Zero Day
Wahlmöglichkeiten«, antwortete Puller.
Er hörte Mason aufstöhnen. »Wann treffen Sie sich mit ihm? Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Ich kann mich für heute Abend mit ihm verabreden.«
»Kennen Sie einen sicheren Ort für das Treffen?«
Puller überlegte einen Augenblick. »Ja, kenne ich. Eine Lokalität mit Namen Xanadu-Club.«
66
Puller stieg aus dem Wagen und ging in Drakes Stadtbibliothek. Sie befand sich in einem einstöckigen, aus orangeroten Ziegeln erbauten Haus von architektonischer Abgeschmacktheit, das den Zahn der Zeit schlecht vertragen hatte. Am Eingangsschalter stellte er einer Bibliothekarin ein paar Fragen, und sie zeigte ihm, was er suchte. Zwar gab es in der Bibliothek einige Computer, doch bevorzugte Puller die altmodische Methode, Zeitungen per Hand durchzublättern. Er sichtete die Zeitspanne, die er als relevant erachtete. Er entdeckte nichts; darin sah er etwas, das schon für sich sprach.
Beim Verlassen des Gebäudes brummte sein Handy. Die Anruferin war Kristen Craig, die Forensikerin der Armee- KTU -Einrichtung in Georgia. »Ich habe Neuigkeiten für Sie, Puller.«
Er setzte sich in den Wagen, schaltete die Klimaanlage ein und schrieb auf, was sie ihm mitteilte. »Wir haben das eingeschickte DNA -Material superschnell untersucht. Mittels des Ausschlussverfahrens sind wir auf eine unklare Herkunft gestoßen. Daraufhin haben wir sie mit dem DNA -Datenspeicher des FBI abgeglichen. Es könnte ein Treffer vorliegen.«
»Was noch?«
»Wir haben das Schusspflaster aus Oberst Reynolds’ Leiche identifiziert. Es war ein Projektil vom Flintenkaliber zwölf.«
»Und sonst? Einen Hersteller?«
»Bedaure, leider nicht.«
»Na gut. Und weiter?«
»Der Mediziner, der die Obduktionen vorgenommen hat, ist ein äußerst tüchtiger Fachmann. Unsere Obduzenten haben im Wesentlichen alle seine Angaben bestätigt. Zwar haben wir die Leichen nicht hier, aber offenkundig kennt der Arzt sich bestens aus.«
»Sehr gut.« Eine Bestätigung der Obduktionsergebnisse betrachtete Puller als ganz erfreulich, aber eigentlich wollte er Informationen haben, die zur Aufklärung des Falles dienten.
»An dem Fünf-Komma-fünf-Millimeter-Geschoss, das Sie uns übermittelt haben, ist etwas Seltsames festgestellt worden.«
»Und was?«
»Ich habe es von drei verschiedenen Leuten unabhängig voneinander untersuchen lassen, denn es handelt sich um etwas, das man an einer Kugel, die jemandem ins Gehirn gefeuert wird, nicht zu finden erwartet.«
»Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Kristen.«
»Es ist Goldfolie. West Virginia hat Kohleflöze, keine Goldadern, oder?«
Puller dachte an die Trents in ihrer Riesenvilla. »Nun ja, hier läuft es für gewisse Leute auf das Gleiche hinaus. Aber wieso Goldfolie?«
»Es ist eine nahezu mikroskopisch winzige Menge, aber dass es sich um Goldfolie handelt, ist zweifelsfrei abgeklärt. Was ihr Vorhandensein bedeutet, wissen wir nicht.«
»Haben Sie etwas mit der eingeschickten Analyse der Bodenproben anfangen können?«
»Das Untersuchungsergebnis enthielt absolut nichts Überraschendes. Die Radioaktivitätswerte sind normal, zumal für kohlehaltigen Untergrund. Es gibt in dem Bericht nichts Auffälliges. Falls jemand deswegen ermordet wurde, kann ich es nicht im Mindesten verstehen.«
»So wenig wie ich. Und was ist mit dem Material aus dem Meth-Labor?«
»Das hat bei uns mehr Interesse erregt. Sind Sie sicher, es war bloß ein Meth-Labor?«
»Es sah so aus. Alles war da, was man gewöhnlich in einem Meth-Labor vorfindet.«
»Ja, stimmt. Allerdings war da auch etwas, das da normalerweise nicht zu finden ist.«
»Was denn?«
»Wolframkarbid.«
»Wo ist das entdeckt worden?«
»In einigen Flaschen, Schläuchen und Schlangenkühlern. Es ist immerhin so viel, dass es nicht als natürliche Verunreinigung gelten kann.«
»Es könnte also an Treadwells oder Bitners Händen gewesen sein?«
»Möglicherweise. Wir haben auf den Arbeitsgeräten Treadwells Fingerabdrücke nachgewiesen.«
»Dann ist es nicht untergeschoben worden«, sagte Puller. »Gut, das zu wissen.«
»Haben Sie denn tatsächlich vermutet, irgendwer hätte es untergeschoben?«
»Nein. Aber wie jeder Mensch sehe ich mich gern in meinen Annahmen bestätigt. Also Wolframkarbid? Es wird doch in Werkzeugmaschinen verwendet, nicht wahr? Als Schleifmaterial, zum Beispiel zur Edelsteinbearbeitung?«
»Stimmt genau. Es ist wesentlich härter und dichter als Stahl oder Titan.«
»Treadwell
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