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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Tier aus dem Gehölz geflitzt, das nach einem kleinen Puma aussah. Es überquerte den Asphalt mit zwei Sprüngen und verschwand auf der anderen Straßenseite im Gesträuch.
    Anscheinend streiften in dieser Nacht alle möglichen Arten von Räubern umher.
    »Im Nahen Osten war es heißer als hier, aber nicht so schwül«, sagte Puller, während er das Fahrzeug über die kurvenreichen Landstraßen lenkte. Es schien in und um Drake keine anders beschaffenen Straßen zu geben. »Das Klima hier erinnert mich an Florida.«
    »In Florida bin ich noch nie gewesen«, gestand Cole. »Ich bin immer in West Virginia geblieben. Hier ist mein Zuhause.«
    Puller schaltete die Klimaanlage auf maximale Leistung und wischte sich Schweiß von der Stirn.
    »Sprechen Sie es ruhig aus«, riet er Cole.
    »Die Situation bringt mich in eine höchst unangenehme Zwickmühle, Puller.«
    Er sah sie an. »Ich weiß. Sie sind Polizistin. Sie stehen im Dienst der Öffentlichkeit. Ihre Aufgaben sind der Schutz und die Verteidigung der Mitbürger.«
    »Ganz genau. Was soll ich also tun? Das County evakuieren?«
    Puller packte das Lenkrad fester und spähte in die Dunkelheit. Cole hatte ihm den Weg zum Wohnsitz der Familie Strauss erklärt. Derzeit befuhren sie eine längere gerade Strecke – länger jedenfalls nach örtlichen Maßstäben –, und offenkundig nutzte Cole diese Gelegenheit, um ihrer Besorgnis Ausdruck zu verleihen. »Wahrscheinlich könnten Sie es versuchen. Aber wenn Sie nicht die Unterstützung höherer Instanzen haben, werden Sie nicht viel erreichen.«
    »Und falls Sie mir Rückhalt geben? Und die Verantwortlichen im D. C. ?«
    »Dazu wird es nicht kommen«, entgegnete Puller unverblümt.
    »Warum nicht, verdammt noch mal?«
    Puller beschloss, sie endlich in die ganze Wahrheit einzuweihen. »Weil man die aktuellen Ereignisse als Gelegenheit bewertet, ein neues Kapitel in der Taktik der Terrorbekämpfung zu schreiben und dabei gleichzeitig eine Verbrecherbande unschädlich zu machen.«
    »Sie meinen, wir sind Versuchskaninchen?«, fragte Cole.
    »Ja. Sie sind Versuchskaninchen. Die Regierungsbehörden befürchten, dass ein Großalarm die Terroristen dazu bringen wird, das geplante Attentat abzusagen, sich zu verdrücken und woanders von vorn anzufangen.«
    »Aber Drake ist mein Heimatort. Ich bin hier geboren. Ich kenne die Einwohner. Ich kann doch nicht einfach abwarten, bis sie massakriert werden!«
    Puller hatte sie angeschaut; nun wandte er den Blick ab.
    »Puller? Ist Ihnen klar, woher ich komme?«
    »Ja, natürlich. Und das heißt, ich hätte Ihnen wohl besser alles verschwiegen.«
    »Sie hätten es auf gar keinen Fall verschweigen sollen!«
    »Jedenfalls werden die Regierungsbehörden nichts unternehmen, um den Terroristen vorzeitig in den Arm zu fallen. Sie wollen sehen, wie die Lage sich entwickelt. Sie werden erst in letzter Minute Alarm geben. Man glaubt, dass dann noch genug Zeit bleibt, um den Kollateralschaden zu minimieren.«
    »›Man glaubt‹? Den Kollateralschaden ›minimieren‹?«
    »Aber das heißt nicht«, machte Puller ihr klar, »dass wir untätig herumsitzen und der Katastrophe entgegensehen müssen. Wir können versuchen, die ganze Schweinerei auffliegen zu lassen, bevor es zum Desaster kommt.«
    »Und wenn es uns nicht gelingt?«
    »Es ist der raffinierteste Plan, den ich vorschlagen kann.«
    »Sie verlangen von mir, dass ich mich zwischen meinem Land und meinen Mitbürgern entscheide.«
    »Ich verlange überhaupt nichts von Ihnen, Cole. Ich erzähle Ihnen lediglich, was man mir gesagt hat. Es behagt mir so wenig wie Ihnen.«
    »Was würden Sie denn tun?«
    »Ich bin Soldat. Für mich ist es leicht. Ich befolge Befehle.«
    »So ein Schwachsinn.«
    »Ja, Sie haben recht, es ist eine Form von Schwachsinn.«
    »Und?«
    Puller klammerte sich mit einer solchen Kraft ans Lenkrad, dass es sich ein wenig bog. »Ich weiß es nicht.«
    Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Cole sagte erst wieder etwas, als sie Puller das letzte Wegstück zu Strauss’ Haus erklärte. »Und wenn ich eigenmächtig Alarm schlage?«, fragte sie, als sie sich ihrem Ziel näherten.
    »Es ist Ihre Entscheidung.«
    »Sie werden mich nicht erschießen?«
    »Es ist Ihre Entscheidung«, wiederholte Puller. »Nein, ich werde Sie nicht erschießen.« Er holte tief Atem. »Im Gegenteil, ich werde Sie unterstützen.«
    »Ach? Warum?«
    Puller drehte den Kopf und sah, dass sie ihn aufmerksam musterte. »Ich würde es tun«, antwortete er, »weil

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