen.‹ – Können Sie sich eigentlich vorstellen, wie schockiert ich war? Sie waren mit dieser Frau, eine Woche bevor Sie sie verklagt haben, shoppen ? Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie kaltblütig das für die Geschworenen aussehen wird?«
    »Was hat sie sonst noch gesagt? Geht es ihr gut?«
    »Sie arbeitet im Moment nicht. Sie arbeitet schon seit zwei Monaten nicht mehr«, berichtete ich.
    »Oh«, sagte Charlotte mit leiser Stimme.
    »Schauen Sie. Ich bin Anwältin. Mir ist durchaus bewusst, dass es zu meinem Job gehört, das Leben anderer Menschen zu zerstören. Aber Sie haben offenbar eine persönliche Verbindung zu dieser Frau und nicht nur eine professionelle. Das macht Sie nicht gerade zu einem Sympathieträger.«
    »Gleiches gilt, wenn ich vor Gericht erkläre, dass ich Willow nicht haben wollte«, entgegnete Charlotte.
    Nun ja, dem konnte ich nicht widersprechen.
    »Sie können mit dieser Klage bekommen, was Sie haben wollen, aber es wird Sie teuer zu stehen kommen.«
    »Sie meinen, dass jeder mich für eine Hexe halten wird«, sagte Charlotte, »weil ich meiner besten Freundin in den Rücken gefallen bin. Und weil ich die Krankheit meines Kindes ausnutze, um an Geld zu kommen. Ich bin nicht dumm, Marin. Ich weiß, was die Leute von mir halten werden.«
    »Ist das ein Problem für Sie?«
    Charlotte zögerte. »Nein«, erklärte sie schließlich. »Nein, das ist es nicht.«
    Sie hatte bereits gebeichtet, dass es ihr schwergefallen war, ihren Mann von der Klage zu überzeugen. Und nun fand ich heraus, dass sie mir ihre gemeinsame Geschichte mit der Beklagten verschwiegen hatte. Verschweigen konnte sich genauso hemmend auswirken wie gezieltes Handeln. Um das zu begreifen, brauchte ich mir nur den dummen Brief von Maisie Donovan anzusehen.
    »Charlotte«, sagte ich. »Keine Geheimnisse mehr.«
    Mit der Aussageerhebung lässt sich auch ermitteln, wie jemand dastehen wird, wenn er während des Prozesses unter Druck gerät. Der Anwalt der Gegenseite wird versuchen, die Glaubwürdigkeit der Zeugen anhand der schriftlich niedergelegten Aussagen zu untergraben. Je ehrlicher und unerschütterlicher jemand ist, desto besser für den Fall.
    Heute sollte Sean O’Keefe befragt werden, und das machte mich äußerst nervös.
    Er war groß, kräftig und gut aussehend – und unberechenbar. Von all den Vorbereitungstreffen, die ich mit Charlotte gehabt hatte, war er nur zu einem erschienen. »Lieutenant O’Keefe«, hatte ich ihn gefragt, »stehen Sie voll hinter dieser Klage?«
    Darauf blickte er Charlotte an, und zwischen ihnen fand eine ganze Diskussion statt, ohne dass sie ein Wort sprachen. »Ich bin hier, oder?«, antwortete er mir.
    Ich hatte den Eindruck, dass Sean O’Keefe sich lieber hätte vierteilen lassen, als in diesem Fall vor Gericht auszusagen, was eigentlich nicht mein Problem hätte sein sollen – und dennoch war. Denn wenn er im Zeugenstand Mist baute, war mein Fall ruiniert. Um diese Klage zum Erfolg zu führen, würden die O’Keefes die Gegenseite überzeugen müssen, dass sie eine einheitliche Front bildeten.
    Charlotte, Sean und ich fuhren gemeinsam mit dem Aufzug nach oben. Ich hatte die Befragung extra auf einen Termin gelegt, wo du in der Schule warst, damit gar nicht erst die Frage aufkäme, wer sich um dich kümmern sollte. »Egal, was kommt«, sagte ich, »Sie müssen aufpassen wie ein Luchs! Die werden Sie in die Mangel nehmen und Ihnen die Worte im Mund herumdrehen.«
    Er grinste. »Na, dann los. Ich bin gespannt.«
    »Sie können mit diesen Jungs nicht Dirty Harry spielen.« Ich geriet leicht in Panik. »Die haben das alles schon erlebt und werden Ihnen aus Ihrer Forschheit einen Strick drehen. Bleiben Sie ruhig, und zählen Sie bis zehn, bevor Sie antworten. Und …«
    Die Aufzugtüren öffneten sich, bevor ich den Satz beenden konnte. Wir betraten ein luxuriös ausgestattetes Büro, in dem eine Assistentin bereits auf uns wartete. »Marin Gates?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Mr. Booker erwartet Sie.« Sie führte uns einen Gang hinunter und zum Konferenzraum. Aus den großen Panoramafenstern hatte man eine hervorragende Aussicht auf das Statehouse. Eine Stenotypistin saß bereits da, und Guy Booker war mit jemandem in ein Gespräch vertieft. Als wir uns näherten, stand er auf, und ich bekam zum ersten Mal seine Klientin zu sehen.
    Piper Reece war hübscher, als ich erwartet