Zerfleischt - Der ultimative Thriller
durchführte und immer in der Zeitung stand, weil er sich für Gemeinde und Wohltätigkeitsorganisationen engagierte. Warren sang auch im Kirchenchor von St. Stephens und war bekannt für seine mordsmäßige Stimme. Er war in Ordnung. Er gehörte durch und durch zum alten Schlag und würde dieses Fiasko regeln.
»Na ja, es ist eine richtige Sauerei, Sarge«, antwortete Shaw.
»Erzähl.« Warren zog eine Zigarette hinter dem Ohr hervor und steckte sie an.
Also erzählte Shaw ihm alles und Warrens Augen schwankten die ganze Zeit von der Leiche zu Louis und es sah nicht so aus, als würde er sich um das Aussehen der beiden scheren. Als Shaw fertig war, nickte Warren nur.
»Ist das so richtig, Mr. Shears?«, fragte er.
Und Louis legte sofort los. Das Wiedererzählen dieser Geschichte klang nicht besser als die andere Version, aber der Beweis klebte überall an Kojozians Schuh und Hosenbein.
»Er hat einen schwachen Magen«, sagte Kojozian. »Er hat ins Gras gekotzt.«
Warren grinste. »Ohne Scheiß? Nun ja, immer mit der Ruhe, Mr. Shears. Tot ist tot. Sie können auf diesem Jungen Stepp tanzen, seine Hosen runterziehen oder ihm in den Mund scheißen. Für ihn macht es keinen Unterschied.«
Louis starrte ihn bleich und mit weit aufgerissenen Augen an. »Sie sind alle verrückt«, sagte er.
»Oh je, er hat wirklich einen schwachen Magen«, sagte Warren und atmete den Rauch durch seine Nasenlöcher aus. »Nichts für ungut, Mr. Shears, aber Sie würden nicht gerade einen guten Bullen abgeben. Jede Menge Leichen, immer jede Menge Leichen.«
»Wir hatten letzte Wochen einen Typen«, sagte Shaw, »drüben an der West Rider Street. Die Post hat sich angesammelt und so weiter. Die Nachbarn rufen uns und wir gehen hin. Wir mussten durch das Seitenfenster rein und dieser Gestank, als wir es aufgemacht haben … Ach, du lieber Himmel! Wir haben die Leiche auf dem Scheißhaus gefunden. Der Alte hatte einen Herzinfarkt, während er einen abseilte. Müssen um die 1000 Fliegen auf ihm gewesen sein. Noch mal 1000 klebten an den Fenstern und sind herumgeflogen. Die summten so laut, man konnte keinen klaren Gedanken fassen.«
»Das ist gar nichts«, sagte Warren. »Als ich im Department angefangen habe, bekamen wir einen Anruf, dass wir zum Flughafen kommen sollten. Mitten im Sommer hat irgendein Typ mit hochgekurbelten Fenstern in seinem Auto geschlafen. Und was für ein aufgeheizter Bastard! Einige Kinder sind mit ihren Fahrrädern drum herum gefahren, haben den Typen da drin liegen gesehen und gesagt, dass er von oben bis unten voller Reis wäre. Reis. Ha, was für eine Schweinerei! Der Gestank hätte sie direkt in die Knie gezwungen, ich schwöre es bei Gott. Er hat beinahe eine Woche da drin gelegen. Als wir versucht haben ihn herauszuziehen, ist er wie ein abgekochtes Hühnchen auseinandergefallen. Das meiste von ihm hat am Sitz geklebt …«
Louis stand auf und rannte los, rannte was das Zeug hielt zum Dodge. In seinem Kopf rauschte es laut und schwarz und er war sich sicher, dass er den Verstand verloren hatte. Nichts anderes konnte das hier erklären.
»Hey, wohin wollen Sie?«, brüllte Kojozian ihm nach.
»Lass ihn gehen«, sagte Shaw. »Wir brauchen ihn nicht. Was wir hier brauchen, sind ein paar Schaufeln, um den Jungen vom Gehweg abzukratzen.«
Und dann saß Louis in seinem Dodge. Er konnte den Sitz unter sich fühlen und seine Hände, wie sie das Lenkrad umklammerten. Er hielt es fest, bevor die ganze Welt unter ihm davonsauste. Denn es ging los; er wusste, dass es losging.
Er wendete mit quietschenden Reifen und sah Warren im Rückspiegel, wie der ihm zuwinkte. Als er die Tessler Avenue hinunterraste und dabei ein parkendes Auto knapp verfehlte, war sein Gesicht schweißgebadet und er zitterte am ganzen Körper. Er musste dringend anhalten und sich übergeben, aber er traute sich nicht. Er traute sich einfach nicht. Er musste die Rush Street erreichen und dann nichts wie nach Hause. Und das Irrsinnigste und Unmöglichste von allem war, dass die Bullen ihn nicht verfolgten.
Sie verfolgten ihn nicht …
6
In der Greenlawn High setzten sich Dinge in Gang.
Macy Merchant, eine Junior-Musterschülerin, saß in der fünften Unterrichtstunde: Massenmedien. Sie versuchte, die Seifenoper für Jugendliche auszublenden, die sich täglich um sie herum abspielte. Macy war kein besonders beliebtes Mädchen. Sie war klug und ehrgeizig und seriös – Eigenschaften, die sie nicht gerade bei der sozialen Elite der
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