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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Gesicht, Ohren und Hals bedeckte, schwarze, nach oben gerichtete Halbmonde um die Augen, eine schwarze Ellipse um den Mund und ein längliches, schwarzes Dreieck den Nasenrücken hinunter.
    Der Anblick war abschreckend.
    Michelle war genauso angemalt und aus dieser düsteren Totenmaske starrten die dunkel glitzernden Juwelen ihrer Augen hervor. Sie war kein Mensch mehr; sie war jetzt ein Tier.
    »Michelle … Baby, komm rüber zu mir«, sagte Louis, während alles in ihm zusammenbrach und ihm die Tränen kamen. Ihr Blick war böse, hungrig, tödlich … dennoch hatte er nicht wirklich Angst. Allein ihr Anblick, bemalt und blutig oder nicht, machte ihn fertig und er wollte zu ihren Füßen weinen. Er hatte Mitleid mit ihr, er bemitleidete sich selbst. Dass ihre Liebe auf diese Art zerbrach, von einem Ur-Horror vom Anbeginn der Menschheit entzweigerissen wurde. Es war widerlich. »Bitte, Michelle, bitte …«
    Sie sah ihn stumm an. Ihre Augen zeigten keine Anzeichen des Wiedererkennens, und trotzdem war da … etwas. Sie wirkte geradezu hypnotisiert, als sie ihn, ohne zu blinzeln, anstarrte. Drinnen, tief drinnen, erkannte sie ihn und dieses Wissen brachte ihr Blut zum Wallen und ihr Herz zum Klopfen und ihre Chemie dazu, sich nach seiner zu sehnen.
    »Sie sind … sie sind alle verrückt, Michelle. Komm mit mir! Ich weiß nicht, was zum Teufel dich oder den Rest geritten hat, aber wir können es herausfinden. Komm schon, Baby! Ich liebe dich und du weißt, dass ich dich liebe. Tu es nicht!« Er spürte, wie ihm die Tränen kamen und über seine Wangen liefen, spürte, wie es ihm die Kehle zuschnürte, bis seine Stimme wie die eines weinerlichen, kleinen Jungen klang. Doch die Gefühle, die ihn überkamen, waren beinahe zu viel für ihn. Sie stolzierten mit den Erinnerungen in seinem Kopf herum und jede einzelne setzte ihm zu.
    Louis streckte eine zitternde Hand aus. »Komm her, Michelle! Ich bin dein Ehemann. Ich liebe dich. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun.«
    Sie glotzte nur. Ihr Verstand funktionierte vielleicht etwas mehr als der der anderen, aber etwas Wesentliches in ihr war verbrannt. In diesen Augen war keine Liebe zu erkennen. Dafür Manipulation, Wahnsinn, ein Mittel zum Zweck, aber bestimmt kein Funken Herzlichkeit. Sie waren wie die Augen einer Spinne, wenn sie ihre Beute zur Strecke bringt, sich darauf vorbereitet, einer Fliege in ihrem Netz das Blut auszusaugen …
    Dann grinste sie und zum ersten Mal sah er ihre Zähne … Michelle hatte schon immer lange Zähne, absolut gerade und absolut weiß … und jetzt sah er, dass sie zu tödlichen Spitzen gefeilt worden waren, diese wunderschönen Zähne. Als sie ihn jetzt angrinste, war es das schmutzige Grinsen eines knurrenden Wolfes, ein Grinsen mit Reißzähnen … Reißzähne, die rosa Flecken von dem hatten, was sie gefressen hatte.
    Er wurde beinahe bewusstlos.
    Michelle war verschwunden. Sie hatte nicht nur getötet, sondern ihre Beute mit den Zähnen zerrissen und sich mit blutigem Fleisch vollgestopft.
    Oh Michelle, oh Baby … oh mein Gott …
    Der Ur-Zerfall.
    Er konnte den Kerl im Radio hören und er verstand es vollkommen, so wie er es vorher nicht verstanden hatte. Man musste sehen, wie jemand, den man liebt, zu einer Bestie wird, um diese Worte zu würdigen: Lagerfeuer und Steinmesser, und nächste Woche um die Zeit werden Tiere in den Straßen jagen … die meisten davon von der zweibeinigen Sorte. Jetzt kommt die Zeit des Ur-Zerfalls …
    Er stieß ein würgendes und winselndes Geräusch aus, das teils Abneigung und teils tiefen Schmerz ausdrückte.
    Es stoppte Michelle für einen Moment. Sie schien undeutliche Geräusche besser als Worte zu verstehen. Sie fühlte sie und verstand sie. Sie neigte ihren Kopf zur Seite, wurde weich, aber es hielt nicht lange an. Sie schloss ihren Mund, spitzte die Lippen und schüttelte dann wild ihren Kopf, wie ein Hund, der lästige Fliegen abzuschütteln versuchte. »Komm mit … uns«, schaffte sie. »Geh mit … uns … in die Nacht, die Nacht … die Nacht …«, sagte sie zu ihm, während ihre Worte in einem rauen Bellen verstummten.
    Oh, es wäre einfach gewesen, aber er wollte keiner von ihnen sein. »Nein«, sagte er sehr laut.
    Schattenstreifen fielen über ihr Gesicht und ließen ihr schädelartiges Äußeres widerlich leichenhaft aussehen. Ihre Augen kochten in einer abgrundtiefen Dunkelheit. Sie hob ihren Kopf und zeigte mit einem langen, blutverschmierten Finger auf ihn. Und dann

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