Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
und Salz vermischen. Unter der Kontrolle eines Backthermometers erhitzen, bis die Masse zu karamellisieren beginnt, und nur so lange rühren, bis der Zucker sich aufgelöst hat. In der Zwischenzeit das Eiweiß aufschlagen. Wenn der Sirup 127 Grad erreicht hat, nach und nach das Eiweiß hinzugeben und mit dem Mixer auf höchster Stufe schlagen. Weiterschlagen, bis die Masse Form annimmt – etwa fünf Minuten. Die Vanille, die Nüsse und das getrocknete Obst einrühren. Die fertige Masse möglichst schnell von einem Teelöffel auf Backpapier tropfen lassen, jedes Stück mit einem Wirbel abschließen und bei Raumtemperatur abkühlen lassen.
Wenn man Divinitys herstellt, muss man also schlagen, schlagen und nochmals schlagen … Vielleicht hätte man das Konfekt besser Submission/Unterwerfung nennen sollen.
Charlotte
Januar 2008
Es hatte als Fleck in Form eines Rochens an der Esszimmerdecke begonnen – ein Wasserfleck, der darauf hindeutete, dass irgendetwas mit den Rohren im oberen Bad nicht stimmte. Und der Fleck vergrößerte sich, bis er nicht mehr wie ein Rochen aussah, sondern wie eine Flut, und die halbe Decke schien mit alten Teeblättern eingestreut zu sein. Der Klempner werkelte eine ganze Stunde unter dem Waschbecken und an der Badewanne herum, bevor er wieder in der Küche erschien, wo ich gerade Spaghettisoße kochte. »Säure«, verkündete er.
»Nein … nur Marinara.«
»In den Rohren«, sagte er. »Ich weiß nicht, was Sie da oben reingetan haben, aber es zersetzt die Rohre.«
»Das Einzige, was wir da reintun, ist das, was jeder da reintut. Die Mädchen machen ja keine chemischen Experimente in der Dusche.«
Der Klempner zuckte mit den Schultern. »Ich kann die Rohre ersetzen, aber wenn Sie das Problem nicht beheben, wird es wieder passieren.«
Allein dieser Besuch kostete mich dreihundertfünfzig Dollar, sodass wir uns den schon kaum leisten konnten, geschweige denn einen zweiten. »Fein.«
Farbe für die Esszimmerdecke würde noch einmal dreißig Dollar kosten, und dann müssten wir sie selbst streichen. Und dabei aßen wir nun schon zum dritten Mal die Woche Pasta, weil das billiger war als Fleisch, denn du hattest neue Schuhe gebraucht, und wir waren schlicht und ergreifend pleite.
Es war fast sechs Uhr. Normalerweise kam Sean um diese Zeit zur Tür herein. Die desaströse Befragung war nun drei Monate her – nicht dass du davon gewusst hättest, nicht aus unseren Gesprächen. Wir redeten darüber, was der Polizeichef dem Lokalblatt zum Vandalismus in der Highschool sagte und ob Sean die Detectiveprüfung ablegen sollte. Wir sprachen über Amelia, die seit gestern ein Schweigegelübde abgelegt hatte und darauf bestand, sich nur noch pantomimisch zu verständigen. Wir redeten darüber, wie du heute um den ganzen Block gelaufen warst, ohne dass ich zurückgehen und deinen Rollstuhl holen musste.
Wir redeten nicht über den Prozess.
Ich war in einer Familie aufgewachsen, in der eine Krise nicht existierte, solange man nicht darüber sprach. Meine Mutter hatte monatelang an Brustkrebs gelitten, bevor mir das auffiel, und da war es bereits zu spät gewesen. Mein Vater hatte während meiner Kindheit dreimal die Arbeitsstelle verloren, aber das war kein Gesprächsthema gewesen – eines Tages hatte er einfach wieder den Anzug angezogen und war in ein anderes Büro gegangen, als wäre nichts geschehen. Der einzige Ort, an dem man seine Ängste und Sorgen aussprechen konnte, war angeblich die Beichte, und der einzige Trost, den wir brauchten, kam von Gott.
Ich hatte mir geschworen, wenn ich eine eigene Familie hatte, würden immer alle Karten offen auf dem Tisch liegen. Wir würden keine Geheimnisse haben und keine rosaroten Brillen tragen, durch die man all die Irrungen und Wirrungen des Familienalltags nicht mehr sehen konnte. Ein kritisches Element hatte ich jedoch vergessen: Leute, die nicht über ihre Probleme redeten, mussten zwangsläufig so tun, als hätten sie auch keine. Leute, die dagegen diskutierten, was schieflief, kämpften und litten Schmerzen und fühlten sich elend.
»Mädchen!«, rief ich. »Abendessen!«
Ich hörte das ferne Trappeln eurer Füße im Flur oben. Du warst sehr vorsichtig – ein Schritt nach dem anderen –, während Amelia fast in die Küche schlitterte. »Oh Gott«, stöhnte sie. »Schon wieder Spaghetti?«
Um fair zu sein: Es war nicht gerade so, als hätte ich eine Packung teure Edelnudeln gekocht. Ich hatte den Teig gemacht, ihn ausgerollt
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