Zerfleischt - Der ultimative Thriller
tierischem Fett, das in zackigen Spalten aufgesprungen war und ihn dadurch abscheulich mumifiziert aussehen ließ, als wäre etwas Verwildertes und Einbalsamiertes in den ausgeschlachteten Schalen einer entweihten Kirche zum Leben erweckt worden.
Macy schaute in dem flackernden Licht des Feuers zu ihm hoch, eine Gestalt der Dunkelheit und des primitiven Hungers. Er atmete sehr schwer, rieb seine Zähne aneinander und spannte seine Muskeln, sodass die Kruste, die ihn bedeckte, weiterhin aufbrach und abblätterte. Seine Augen leuchteten grell, wild.
Sie hasste ihn. Sie lebte nur noch, um ihn leiden zu sehen. Hätte sie ein Messer in der Hand gehabt, hätte sie ihm die Kehle aufgeschlitzt.
Er stand da und schien es zu wissen, und es erregte ihn.
Er starrte auf Macy hinab und fasste seinen Penis an. Er drückte ihn. Er war bereits steif. Mit einer blutigen Hand masturbierte er grunzend wie ein Schwein mit harten Stößen. Er schaute die ganze Zeit in ihre Augen; sein Blick war düster, bestialisch und geistesgestört. Er sorgte dafür, dass sie ihm zusah. Er stieß ein Gebrüll aus und kam, während sein Samen in einem warmen Schwall auf Macys Wange spritzte und dann an ihrem Gesicht hinunterlief.
Vor einem Tag, vor einer Woche, hätte sie geschrien.
Ihr wäre schlecht geworden.
Aber jetzt schreckte sie nicht einmal zurück. Verunreinigt, gedemütigt … es gab jetzt nichts mehr, wovor sie zurückschreckte. Sie fühlte sich irgendwie nicht mehr ganz menschlich. Denn es passierte jetzt und sie wusste es. Sie wollte, dass es passiert: Die Regression . Eine zivilisierte, vernünftige, intelligente Person konnte nicht hoffen, mit ihnen zu überleben oder gegen sie anzukommen. Man konnte mit ihnen nicht reden. Sie verstanden keine Logik. Sie waren territorial. Tiere. Sie waren zottelige, irre, nach Scheiße stinkende, kriechende Horrorgestalten direkt aus der Steinzeit. Sie kannten nur die Stammesgesetze, die Technik der Jagd, die Anatomie des Mordes und des Überlebens und der blutigen Kämpfe. Das bildete ihre Leber und ihre Lunge und ihre Seele.
Die Regression überkam Macy mit einer warmen Druckwelle genetischer Impulse, die sie langsam und kontinuierlich in die dunkle Grube der Vorgeschichte absenkte, Seite an Seite in die Ur-Erde hinunter, wo sie die kühle, feuchte Erde des Atavismus fühlen und den geheimen, animalischen Moschus der Menschheit riechen und das süße Blut des primordialen Nichts schmecken konnte.
Sie war jetzt eins mit ihm.
Und als der Wilde mit dem schlaffen Penis mit einem kaum gestillten Appetit auf sie hinunterstarrte, spürte sie, wie sie in eine betäubende, metallische Stille fiel.
Aber manchmal bedarf es einer Schlange, um eine andere Schlange zu töten.
68
Sie beobachtete den Mann am Feuer.
Er war groß, gut durchtrainiert, schlank. Mit einem blutigen Hammer in der einen Hand und einem bluttriefenden Messer in der anderen sah er im Mondschein haargenau so wie ein Urzeitmann aus, den man zugleich fürchten, verstehen und begehren konnte.
Kylie Sinclair zitterte.
In der Dunkelheit der Büsche wurde sie nur vom Mondschein berührt. Sie trug eine Krone aus Stöcken und Blättern, die nicht zum Schmuck da war, sondern ihre Silhouette in der Nacht auflösen sollte. Es war eine uralte Jagdtechnik. Ihre Schwester und ihre Mutter warteten in der Nähe.
Der Mann stand ruhig da.
Sie roch das im Feuer geröstete Schwein, die blubbernde Fettschicht und die gut durchwachsenen Scheiben Fleisch, von denen ein verlockender, heißer Saft in die Flammen tropfte. Sie wartete darauf, dass der Mann den Kadaver abnahm und zu essen begann. Vielleicht würde er das Fleisch bis auf die Knochen abschneiden und sich damit davonmachen.
Nein.
Er tat keines von beidem.
Der Mann kniete sich in das Gras und zitterte. Kylie war verwirrt. Sicher war das seine Beute, aufgeschlitzt und aufgespießt … aber er beanspruchte sie offenbar nicht für sich.
Kylie wartete.
Sie konnte die beißenden Gerüche riechen, die ihr Körper absonderte … Laub und Lehm und dunkle Erde, ein verräterischer Gestank nach Moschus und tierischen Fetten, die mit Mühe und Not ihren eigenen reifen Körpergeruch überdeckten. Die guten, urigen Gerüche. Gerüche, die einen nicht verwirrten, sondern stärkten und Selbstvertrauen gaben. Sie fuhr mit ihren Fingern über die zeremoniellen Striemen und erhobenen Narben, die ihr Fleisch sprenkelten. Wie die aus Blut und Speisefett hergestellte Bemalung, mit der sie ihren Körper
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