Zerbrochene Traeume
aufzufinden war. Grübelnd murmelte ich
die gesuchte Ware vor mich hin, als mir plötzlich jemand antwortete: „Drittes
Regal, hinten links!“
Ich drehte mich um und erblickte
ein Mädchen in meinem Alter. Ihre dunkel getönten Haare hingen auf ihre
Schultern herab. Die modische Kleidung, die farblich hervorragend zu ihren
geschminkten Augen passte, die mich freundlich anlächelten, schien alles andere
als etwas aus einem durchschnittlichen Laden zu sein.
„Danke!“
Sie nickte erwidernd. Wir kamen
ins Gespräch. Sie hieß Donna und wohnte in meiner Nähe.
„Hey, rufst du mich mal an? Wir
könnten etwas zusammen unternehmen!“
„Ja, gerne!“
Donna reichte mir ihre Nummer,
worüber ich sehr glücklich war, da ich mich mit meiner einzigen Freundin für
immer auseinander zerstritten hatte.
„Am besten, du rufst mich gleich
morgen an, damit wir etwas für kommende Woche vereinbaren können! Ich habe
nichts vor, du?“
Ich schüttelte den Kopf: „Nein,
ich auch nicht. Meine Eltern haben beschlossen, dass wir diese Ferien zu Hause
bleiben, damit wir dafür nächstes Jahr eine Kreuzfahrt machen können.“
Donnas Augen wurden groß: „Eine
Kreuzfahrt, mein Gott! Ich habe auch mal eine mitgemacht - nie wieder! Ich
vertrage das Fahren auf dem offenen Meer überhaupt nicht, da werde ich
seekrank! Aber etwas Schönes ist es schon, man muss es einmal erlebt haben. Ist
sehr vernünftig von deinen Eltern!“
„Ja, mehr oder weniger. Es ist
schon in Ordnung. Gut, Donna, dann rufe ich dich morgen an. Bist du den ganzen
Tag zu Hause?“
Donna dachte nach: „Hm, nein.
Nachmittags muss ich für ein paar Stunden weg, und abends treffe ich kurz einen
Kumpel, der muss mir noch etwas geben. Er schuldet mir Geld. Aber wenn du mich
vor Mittag anrufst, bin ich hundert Prozent zu erreichen, ja?“
„Ist gut, bis dann!“
„Ja, bis morgen, Jennifer!“
Als sie fort war, machte ich mich
schmunzelnd auf den Weg nach Hause. Mutter würde sicherlich schon ungeduldig
auf ihre Dinge warten. Doch wenn ich ihr erst einmal erklärt hätte, dass ich
eine neue Freundin gefunden hatte, würde sie sicherlich auch froh darüber sein,
dass ich nicht den ganzen Sommer über zu Hause herumhängen würde, sondern ich
endlich wieder jemanden für Unternehmungen hätte.
5.
Aufgeregt nahm ich den
Telefonhörer in die Hand und wählte Donnas Nummer. Ich machte mir Gedanken
darüber, ob sie auch tatsächlich zu erreichen wäre oder ob sie gestern nur
leere Töne gespuckt hätte. Schon bald meldete sich eine verschlafene Frauenstimme,
und ich wunderte mich darüber, da es bereits weit nach Mittag war.
„Ist Donna da? Hier ist Jennifer.“
Die Frau am anderen Ende rief
genervt nach ihrer Tochter: „Donna, hier will dich eine Jennifer sprechen! Mach
schon, beweg deinen Hintern her!“
Endlich hörte ich Donnas
freundliche Stimme: „Hi, wie geht es dir? Alles klar?“
„Ja, und bei dir?“
„Hmh! Hast du heute Abend Zeit?
Ich muss vorher noch bei meinem Kumpel Geld abholen, aber da kannst du schon
mitkommen, dauert nicht lange. Und dann können wir in eine Disco gehen, in
Ordnung?“
Im ersten Moment wusste ich nicht
recht, was ich davon halten sollte. Es war eine halbe Ewigkeit her gewesen,
dass ich etwas Disco ähnliches betreten hatte, und das hatte damals im
Schulgebäude stattgefunden. Doch wenn ich absagen würde, könnte ich Donna
vielleicht vergessen. Sie war sehr cool, also wollte sie bestimmt auch eine
coole Freundin. Zögernd stimmte ich schließlich zu: „Ist gut. Wann wollen wir
uns treffen?“
„Ich hole dich um neun Uhr ab, mit
dem Auto.“
Ich war überrascht: „Du fährst
schon ein Auto?“
Donna lachte: „Natürlich! Vor drei
Monaten habe ich den Führerschein gemacht. Du, ich muss auflegen! Bis heute
Abend!“
Bevor ich noch etwas erwidern
konnte, hatte sie den Hörer aufgelegt. Eigentlich passte es mir ganz und gar
nicht, dass ich erst um neun Uhr weggehen würde, aber was hätte ich tun sollen?
Sie spielte in einer Liga, die ich bisher nur von außen betrachten hatte
dürfen. Vielleicht wurde es endlich Zeit für Veränderungen!
Als ich Mutter von meinen Plänen
erzählte, schien sie nicht sonderlich begeistert davon zu sein: „Um neun Uhr
erst? Ist das nicht ein bisschen spät?“
Ich seufzte: „Ich weiß, aber
vorher geht es nicht.“
Prüfend betrachtete sie mich aus
ihren Augenwinkeln: „Wo wollt ihr denn hingehen?“
„In eine Disco.“
„In was für eine?“
„Keine Ahnung,
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