Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Geschäft, um sich ein Sixpack oder eine Packung Milch oder eine Schachtel Zigaretten zu holen, aber nicht viel mehr, weil alles gewaltig überteuert war.
Als Angie Preen sich zu Cal’s auf den Weg machte und den kleinen Danny in den Buggy setzte, tat sie das nicht, weil sie Bier oder Milch oder Zigaretten oder mal eben Pappteller oder eine Flasche Ketchup brauchte. Sie hatte andere Gründe. Keiner davon war uneigennützig.
Sie ging hin, um die Schraube fester anzuziehen, wie sie es gerne nannte.
Und die Schraube steckte zufällig fest im Rücken von Brandi Welch.
Ich werde sie in diese kleine Hexe hineindrehen. Oh ja, ich werde sie quälen!
»Wir gehen zum Laden, Danny«, verkündete sie. »Wir brauchen einige Sachen.«
»Wir brauchen immer Sachen, oder Mami?«, sagte der kleine Danny und für einen bangen Moment war sich Angie fast sicher, dass in seinen Worten eine tiefe, salzige Brise Sarkasmus steckte. Aber das war albern. Er war erst knapp zwei Jahre alt.
Paranoia, das war es.
Außerdem war es gerade die bestimmte Zeit im Monat und ihr Blutfluss war stark. Sie war launisch, jähzornig, bereit aus dem geringsten Anlass heraus Augen auszukratzen. Manche Frauen, das wusste sie, wurden nicht so verrückt wie sie, wenn sie menstruierten. Die Glücklichen.
Sie sah herunter auf Danny und war wie immer betroffen, wie sehr er seinem Vater ähnelte und wie wenig ihr. Er besaß die glatte, makellose, mediterrane Haut und die mürrischen, schokobraunen sizilianischen Augen seines Vaters. Er war wunderschön. Genau wie sein Vater. Angenehm anzuschauen. Man konnte nur hoffen, dass er in jeder anderen Hinsicht nicht wie sein Vater war.
»Ich will einen Schokoriegel«, sagte Danny.
»Okay. Wir besorgen dir ein Mounds oder ein 3 Musketeers oder sonst etwas.«
Danny schien damit zufrieden, dann runzelte er seine Stirn und sagte: »Ich will ein Gewehr.«
»Hör auf damit!«, schimpfte Angie, während eine Schweißperle an ihrer Schläfe herunterkullerte.
»Ich will ein Gewehr, damit ich Leute totschießen kann!«
Angie blieb mit dem Buggy stehen, direkt an der Tessler Avenue, wo die Straße hübsch mit Eichen und Tulpenbäumen angepflanzt war. »Hör auf damit, Danny! Ich will dich nicht noch einmal so reden hören! Nur böse Männer erschießen Leute. Und böse Männer werden für den Rest ihres Lebens in Käfige gesperrt. Das willst du nicht, oder?«
Mit einer Träne in seinem Augenwinkel schüttelte er seinen Kopf.
Oh Gott, sie fragte sich, ob er bereits zu seinem Vater wurde.
Jimmy Torrio. Angie hatte ihn in Terre Haute kennengelernt. Eine Woche später schlief sie mit ihm und der Übergang vom Fremden zum Liebhaber war außergewöhnlich geschmeidig gewesen. Aber Jimmy Torrio war absolut nicht geschmeidig. Er gab ihr Danny, der wunderschön und liebreizend war, aber das war das Einzige, was er ihr gegeben hatte.
Warum hast du dann weiterhin deine Beine für ihn breit gemacht?
Ach, die Frage des Tages, des Jahres, des Jahrhunderts. Warum? Sie hatte einen guten Job, sie stammte aus einer guten Familie, zumindest nach Greenlawn-Maßstäben. Jimmy war ein Arschloch. Er war selbstsüchtig. Er war korrupt. Er hatte ein Vorstrafenregister, was er ihr verschwiegen hatte, bis sie zu tief drinnen steckte, um sich darüber Sorgen zu machen. Er taugte wirklich zu nichts – außer zum Trinken und Spielen und Geldschnorren. Er war nicht einmal wirklich gut im Bett. Trotzdem war Angie geblieben. Zumindest bis sie herausgefunden hatte, dass sie nur eine von vielen war. Dann rannte sie schnurstracks zurück nach Greenlawn, mit einem Braten in der Röhre, ohne Geld und absolut ohne Selbstachtung.
Zwei Jahre danach war sie noch immer von ihm besessen. Vielleicht war es jetzt glühender Hass, aber man sagt ja immer, dass Hass lediglich die Kehrseite von Liebe ist.
»Kann ich zwei Schokoriegel haben?«, fragte Danny.
»Natürlich kannst du«, sagte Angie zu ihm. »Warum nicht?«
Es war ein herrlicher Tag und Angie dachte an Louis Shears, der gerade vorbeigefahren war. Wie nett er sie immer anlächelte, wie seine Augen wie Münzen in einem Flussbett funkelten und wie hinter dem Blick, knapp dahinter, ein Hauch von Feuer und ein Hauch von Interesse steckte. Louis war nett. Louis war witzig. Aber er war auch mit Michelle verheiratet, die eine sehr nette Frau war. Also musste Angie ihn aus der Ferne bewundern. Wie immer.
Auf der gegenüberliegenden Straße sah sie Dick Starling vorbeigehen. Er war ein sehr freundlicher
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