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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Admiral meinte leichthin: »Meine Herren, Major Pagets Information hat sich als richtig erwiesen.« Er nickte Cunningham zu.
    »Sagen Sie es ihnen.«
    Cunningham berichtete, wie er die kleine Insel entdeckt und im Schutz der Dunkelheit ein Landungskommando abgesetzt hatte. Es dauerte länger als erwartet, aber da Rauch von Holzfeuern in der Luft lag, mußten sie vorsichtig zu Werke gehen, um nicht entdeckt zu werden.
    Bolitho vermutete, daß Cunningham sich diesen Bericht sorgfältig überlegt hatte, um von vornherein allen kritischen Fragen zu begegnen, die eventuell seinen Verdienst hätten schmälern können.
    Der junge Kapitän fuhr fort: »Im Inneren der Insel liegt ein guter Ankerplatz, nicht groß, aber zur offenen See hin völlig abgeschirmt.
    Mehrere Hütten stehen dort, auch sind Hinweise für häufiges Laden und Löschen in ausreichender Menge vorhanden; außerdem gibt es Vorrichtungen für das Ausführen einfacher Reparaturen.
    «
    Pears fragte scharf: »Wen haben Sie an Land geschickt?«
    Bolitho sah Coutts kurzes Lächeln, als Cunningham ebenso scharf antwortete: »Ich ging selbst, Sir! Es gibt keinen Zweifel an meinen Beobachtungen.«
    Coutts fragte: »Was sonst noch?«
    Der junge Kommandant blickte Pears weiterhin fest an. »Ein Schoner mittlerer Größe liegt dort vor Anker, offensichtlich ein Freibeuter.«
    Coutts warf ein: »Sicherlich wartet er auf ein Rebellenschiff. Ich möchte wetten, daß dort genug Waffen sind, um zwei bis drei Regimenter damit auszurüsten!«
    Pears fragte hartnäckig: »Aber angenommen, es ist weiter nichts da als der Schoner?« Er blickte sich in der Kajüte um. »Das hieße doch, ein Ei mit der Keule aufklopfen!«
    »Der erste Teil der Information hat sich als richtig erwiesen, Kapitän Pears.« Coutts beobachtete ihn intensiv. »Warum bezweifeln Sie den Rest? Die Insel ist offensichtlich wegen ihres günstigen Zugangs gewählt worden. Sie ist von den Großen wie von den Kleinen Antillen, ja sogar vom spanischen Kolonialreich im Süden gleich gut zu erreichen und liegt ideal für den Warenumschlag oder für die Bewaffnung eines Handelsschiffes.« Vor Ungeduld fing er an, im Raum auf und ab zu gehen.
    »Diesmal werden wir das Übel an der Wurzel packen, ein für alle Mal. Denken Sie daran. Wir brauchen ihnen nur auf ihrem Ankerplatz aufzulauern und jedes Schiff zu kapern, das einzulaufen ve rsucht.
    Die Franzosen werden es sich überlegen, ihre Leute künftig dieses schmutzige Geschäft ausführen zu lassen. Und ein solcher Rückschlag wird auch ihren spanischen Freunden zu denken geben, bevor sie s ich wie Schakale über die Abfälle hermachen.«
    Bolitho versuchte, es als Außenstehender zu beurteilen, nicht als Meinung seines Vorgesetzten, sondern als die eines Fremden, den er erst seit ein paar Wochen kannte.
    War diese Entdeckung wirklich so wichtig? Spielte Coutts sie nicht hoch, ließ sie nur wichtig erscheinen?
    Ein paar Hütten und ein Schoner, das klang nicht sehr vielversprechend; Bolitho sah an Pears ärgerlicher Miene, daß dieser genauso dachte.
    Als er wieder aufblickte, hatte sich die Szene gewandelt. Foley, der Steward, stand mit einem Tablett da, und Wein wurde bereits herumgereicht, um Cunninghams Neuigkeiten zu feiern.
    Coutts hob lächelnd sein Glas: »Auf einen Sieg, meine Herren, einen Sieg mit möglichst geringen Verlusten!«
    Er wandte sich um und blickte aus den Heckfenstern; so sah er nicht, daß Pears Glas unbenutzt auf dem Tablett stand.
    Bolitho kostete, aber wie seine Stimmung, so war auch der Wein plötzlich bitter.

Die Vorwände fallen
    »Der Kommandant, Sir!« Das Flüstern des Bootsmannsmaaten klang in der Stille des Morgengrauens unnatürlich laut.
    Bolitho wandte sich um und sah Pears mächtige Gestalt zum Kompaß gehen. Er sagte etwas Unverständliches zu Sambell, dem Steuermannsmaaten, und trat dann an die Querreling.
    Bolitho schwieg wohlweislich. Es war früher Morgen, und während die Trojan unter Bramsegeln und Außenklüver stetig ihrem Südkurs folgte, war es, als wäre sie noch immer mitten in einem tropischen Regenguß. Er war mit ungeheurer Heftigkeit über sie hereingebrochen, war aus dem Dunkel mit lautem Rauschen und Prasseln gekommen, über Segel und Decks hinweggebraust wie ein Sturm und dann wieder in der Dunkelheit verschwunden. Jetzt, fast eine volle Stunde später, lief und plätscherte das Wasser noch immer aus der Takelage, floß über die Decks in Wassergänge und Speigatten. Nach Sonnenaufgang würde es eine

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