Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Sachverständigen. Louis trat ein. Der Geruch nach Blut war so streng, dass er würgen musste.
»Oh Gott«, sagte Macy und drehte sich weg.
Der nackte Körper einer Frau lag ausgebreitet auf dem Schreibtisch und war voller getrocknetem Blut. Louis wusste, wer es war. Es war Carol, die gleiche Frau, mit der er am Telefon gesprochen hatte, und zwar vor gar nicht allzu langer Zeit.
Man hatte ihr die Kehle aufgeschlitzt, Blut war überall verspritzt. Aber schlimmer war, dass ihr Rock bis zur Hüfte hochgeschoben war und es so aussah, als hätte sich jemand mit einem Messer an ihr zu schaffen gemacht, ihre Vulva zerschnitten und ihre Oberschenkel mit grässlicher Hemmungslosigkeit zerstückelt. Es war kein grobes Zerhacken, sondern beinahe etwas Chirurgisches, das Zeit gekostet hatte.
Macy hatte nur die Leiche gesehen. Gott sei Dank hatte sie nicht genauer hingeschaut.
Louis packte sie am Arm und zog sie in den Gang. »Lass uns gehen!«
Sie gingen um einiges schneller davon, als sie hineingekommen waren. Draußen auf dem Parkplatz fühlte sich die Sonne schön an. Die Kälte des Versicherungsgebäudes verließ sie und sie standen sprachlos ein paar Minuten lang auf dem Parkplatz.
»Wir gehen lieber«, sagte Macy.
»Ja.«
»Ich meine, jemand hat das getan, Louis. Ein Verrückter. Ich will nicht hier sein, wenn sie wieder auftauchen …«
Louis folgte ihr zum Auto zurück und setzte sich hinter das Steuer, während er eine Weile nicht wusste, was er machen oder sagen sollte. Viele Leute lebten ihr Leben lang, ohne je eine Leiche finden zu müssen. Aber heute hatte er zwei gefunden. Carols abgeschlachtete Leiche und die von Jillian natürlich.
Als er so dasaß, spürte er, wie die Worte in seinen Mund hüpften, die Worte, von denen er wusste, dass er sie früher oder später zu Macy sagen würde: Tut mit leid, Kleine, aber deine Mutter ist tot. Sie hängt in eurem Keller. Pech gehabt. Und sie kamen fast heraus, aber er schluckte sie im letzten Moment wieder hinunter.
»Was?«, fragte Macy, die es bemerkte. »Wolltest du etwas sagen?«
Aber er schüttelte den Kopf. »Nein, nichts.«
»Was jetzt?«
Er schüttelte erneut seinen Kopf. Er holte das Handy heraus und rief für den Fall, dass Michelle dort war, zu Hause an. Er ließ es klingeln, bis der Anrufbeantworter ranging. Dann legte er auf und versuchte es noch einmal. Nichts. Sie war nicht zu Hause. Sie war nicht bei der Arbeit. Wo zum Teufel steckte sie?
»Wen rufst du an?«, fragte Macy.
»Die Polizei. Das ist verdammt lächerlich.«
Er wählte die Nummer vom Revier und wählte erneut, weil er dachte, dass er die falsche Nummer eingetippt hatte. Aber es gab kein Verbindungssignal. Das war gar kein gutes Zeichen.
»Nichts?«
»Nein.«
»Versuch 911.«
Er atmete tief ein und versuchte es. Es klingelte. Am anderen Ende klickte es. Er hörte jemanden atmen und eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Unterarm aus.
»Ist da jemand?«, fragte er.
»Hey, es sieht so aus, als hätte ich einen Lebendigen«, sagte die Stimme eines Mannes.
»Wer ist da?«, fragte Louis nach.
»Wen willst du haben?
Louis schluckte. Seine Kehle war staubtrocken. »Hören Sie mir zu. Ich rufe aus Greenlawn an. Wir haben einen Notfall hier. Wir brauchen Hilfe, okay?«
»Wo bist du?«
Louis erzählte es ihm beinahe, dann besann er sich eines Besseren.
»Wo bist du?«, wollte die Stimme wissen. »Du sagst es mir … und ich schicke jemanden, um dich zu holen.«
Louis unterbrach die Verbindung. Er war blass und schwitzte.
»Dort auch«, sagte Macy und unterdrückte ein Schluchzen. »Es gibt keinen Ausweg.«
»Wir gehen zum Polizeirevier«, sagte er und versuchte selbstbewusst zu klingen.
Aber selbst da wusste er, dass er dabei war, einen schrecklichen Fehler zu begehen.
41
Die Jägerin wartete hinter dem staubigen Fenster eines Second-Hand-Ladens.
Sie beobachtete, wie der Mann und das Mädchen ins Auto einstiegen.
Der Mann hatte etwas an sich, an das sie sich erinnerte, als ob sie ihm vielleicht schon einmal begegnet wäre. Je mehr sie ihn beobachtete, desto sicherer war sie sich. Allein sein Anblick brachte ihr Blut zum Köcheln und ihr Herz klopfte in einem herrlichen, neuen Rhythmus. Sie leckte ihre Lippen. Sie umklammerte das Jagdmesser in ihrer Hand sehr fest.
Die Jägerin konnte sich nicht mehr erinnern, wer sie war.
Sie konnte sich nicht mehr erinnern, warum sie existierte.
Es schien, als ob sie schon immer so gelebt hätte, wie sie diese letzten Stunden
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