Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Autos … Aber es war nichts zu hören außer einer Fahne, die am Mast über dem Farm Bureau klapperte, und einem Windspiel, das vor einem Antiquitätenladen die Straße hinunter hing.
Sie sind hier, ja, Louis. Alle. Sie spielen das altbekannte Spiel. Vielleicht erinnerst du dich daran: Verstecken. Sie wissen, wo du bist und wenn du nah genug ran kommst, springen sie heraus und verpassen dir eine. Vielleicht mit ihren Händen, aber wahrscheinlich mit ihren Zähnen.
Er ging an der Seite des Autos vorbei und bemerkte etwas besorgt, dass die Schatten langsam länger wurden. Es würde bald dunkel sein. Der Wind zischte durch die Baumspitzen und über die Dächer mit einem Geräusch, als würde jemand ausatmen. Louis lief über den Parkplatz, während sich Angst in ihm breitmachte, ihn verunsicherte. Sie wuchs, wurde groß und nicht mehr zu beherrschen. Er hatte im Moment keinen echten Grund, ängstlich zu sein, dennoch holte er das Taschenmesser aus der Tasche heraus. Er wusste, dass er es benutzen würde, wenn er musste.
Er ertappte sich dabei, wie er sich in der Main Street umschaute, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Die engen Gebäudereihen, die Gassen dazwischen, die ganzen kleinen Einbahnstraßen und Treppenaufgänge und schattigen Nischen, die vorstehenden Dächer … die ganzen Plätze, an denen sich möglicherweise jemand versteckte. Er schaute sich auf die gleiche Art um wie ein Soldat, der in feindliches Gebiet vorrückte.
»Louis.« Macys Stimme war schwer und außer Atem. »Schau!«
Sie stand neben ihm, aber während er den Gefahrenfaktor gründlich abwog, schaute sie nur das Farm Bureau Gebäude an, das vor ihnen stand. Sie zeigte auf den getünchten Eingang mit seinem glänzenden Drehknopf aus Messing. Da schimmerte etwas auf der Tür. Etwas Dunkles war hingeschmiert, von dem er instinktiv wusste, dass es Blut war. Am Drehknopf war mehr davon. Ein paar Fliegen untersuchten es. Louis schluckte, klappte sein Messer auf und lief auf die Tür zu.
Sie war nicht verschlossen und ließ sich ohne jedes Knarren öffnen.
Er betrat die kühle klimatisierte Luft, die ihm Gänsehaut auf den Armen bereitete. Ruhig. Es war mucksmäuschenstill hier drinnen, aber er spürte, dass es nicht ganz unbelebt war. Jemand war hier gewesen. Jemand, der eine vage Spur von etwas Dunklem, etwas Bösem hinterlassen hatte.
Der Empfangsschalter war leer, wie auch das erste Büro. Beide waren ordentlich, unberührt. An den Wänden entlang war mehr Blut geschmiert worden. Handabdrücke von unterschiedlichen Größen verrieten, dass mehrere Leuten das getan haben mussten. Was hier auch immer passiert war, es war von einer Gruppe verübt worden.
»Ich denke, wir sollten gehen«, sagte Macy.
»Gleich.«
Das nächste Büro gehörte Michelle und als er die Tür öffnete, dachte er, dass sein Herz in seiner Brust explodieren würde, weil es so heftig schlug. Weil er erwartete, sie da drinnen zu sehen, aufgeschlitzt und mit Fliegen bedeckt.
Aber dieses Zimmer war auch leer.
Alle Unterlagen waren ordentlich sortiert; ein paar Topfpflanzen standen auf dem Schreibtisch, daneben einige Fotos von der Hochzeit und von der Reise nach Cancún letztes Jahr, die ihn dazu brachten, dass er ungeniert weinen wollte. Aktenschrank, Computer, Garderobe, ein impressionistisches Gemälde an der Wand … aber nichts, das auf Gewalt oder auf irgendetwas Ungewöhnliches hinwies.
Aber etwas war hier vorgefallen.
Und als er durch den Gang ging und Macy so dicht hinter ihm war, dass sie jedes Mal in ihn hineinlief, wenn er stehen blieb, war er sich sicher. Sogar ohne die blutigen Handabdrücke an den Wänden konnte er das Böse hier riechen. Dieser Ort war wie eine Wunde infiziert und man konnte das Böse riechen, wie es im reinsten Miasma von den Wänden sickerte.
»Louis …«
»Ja, gleich.«
Macy hatte natürlich recht. Sie mussten hier verschwinden, bevor sie, oder was auch immer diese grässlichen Handabdrücke hinterlassen hatte, zurückkehrte. Aber er konnte sich nicht dazu bringen wegzugehen. Etwas zerrte ihn vorwärts den Gang hinunter und verlangte, dass er nachschaute, was dort wartete. Denn hier gab es eine Aura der Bedrohung und er musste wissen, woher sie kam, musste sie verstehen und ihr in die Augen schauen. Am Ende des Ganges befand sich eine weitere blutverschmierte Tür.
Louis konnte spüren, wie Macy hinter ihm verkrampfte.
Er fasste den Griff der Tür an und riss sie auf. Es war das Büro von Dave Winkowski, einem
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