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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Achtzehnpfünder, wo er den größten Teil des Kampfes über gestanden hatte. Er sah die Argonaute gut drei Meilen leewärts stehen. Selbst wenn sie rasch die dringendsten Reparaturen ausführten, konnten sie den Franzosen jetzt nicht mehr einholen.
    Stockdale sprach für sie beide: »Immerhin haben wir sie abgeschlagen, so knapp an Leuten wir auch sind. Wir haben ihnen mit gleicher Münze heimgezahlt.«
    Couzens sagte heiser: »Aber die Brigg ist entkommen.«
    Des Masters hohe Gestalt erschien oben an der Querreling. Bunce brummte: »Los, Mr. Bolitho, an die Arbeit! Ich soll ein Schiff segeln und einen Kurs absetzen. Dafür brauche ich Segel, Brassen und Fallen, und zwar mehr, als ich hier sehe!« Seine Augen ve rschwanden fast unter den buschigen Brauen, als er hinzufügte: »Sie haben sich heute bewährt, soviel ich sehen konnte.« Er nickte, als habe er schon zu viel gesagt.
    Den Rest des Tages arbeitete die Besatzung verbissen daran, die Trojan einigermaßen zu reparieren. Die Toten wurden bestattet, die Verwundeten so gut wie möglich versorgt. Samuel Pinhorn, der Segelmacher, legte sich noch einen beträchtlichen Vorrat an Segeltuch bereit, da er damit rechnete, daß noch mancher Verwundete sterben würde, bevor die Trojan einen Hafen erreichte.
    Es war erstaunlich, daß die Leute nach alldem, was sie durchgemacht hatten, noch so wacker arbeiten konnten. Vielleicht war es gerade diese Arbeit, die sie rettete, denn kein Schiff kann ohne Segel und ständige Wartung segeln.
    Ein Notmast war an Stelle der über Bord gegangenen Bramstenge festgelascht wo rden; als die Seeleute hoch oben daran arbeiteten, hing das Tauwerk zu beiden Seiten herab wie Schlingpflanzen.
    Hammer und Säge, Teer und Farbe, Nadeln und Garn waren jetzt das wichtigste Gerät.
    Das einzige, was die Leute in ihrer Arbeit innehalten und über die Reling blicken ließ, war das plötzliche Auftauchen des Schoners vom Ankerplatz der Isla San Fernardo. Die Sprite war als hoffnungsloses Wrack von der Besatzung verlassen und angezündet worden, damit der Feind sie nicht wieder instandsetzen konnte.
    In einem kurzen wilden Bootsangriff hatte Cunningham den Schoner gekapert. Dies stellte den einzigen Gewinn des ganzen Unternehmens dar.
    Bolitho war sich über eines klar: Die Prise, was sie auch an Informationen einbringen mochte, würde nicht imstande sein, den Schmerz in Cunninghams Herz zu stillen, den er bei der Aufgabe seines eigenen Schiffes empfunden haben mußte.
    Bei Sonnenuntergang befahl Cairns Halt. Eine doppelte Ration Rum wurde an alle ausgegeben, dann kürzten sie Segel für die Nacht; auf der Trojan war man es zufrieden, sich in Ruhe seinen Wunden widmen zu können.
    Bolitho wurde in die Kajüte gerufen, verspürte jedoch diesmal keine Neugier. Wie die meisten der Besatzung, so fühlte auch er sich viel zu erschöpft, um noch einer solchen Regung fähig zu sein.
    Als er den Kopf unter dem Decksbalken vor der Kajüte einzog, hörte er Pears Stimme deutlich durch die beiden Türen schallen: »Ich kenne Ihren Vater, sonst hätte ich Sie sofort degradiert!«
    Bolitho zögerte und fühlte, daß der Posten ihn beobachtete.
    Es ging natürlich um Quinn, den armen, gebrochenen Quinn. Er sah ihn noch auf dem Batteriedeck vor sich, wie gelähmt zwischen Trümmern, Toten und Sterbenden.
    Der Posten sah ihn an. »Sir?«
    Bolitho nickte müde, der Posten stampfte mit seinem Gewehrkolben auf und rief: »Der Zweite Offizier, Sir!«
    Die Tür öffnete sich; Teakle, der Sekretär, führte ihn hinein. Er hatte ein verbundenes Handgelenk und sah mitgenommen aus.
    Bolitho wunderte sich, weshalb ihm nie in den Sinn gekommen war, daß ein Schreiber genauso der Gefahr ausgesetzt war wie sie alle.
    Quinn kam, weiß wie ein Laken, aus der Kajüte. Er erkannte Bolitho und schien etwas sagen zu wollen. Dann stürzte er jedoch an ihm vorbei und verschwand in der Dämmerung.
    Pears trat ihm entgegen. »Na, nicht zu sehr angeschlagen?« Er wirkte ruhelos, erregt.
    Bolitho erwiderte: »Ich hatte Glück, Sir.«
    »Das hatten Sie, in der Tat.« Pears wandte sich um, als Coutts aus dem Nebenraum trat.
    Der Admiral sagte: »Bei Tagesanbruch steige ich auf die Prise über, Bolitho. Ich werde nach Antigua segeln und von dort mit einer Kurierbrigg oder einer der Fregatten nach New York zurückkehren.
    «
    Bolitho sah ihn an und versuchte zu erraten, worauf Coutts hinauswollte.
    Er spürte die Spannung zwischen den beiden Männern, sah die Bitterkeit wi e physischen Schmerz in

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