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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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war. Schließlich erzählte er von Trents finanziellen Problemen.
    Als er fertig war, stellte Cole das Bier beiseite und lehnte sich im Sessel zurück. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, bekannte sie. »Zu mir hat Jean nie etwas von Geldsorgen gesagt. Ihnen hat sie davon erzählt?«
    »Ich glaube, ich habe sie in einem schwachen Moment erwischt. Außerdem gehöre ich nicht zur Familie. Vielleicht wollte sie vermeiden, dass Sie es erfahren. Oder ihr war der Gedanke peinlich, dass sie wieder arm sein könnte.«
    »Haben Sie Hunger? Ich hab mächtig Kohldampf.«
    »Hören Sie mir auf mit Essen, Cole. Uns bleiben keine zwei Tage, um …«
    »Ich muss jetzt ein paar Sandwiches machen, Puller«, fiel sie ihm mit zitternder Stimme ins Wort. »Ich … ich muss etwas Alltägliches tun. Sonst drehe ich durch. Wirklich. Es ist mein Ernst. Auf so etwas bin ich nicht gefasst. So eine Scheiße kann doch nicht in einem Kaff wie Drake passieren.«
    »Schon gut«, sagte Puller beschwichtigend. »Schon gut. Wie wär’s, wenn ich Ihnen helfe?«
    Sie gingen beide in die Küche und bereiteten Puten-Sandwiches mit Gurkenstreifen zu. Als Beilage hielten Chips her. Sie aßen im Stehen am Spülbecken.
    »Woran denken Sie gerade?«, fragte Cole leise.
    Puller biss vom Sandwich ab und schob eine Hand voll Chips nach. »Der Scharfschütze wusste, was er tat. Er hatte ein Gewehr von erstklassiger Qualität. Das gilt auch für die Munition. Er hat sich eine ausgezeichnete Schussposition gesucht, einen Treffer erzielt und wäre fast auf und davon gewesen. Ich musste mich verdammt beeilen, um ihn noch zu erwischen, und brauchte obendrein Glück. Dabei verstehe ich mich gut darauf, Heckenschützen in beinahe jedem Umfeld aufzuspüren.« Er schwieg einen Augenblick. »Trotzdem wäre er mir fast durch die Lappen gegangen. Auch sein Beobachter war ein Ass. Nicht so gut wie ich, aber durchaus gut.«
    »Bescheidenheit ist eine Zier«, spöttelte Cole.
    »Man muss realistisch sein«, erwiderte Puller. »Die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen oder zu unterschätzen kann verhängnisvolle Auswirkungen haben. Es gibt Leute, die sind besser als ich. Aber zu denen gehörte der Mann nun mal nicht.«
    »Offensichtlich nicht.«
    »Unterstellen wir mal, Dickie, Treadwell und Bitner waren in den Meth-Handel verwickelt. Dickie kam mir wie jemand vor – ich hab’s schon erwähnt –, der zwischen zwei Stühlen sitzt. Er beteiligte sich am Drogengeschäft, was er offenbar verheimlichen wollte, war aber gleichzeitig auf etwas aufmerksam geworden, das viel schlimmer war.«
    »Er wollte sich am späten Abend mit Ihnen treffen, sagen Sie? Haben Sie eine Ahnung, was er Ihnen zu erzählen hatte?«
    »Nein. Vielleicht gar nichts. Ich war es, der ihn zu der Zusammenkunft aufgefordert hat.«
    Cole öffnete den Kühlschrank, holte zwei Flaschen Deer Park heraus und reichte eine Flasche Puller. »Eine Ferngasleitung und ein Atomreaktor«, sagte sie. »Und uns bleiben nur noch zwei Tage. Das ist Wahnsinn, Puller, völliger Wahnsinn.«
    »Es ist so, wie es ist.«
    »Sie müssen veranlassen, dass Großalarm gegeben wird.«
    »Ich hab’s versucht, Cole. Die zuständigen Stellen sind dagegen.«
    »Die wollen uns einfach verrecken lassen?«
    Nur wenige Zentimeter trennten sie und Puller, aber er hatte das Empfinden, als lägen Meilen zwischen ihnen. Die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens hatte er dem Heimatland gedient. Und Dienst an der Heimat bedeutete für ihn im Wesentlichen, den Bürgern des Landes zu dienen. Menschen wie der Frau, die jetzt vor ihm stand und ihn mit einem Ausdruck der Hoffnungslosigkeit anschaute. Nie zuvor hatte Puller sich in einem solchen inneren Konflikt befunden.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen könnte, Cole. Wirklich nicht.«
    »Aber ich weiß, was ich jetzt tun muss«, sagte Cole.
    »Und das wäre?«, fragte Puller argwöhnisch.
    »Bill Strauss mitzuteilen, dass er seinen Sohn verloren hat.«
    »Ich begleite Sie.«
    »Müssen Sie nicht.«
    »Doch, muss ich.«
    Gemeinsam verließen sie das Haus.
     

 
    77
    Sie fuhren in Pullers Malibu zu Strauss. Die Luft wirkte in der Nacht noch stickiger als am vorangegangenen Tag, als bei einer Temperatur von über 30 Grad eine entsprechende Luftfeuchtigkeit geherrscht hatte. Schwärme von Mücken stoben auf der Suche nach Opfern durch das Scheinwerferlicht. Ungefähr fünfzehn Meter vor dem Wagen sprang von links ein Hirsch aus dem Wald. Puller trat auf die Bremse. Sekunden später kam ein

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