Zerfleischt - Der ultimative Thriller
überlassen würde.
Vielleicht würde er es gegen Fleisch eintauschen.
Dick rutschte zurück auf den Boden und betrachtete seine Handabdrücke an der Wand und dachte über seine wunderbare neue Welt nach. Er musste bald nach draußen gehen. Hinausgehen und jagen. Aber zuerst waren andere Überlegungen vonnöten.
Er brauchte Nahrung.
Nachdem er einige Küchenstühle auseinandergebrochen hatte, entfachte er auf dem Küchenboden ein Feuer.
Bald füllte der Geruch von röstendem Fleisch den Raum.
20
Louis stand da mit Macy an der Seite und horchte, ob sich in dem leeren Haus etwas rührte.
Sie riefen ein paarmal und hörten, wie ihre Stimmen widerhallten und verklangen. Louis war schon in einer Menge Häuser gewesen und es war seltsam, wie viel etwas so Subtiles und Abstraktes wie ein Echo erzählen konnte. Vielleicht hatte es etwas mit Schallwellen zu tun und vielleicht hatte es etwas mit einem verborgenen sechsten Sinn zu tun, den wir alle in uns haben. Er konnte beruhigt sagen, dass das Merchant-Haus leer war … obwohl das nicht exakt das Wort war, das in diesem Moment in seinem Kopf herumging: unbewohnt. Louis, dieses Haus ist eher unbewohnt als leer, wenn du die feinen Nuancen verstehen kannst.
Er schluckte den sauren Geschmack in seinem Mund hinunter. »Vielleicht hat sie wegen irgendetwas das Haus verlassen«, schlug er als Erklärung vor und fragte sich, warum er selbst das nicht mehr glaubte, als es Macy zu tun schien.
»Nein«, sagte sie. »Sie ist um diese Zeit immer zu Hause. Sie hat einen Job, Mr. Shears, aber sie fängt nicht vor acht heute Abend an.«
Louis hatte beinahe Angst zu fragen, um welchen Job es sich handelte. So wie Macy es sagte, nicht voracht anfangen, klang es, als hätte Jillian einen Job als Stripperin gefunden. Das Problem war, dass sein Verstand aussetzte, sobald er versuchte Small Talk zu machen, also fragte er einfach: »Oh ja? Wo arbeitet deine Mom denn jetzt?«
»Sie ist eine Barmixerin drüben im Hair of the Dog. Kennen Sie das Hair of the Dog, Mr. Shears?«
Bei der Art, wie sie es sagte, konnte Louis wetten, dass sie genau Bescheid wusste über das Hair, wie es hier allgemein genannt wurde. Das Hair of the Dog war ein schmieriger Schuppen draußen am Highway, der hauptsächlich Trucker und Biker und müde Arbeiter aus den Mühlen oder Fabriken bewirtete. Schöner Ort. Louis war nur einmal mit ein paar Kumpel zu einer Junggesellenparty dort gewesen und sie waren ziemlich schnell wieder verduftet. Sie hatten Angst bekommen, dass die Frauen ihnen einen Arschtritt verpassen könnten, geschweige denn die Männer. Er erinnerte sich: Die Kellnerinnen waren alle oben ohne.
»Klar, netter Ort«, log er.
Macy grunzte. »Sie sind entweder ein schlechter Lügner oder Sie gehen nicht viel aus, Mr. Shears. Nichts für ungut, aber an so einem Ort gibt es nichts Nettes.«
»Es tut mir leid, Macy.«
Sie winkte ab. »Warum? Ich hab schon vor Jahren aufgegeben zu versuchen, den Babysitter für meine Mom zu spielen.«
Louis hätte etwas sagen können, aber es ging ihn absolut nichts an, also hielt er seinen Mund. Arme Macy. So ein anständiges, nettes Mädchen. Sie verdiente etwas Besseres als Jillian. So viel war sicher.
Sie durchsuchten schnell das Erdgeschoss. Jillian war nirgends zu finden. Auf der Arbeitsplatte standen zwei überquellende Aschenbecher und ein paar leere Bierdosen, das Spülbecken war voll mit dreckigem Geschirr, Überreste einer Tiefkühlpizza lagen auf dem Tisch, auf der sich ein paar Fliegen paarten. Das war es auch schon. Im Wohnzimmer stand ein Wäschekorb, der auf dem Boden ausgeleert worden war, verstreute Zeitschriften mit Ringen versehen, als hätte man sie als Untersetzer benutzt.
Aber keine Jillian.
»Das hier ist eine Bruchbude, was?«, fragte Macy und schämte sich offensichtlich.
»Nein … das würde ich nicht sagen.«
»Das ist es aber, Mr. Shears. Hören Sie auf so nett zu sein. Es ist nicht nötig. Ich weiß, was jeder über uns denkt. Es ist nichts dabei. Meine Mom ist eine faule, besoffene Schlampe und eine … eine … Na ja, ich weiß, was die Leute sagen.«
»Wen kümmert es, was sie sagen?«, fragte Louis. »Es geht verdammt noch mal niemanden außer dir was an.«
»Danke, Mr. Shears. Das war nett.«
»Hör auf, mich Mr. Shears zu nennen. Dadurch fühl ich mich, als sollte ich an einem Krückstock gehen. Nenn mich Louis oder ich fange an, dich Miss Merchant zu nennen.«
Macy errötete. »Oh Gott, bloß nicht! Mr. Hamm nennt mich
Weitere Kostenlose Bücher