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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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sich ein Schüreisen vom Kamin und setzte sich auf die Couch. Er konnte Earl sehr gut im Mondschein sehen, der durch das Panoramafenster gleißte. Earl grinste, aber es war ein schreckliches Grinsen. Ein verrücktes Grinsen, aber kaum gefährlich. Nur das Grinsen eines Mannes, der die schwarzen Veloursvorhänge der Realität weggezogen hatte und tief in die Höllenfeuer spähte und vielleicht etwas sah, das seinen Blick erwiderte . Etwas, das er kannte.
    Als ein ehemaliger Collegeprofessor kleidete sich Earl sehr schick, war immer gepflegt und elegant. Aber heute war das alles verschwunden. Sein weißes Haar war unordentlich, seine Kleidung dreckig und zerzaust. Er hatte Blutergüsse in seinem Gesicht und Blut klebte an einer Wange. Er nahm immer wieder seine Brille ab und reinigte sie an seinem Hemd. Dann setzte er sie auf und wiederholte den Vorgang.
    »Okay Earl«, bat Louis mit sehr matter Stimme. »Erzähl’s mir. Erzähl mir, was du getan hast.«
    Earl grinste weiterhin. Seine Augen sahen in der Dunkelheit nass aus. »Ich … ich habe getötet, Louis. Ich habe Maureen getötet.«
    Louis hätte schockiert sein sollen, aber das war er nicht. Hätte Earl erzählt, dass er sich eine neue Motorsense gekauft hätte, wäre seine Reaktion so ziemlich die gleiche gewesen. »Bist du sicher?«
    »Ich habe sie geschlagen.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »Aber du bist weggerannt, Louis! Du bist weggerannt!«
    »Ich musste, Earl.«
    Obwohl Louis seine Augen nicht sehen konnte, konnte er den Schmerz in ihnen in etwa abschätzen. Aber er vermutete, dass da mehr als Schmerz war. Wahrscheinlich Schuldgefühle.
    »Aber du hast mich sie schlagen lassen, Louis.«
    »Nein, Earl, Ich habe dich gar nichts tun lassen. Ich hatte keine Zeit dich aufzuhalten. Jemand hat Macy angegriffen. Ich konnte dir nicht helfen.« Louis saß auf der Couch und schaute ihn an. » Du hast sie geschlagen, Earl. Du hast sie verletzt. Nicht ich. Du! Du bist derjenige, der den verdammten Wahnsinn in dir zugelassen hat!«
    Earl stand auf und ging zu Louis hinüber, als wollte er ihn angreifen. » Ich hatte keine Wahl!« Er packte Louis am Hemd und schüttelte ihn. »Ich konnte nicht dagegen ankämpfen! Man kann nicht dagegen ankämpfen! Es nimmt dich einfach ein und dann gehörst du ihm und es gibt verdammt noch mal nichts, was du dagegen tun kannst! Verstehst du? Darum habe ich sie geschlagen … darum habe ich sie immer wieder geschlagen!«
    Louis schlug Earl ins Gesicht. Nicht besonders fest, aber hart genug, um Earls Kopf zurückzuhauen. Louis wollte ihn immer wieder schlagen. Er hatte einfach die Schnauze voll. Die Schnauze voll von dem Scheiß, den sich seine Nachbarn gegenseitig angetan hatten … was sie sich selbst und der ganzen verdammten Stadt antaten … Er wusste nicht, weshalb der Wahnsinn ihn nicht gepackt hatte, aber er glaubte allmählich, dass jeder, der infiziert wurde, einfach schwach war. Verdammt schwach! Deshalb ohrfeigte er den alten Mann und er wollte ihn am liebsten so lange schlagen, bis seine Hand rot und taub war und Earl am Boden lag, blutete und schluchzte und sich in die Hosen pisste. Für Louis war der alte Mann die Verkörperung von ihnen allen. Ihrer Schwäche. Ihrer Unmenschlichkeit.
    Earl kniete am Boden, grinste immer noch, obwohl seine Augen voller Tränen waren.
    »Erzähl mir, was du getan hast, Earl. Erzähl mir, was du verflucht noch mal deiner Frau angetan hast und wie du dich gefühlt hast, während du es getan hast«, sagte Louis, weil er das Gewissen des alten Mannes in dem Gestank reiben musste, den er verursacht hatte. »Komm schon, erzähl mir alles.«
    Earl heulte jetzt. Er war außer sich vor Schuld und Kummer und Louis fand tatsächlich Befriedigung darin, weil er sie alle so sehen wollte, auf ihren Knien und wie sie den Schmerz ihrer Handlungen fühlten. Besonders Michelle. Die Frau, die er liebte. Die Frau, die ihn jetzt auf eine Art und Weise hintergangen hatte, dass Louis es nicht einmal richtig einordnen konnte.
    Herrgott noch mal, du Idiot! Sie ist krank! Sie sind alle krank! Du kannst ihnen nicht die Schuld dafür geben, nicht mehr, als du einem Alkoholiker die Schuld geben kannst, wenn er zur Flasche greift, oder einem Junkie, wenn er sich eine Nadel in den Arm sticht! Krank! Krank! Krank!
    Louis war das klar. Er wusste, dass es stimmte, aber davon konnte er sich jetzt auch nichts kaufen. Nicht nach dem, was er gesehen hatte. Nicht nach dem, was er durchgemacht hatte. Nicht nach dem, was ihm seine

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