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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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fleischte es ihnen ein.
    Die Frau war Anfang dreißig, schlank, mittelgroß, und trug eine Brille mit Drahtgestell. Kurzes, dunkles Haar rahmte ihr hübsches Gesicht ein. Sie trug die blaue Kostümvariante der Uniform. Der Silberstreifen an ihrer Schulter wies sie rangmäßig als Oberleutnant aus.
    Das US-amerikanische Militär kannte zwei Arten von Offizieren: Unteroffiziere und Offiziere. Der Oberleutnant war Offizier und stand daher im Rang über Puller. Sie hatte ein Offizierspatent, das vom Präsidenten der Vereinigten Staaten stammte, während bei Puller der Oberbefehlshaber der Armee seinen Werdegang bestimmte. Ungeachtet aller denkbaren Beförderungen würde Puller im Rang immer unter den Portepeeoffizieren bleiben, den »eigentlichen« Offizieren. Sie hatten West Point, das Reserveoffiziersausbildungskorps oder die Offiziersanwärterschule besucht. Er nicht. Puller betätigte sich als Spezialist. Sie dagegen waren Generalisten. Bei der Armee galten Generalisten als die gefragten Leute.
    Sie äugte durch die Glastür ins Innere der Bar. Puller brauchte nur vier Schritte, bis er neben der Offizierin stand.
    »Möchten Sie vielleicht unter vier Augen mit mir sprechen, Leutnant?«
    Ruckartig fuhr sie herum. Wahrscheinlich verdankte sie es ihrem Training, dass sie statt eines Aufschreis lediglich nach Luft schnappte.
    Sie starrte zu ihm herauf. Die Uniformvorschriften für Frauen gestatteten keine Absätze über sieben Zentimeter Höhe. Zwar schöpfte sie diesen Spielraum voll aus, wirkte neben Puller aber dennoch wie ein Kind. Als sie nicht antwortete, senkte er den Blick auf das Namensschild an ihrer Uniform. »Leutnant Strickland? Sie wollten mit mir sprechen?«
    Kurz betrachtete er ihre Ordensleiste. Es gab nichts Bemerkenswertes zu sehen; das hatte er auch nicht erwartet. Die Beschränkungen, die die Armee dem Kampfeinsatz ihrer Frauen auferlegte, begrenzten ihre Aussichten, sich im Gefecht Lorbeeren zu verdienen. Kein Blut, keine Ehre.
    Puller sah, dass ihr Blick auf seine Auszeichnungen fiel und ihre Augen sich leicht weiteten, als sie den gewaltigen Umfang seiner Gefechtsleistungen und militärischen Errungenschaften ablas. »Leutnant Strickland?«, wiederholte Puller in freundlicherem Ton. »Sie möchten sich mit mir unterhalten?«
    Sie erwiderte seinen Blick und errötete. »Entschuldigen Sie, ich habe nicht damit gerechnet, dass … Ich meine …«
    »Ich lasse mich ungern finden, Leutnant. Ich ziehe es vor, meinerseits jemanden zu finden.«
    »Ja, sicher, das ist mir jetzt klar.«
    »Woher wussten Sie, wie Sie mich kontaktieren können?«
    »Von Bekannten, die wiederum Bekannte haben.«
    Puller deutete zur Treppe. »Oben gibt es ein paar ruhige Ecken.«

 
    53
    Sie folgte Puller, und sie fanden einen stillen Fleck. Beide nahmen in alten Ledersesseln Platz. »Offensichtlich ist Ihre SMS bei mir eingegangen, Leutnant«, stellte Puller fest, als sie keine Anstalten zeigte, das Gespräch zu beginnen.
    »Bitte nennen Sie mich Barbara.«
    »Sie können mich Puller nennen. Also, ich habe Ihre SMS erhalten.« Alles Weitere ließ Puller in der Schwebe.
    »Ich weiß, dass Sie im Mordfall Matthew Reynolds ermitteln.«
    »Waren Sie eine seiner Mitarbeiterinnen? Falls ja, hat man vergessen, mich darüber zu informieren.«
    »Zu seinen Mitarbeitern habe ich nicht gehört. Aber ich kannte ihn. Ich kannte ihn sogar gut.«
    »Sie waren befreundet?«
    »Mehr als das. Er und mein Vater haben zusammen gedient. Er war mein Mentor, und auf ihn geht es zurück, dass ich mich zum Militär gemeldet habe. Mit seiner Frau war ich auch befreundet. Und ich kannte die Kinder. Als sie noch klein waren, habe ich als Babysitter ausgeholfen.«
    »Dann darf ich Ihnen mein Mitgefühl ausdrücken.«
    »War es so schlimm, wie ich gehört habe?«
    »Was haben Sie denn gehört?«
    »Dass die ganze Familie regelrecht massakriert worden sein soll.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Ich habe es durch Hörensagen erfahren. Wer es erwähnt hat, weiß ich nicht mehr.«
    »Es war ziemlich schlimm«, räumte Puller ein.
    »Aha«, sagte Strickland mit zitternder Stimme. Sie holte ein Papiertaschentuch hervor und betupfte sich die Augen.
    »Wie Sie richtig angemerkt haben, stehe ich vor der Aufgabe, den oder die Mörder aufzuspüren.«
    »Ich hoffe, Sie schnappen sie«, sagte Strickland mit Nachdruck.
    »Dafür brauche ich jede Unterstützung, die ich finden kann.«
    »Ich … ich kann Ihnen vielleicht helfen.«
    Puller klappte sein Notizbuch

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