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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nicht.«

 
    54
    »Verdammt, was wollen denn Sie hier?« Julie Carson trug keine Uniform. Stattdessen hatte sie eine Jeans und ein ärmelloses grünes Armee-T-Shirt, aber keine Schuhe an. Ihre Arme waren kräftig und sonnengebräunt.
    Wahrscheinlich , überlegte Puller, der vor der Tür ihrer Eigentumswohnung stand, geht sie täglich ins Fitnessstudio, um den Körper geschmeidig zu halten, und joggt in der Mittagspause, um jeden Sonnenstrahl zu erhaschen.
    Carson starrte ihn an. In seiner Ausgehuniform maß er gut eins neunzig, und seine Schultern füllten die Breite der Tür aus. »Ich habe da noch ein paar Zusatzfragen.«
    »Woher wissen Sie, wo ich wohne?«
    »Es liegt mir fern, Ihre Intelligenz in Zweifel zu ziehen, aber ich bin kriminalistischer Ermittler der Armee, und Sie sind auch in der Armee. Das ist, als ob man im Telefonbuch nachschlägt.«
    »Trotzdem ist mir Ihr Aufkreuzen nicht willkommen.«
    »Pflichtgemäß nehme ich es zur Kenntnis. Können wir drinnen ungestört sprechen?«
    »Wir hatten schon ein Gespräch.«
    »Ja, aber wie gesagt, ich möchte Ihnen ein paar Zusatzfragen stellen.«
    »Ich habe zu tun.«
    »Und ich ermittle in einem Mordfall. Wegen der Ermordung eines Ihrer Untergebenen.« Im Flur öffnete sich eine Tür. Zwei Jugendliche kamen zum Vorschein und blickten herüber.
    »Es dürfte klüger sein, General«, sagte Puller, »wenn wir uns drinnen unterhalten.«
    Carson bemerkte die beiden Jugendlichen, trat sofort beiseite, ließ Puller ein und schloss die Tür. Durch den Flur ging sie voraus. Puller sah, dass es in dieser Eigentumswohnung, die gegenüber der Pentagon City Mall und nur eine U-Bahn-Station vom Pentagon entfernt lag, hochwertige Ausstattung, Ölgemälde und geschmackvolle Möbel gab. »Eine schöne Bleibe haben Sie hier.«
    »Ja, sicher«, antwortete Carson grob.
    Sie gelangten ins Wohnzimmer. Carson wies ihn in einen Polstersessel und nahm auf einem kleinen Zweisitzer Platz. An den Wänden hingen Fotos, die Carson zusammen mit hochrangigen Militärs und Politikern zeigten, überwiegend Männern, die wahrscheinlich maßgeblichen Einfluss auf ihre Karriere gehabt hatten. Eine ähnliche Fotowand hatte er in ihrem Büro im Pentagon gesehen. »Gemütlich.«
    »Mir gefällt’s.«
    »Ich wohne noch so wie damals, als ich das College besucht habe.«
    »Das tut mir leid für Sie«, antwortete Carson unfreundlich. »Vielleicht ist es höchste Zeit, dass Sie erwachsen werden.«
    »Kann sein.«
    »Mir ist nicht klar, was für ›Zusatzfragen‹ Sie überhaupt noch haben können.«
    »Sie ergeben sich aus neuen Informationen.«
    »Welchen neuen Informationen?«, fragte Carson geringschätzig.
    »Über Oberst Reynolds.« Puller verstummte und fixierte Carson aufmerksam.
    »Gut. Ich warte. Oder muss ich raten?«
    Puller ließ sich beträchtlich Zeit, das Notizbuch zu zücken und die Kappe vom Stift zu nehmen. Währenddessen beobachtete er Carson. Er sah ihren Blick über seine Ordensleiste gleiten. Zur alltäglichen Felduniform legte man die Orden nicht an. Dagegen präsentierte die Ausgehuniform sie in voller Pracht. Wie der Leitende Spezialagent es einmal treffend formuliert hatte, verkörperte Puller quasi einen Paradehengst. Und Carson konnte nicht anders, als beeindruckt zu sein. Puller selbst hatten die bunten Bändchen und das viele Blech nie etwas bedeutet. Ihm blieben allein die Ereignisse in Erinnerung, denen er diese Auszeichnungen verdankte. Doch wenn das Zurschaustellen militärischen Lamettas ihm bei einer Vernehmung Vorteile verschaffte, waren sie für ihn ihr Gewicht in Gold wert.
    »Sie haben eine Menge geleistet, Puller«, sagte Carson voller widerwilliger Bewunderung.
    »Derzeit möchte ich nur eines leisten: den oder die Mörder der Familie Reynolds überführen.«
    »Dann vergeuden Sie Ihre Zeit, solange Sie hier sitzen und mit mir sprechen.«
    »Da bin ich anderer Meinung.«
    »Verflixt noch mal, kommen Sie zur Sache. Ich habe Wichtigeres zu tun. Wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe, muss ich morgen den Tagesbericht für den Generalstab abliefern.«
    »Ja, ich weiß, und ich muss gestehen, es wundert mich ein wenig, dass Sie nicht in Ihrer Dienststelle sind, um dafür zu sorgen, dass der Chef eine gelungene Vorlage erhält.«
    »Das geht Sie ganz und gar nichts an. Und wir wollen nicht außer Acht lassen, wer von uns einen Stern hat. Allmählich erschöpft sich meine Geduld. Nur, damit Sie Klarheit haben, ich pflege gute Beziehungen zum Militärischen

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