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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nicht einmal Wert darauf legte, eine zu erhalten, also schwieg er. Sein Blick streifte die beiden Schwestern; dann sah er wieder ihren Bruder an. Was fehlte, war offenkundig.
    Vater und Mutter. Cole hatte erwähnt, sie seien ums Leben gekommen. Das Haus stand seit fünf Jahren. Randy hatte es zuvor noch nie betreten. Puller überlegte, ob Vater und Mutter vor fünf Jahren den Tod gefunden haben mochten.
    Von Neuem richtete er den Blick auf Cole und wollte etwas sagen, doch es schien, als könnte sie in diesem Moment seine Gedanken lesen. Sie sah ihn geradezu flehentlich an. Also klappte er den Mund zu und betrachtete seine Hände.
    Dienstmädchen servierten das Abendessen. Es gab vier Gänge, und alle schmeckten köstlich. Offensichtlich stimmte es, dass die Trents sich keinen gewöhnlichen Koch hielten, sondern einen Spitzenmann. Puller empfand dabei Unbehagen, sich vom Personal die Suppe in den Teller löffeln und jeden Gang höchst penibel vorlegen zu lassen. Aber er nahm an, dass er den Dienstmädchen mehr Stress als Erleichterung verursachte, falls er aufstand und sich selbst bediente.
    Über eine Stunde später schoben alle Anwesenden mit gefüllten Bäuchen die Teller von sich. Randy wischte sich ein letztes Mal mit der Serviette den Mund ab und leerte sein Glas, in das man ihm einen nach Pullers Mutmaßung sehr teuren Rotwein geschenkt hatte. Als er noch ein Junge war, hatte sein Vater ihn und seinen Bruder mit in die Provence und in die Toskana genommen. Obwohl sie selbst nach europäischen Maßstäben zu jung gewesen waren, um Alkohol zu trinken, hatte ihr Vater sie in die Geheimnisse des Weins eingeweiht. Der General war, was Weine betraf, ein Kenner, Sammler und Feinschmecker gewesen. Es hatte auch nicht geschadet, dass er fließend Französisch und Italienisch sprach.
    »Danke fürs Essen«, sagte Randy. »Schwimmst du noch in dem Betonpool, Jean? Um für den alten Roger deine mädchenhafte Figur zu behalten?«
    Cole sah peinlich berührt Puller an. »Randy, es erübrigt sich wirklich, hier für Agent Puller den jungen Wilden zu spielen.«
    »O nein, Mann, da gibt’s nichts zu spielen, Agent Puller. Ich zähle zum weißen Abschaum, habe aber reiche Verwandte. Nur lehne ich es ab, mich verbiegen zu lassen. Lassen Sie es sich eine Lehre sein. Man soll nie vergessen, woher man stammt.«
    »Soll ich ein Zimmer für dich herrichten lassen, Randy?«, fragte Jean.
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich will noch da und dort hin, ein paar Leuten blöd kommen.«
    »Gehört dazu auch jemand wie Roger?«, fragte Cole.
    Randy starrte sie an, und sein Lächeln wurde breiter. Allerdings auch härter, glaubte Puller zu erkennen. Dennoch steckte es an. Puller spürte, dass seine Lippen zuckten. »Der Alte ist wieder unterwegs, ja? Ist mir jedenfalls zu Ohren gekommen.«
    »Sie haben Quellen darüber, was er so unternimmt?«, fragte Puller.
    »Nein, ich habe heute seinen Jet über Drake fliegen sehen.«
    »Gehört dazu auch jemand wie Roger?«, wiederholte Cole ihre Frage.
    Puller beobachtete Cole. Sie wirkte angespannter, als er sie bisher erlebt hatte, und er hatte sie schon in sehr schwierigen Situationen erleben können.
    »Ich bin sauber, Bullenschwester«, gab er zur Antwort. »Roger geht seinen Weg, ich gehe meinen. Und ihr geht eures Weges.« Er breitete die Arme aus und wies auf seine Verwandtschaft. »Aber ich vermute, euer Weg ist Rogers Weg.«
    »Du solltest nicht über Dinge sprechen, von denen du nichts verstehst«, kritisierte ihn Jean. »Es ist eine schlechte Angewohnheit. Man brockt Menschen damit alle erdenklichen Scherereien ein.«
    Randy stand auf und warf die Serviette auf den Tisch. »War ein verdammt netter Besuch bei euch. Das müssen wir unbedingt mal wiederholen, in zehn Jahren oder so.«
    »Warte, Randy«, bat Jean. »Ich habe es nicht so gemeint.«
    Aber er durchquerte das Esszimmer, verließ es und schloss hinter sich leise die Tür.

 
    39
    Eine halbe Stunde später verabschiedeten sich auch Puller und Cole. Während der Rückfahrt saß Puller auf dem Beifahrersitz des Kleintransporters und blickte zum Seitenfenster hinaus. Für seine Begriffe warf der Verlauf des Abendessens zahlreiche Fragen auf, doch hatte er nicht vor, welche zu stellen. Das alles ging ihn überhaupt nichts an.
    »Das war ja ein fröhlicher Abend«, meinte Cole schließlich.
    »Im Kreise der Familie geht es häufig so zu.«
    »Bestimmt haben Sie Fragen.«
    »Ich mag es nicht, wenn Leute in meinen Angelegenheiten

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