Zerbrochene Traeume
...“
Ich schaltete das Fernsehgerät
aus, denn ich hatte genug gehört. Ich brauchte ein paar Minuten, um die
Informationen zu verarbeiten, doch langsam fand mein Atem seinen gewöhnlichen
Rhythmus wieder. Sie hatten keine Spur vom Täter und Jörgens Babystrich hatte
ein Ende.
Noch immer fühlte ich mich
unbehaglich und aufgewühlt. Wie sollte mein Leben jetzt weiter gehen?
Weiche, warme Sonnenstrahlen
schienen durch das Fenster. Wie lange war es her gewesen, dass ich sie bewusst
wahrgenommen hatte? Wie wunderschön sie waren, wenn ich an das dämmrig
flackernde Discolicht dachte. Was hatte ich davon, wenn mich alle bewunderten,
aber ich mich selbst nicht mehr leiden konnte und unglücklich war? Ich wollte
mein altes Leben zurück haben, das mir vorher so langweilig und öde erschienen
war. Jetzt wusste ich, wie wertvoll es gewesen war.
Ich beschloss, nicht nur meinen
Job und die dazu gehörigen Orte in der Vergangenheit zurückzulassen, sondern
auch Donna. Sie war nicht meine Freundin. Sie war es nie gewesen. Sie hatte
mich ins Unglück geführt. Als Wiedergutmachung hatte sie mein Leben gerettet
und ich würde ihr bis in alle Ewigkeit dankbar dafür sein. Aber wahrscheinlich
hätte sie es nicht getan, wenn sie damit nicht auch ihr eigenes Leben gerettet
hätte.
Ich stand auf und wanderte in die
Küche, um das herumliegende, schmutzige Geschirr abzuwaschen. Mutter würde sich
über die Hilfe freuen. Das nächste Schuljahr stand vor der Tür und ich wusste,
ich würde diesem sowohl ehrgeiziger, als auch ruhiger und gelassener begegnen.
Vielleicht würde ich dieses Jahr Freunde finden. Und vielleicht nicht.
Vielleicht würde ich mir einen anständigen Job suchen, um etwas Geld zu
verdienen, um mir ein paar nette Klamotten zu kaufen, die mir gefielen und um
ab und zu mal wegzugehen, zum Beispiel ins Kino. Vielleicht würde Natascha auch
mal mit mir ein Eis essen gehen. Vielleicht würde ich irgendwo ein paar nette
Leute kennenlernen. So klein war die Welt nun auch wieder nicht.
Es war nicht wichtig, was andere
von mir hielten, sondern was ich selbst von mir hielt. Heute war ich mit mir
zufrieden, und ich war glücklich - denn heute konnte ich wieder hinaus in die
Natur gehen und zum ersten Mal seit langer Zeit lachen, ohne dabei im Stillen
zu weinen, denn ich wusste, dass ich heute Abend nicht arbeiten gehen musste.
Weitere Kostenlose Bücher