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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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fragte Cole. Der Gegenstand des Interesses war ein schätzungsweise neunzig Meter hoher Hügel, der zwischen zwei anderen Bergkuppen seltsam deplatziert wirkte.
    »Verraten Sie es mir.«
    »Man nennt so etwas ›Talverfüllung‹. Die Verfüllung geschieht mit dem, was die Kohlebranche ›Abfall‹ nennt. Er besteht im Wesentlichen aus allem, was die Kohleunternehmen von der Erdoberfläche abräumen, um an die Flöze zu gelangen, nämlich aus Bäumen, Erdreich und Fels. Dieser ›Abfall‹ muss irgendwo bleiben. Und weil es in West Virginia ein Rekultivierungsgesetz gibt, das vorschreibt, dass die Kohlefirmen das Land einigermaßen in den Zustand zurückversetzen müssen, in dem sie es vorgefunden haben, kippen sie den ›Abfall‹ in ein Tal, bewässern und düngen ihn, streuen Mulch aus und lassen es damit gut sein. Das Problem ist, dass mit der Talverfüllung die geologischen Verhältnisse auf den Kopf gestellt werden. Die Scholle verschwindet unten, und der Fels, der sich vorher unter der Erde befand, liegt dann oben aufgetürmt. Unter diesen Bedingungen wachsen keine heimischen Pflanzen und Bäume mehr nach. Also pflanzt man fremde Gewächse an, die das Ökosystem vollends durcheinanderbringen. Auf diese Weise erfüllen die Kohleförderer den Buchstaben des Gesetzes, ohne seinem Geist Genüge zu tun, und treiben es immer weiter so. Zudem krempelt die Talverfüllung die Natur ganzer Landstriche um. Flüsse ändern ihren Lauf. Plötzliche Überschwemmungen treten auf, Häuser werden durch Bergrutsche verschüttet.«
    »Tatsächlich habe ich nicht sehen können, dass hier allzu viele Menschen leben.«
    »Der Grund ist, dass die Trents komplette Siedlungen aufgekauft haben.«
    »Warum? Wollten die Bewohner ihre Häuser versilbern?«
    »Nein, sie wollten bloß nicht neben einem Bergwerksunternehmen wohnen, das durch Sprengungen die Landschaft verwüstet. Man kann das Wasser nicht trinken. Im Freien keine Wäsche trocknen. Und es kommt zu gesundheitlichen Schwierigkeiten, die von der Lunge bis zur Leber alles angreifen. Randy hat keinen Witz gerissen, als er seine angeschlagene Lunge erwähnte. Die Diagnose wurde bei ihm schon im Teenageralter gestellt. Es handelt sich um eine Vorstufe der chronisch-obstruktiven Bronchitis. Und im Gegensatz zu mir hat er nie im Leben geraucht. Aber er hat in der Nachbarschaft eines Kohletagebaus Football gespielt und gejoggt. Und er ist keineswegs der einzige Sportler in dieser Gegend, der Gesundheitsschäden erlitten hat. Die Lebensqualität ist auf ein beschissenes Niveau gesunken. Früher gab es hier etliche Dörfer und Gemeinden, heutzutage sieht man in den Wäldern nur noch einen schäbigen Wohnwagen oder ein einzelnes Häuschen. Mehr ist nicht übrig. Drake County hatte einst zwanzigtausend Einwohner. Heute sind es gerade noch ein Drittel davon. Vielleicht sind wir in zehn Jahren alle verschwunden, genau wie die Kohle.«
    Cole fuhr ein Stück weiter und hielt diesmal vor einem mit Warnschildern garnierten Maschendrahtzaun. Hinter dem Zaun hob sich ein großes Wellblechgebäude viele Stockwerke empor. Aus unterschiedlichen Höhen verliefen lange Rutschen in mehrere Richtungen. »Das ist eine Verladeanlage. Hier wird die Kohle zerkleinert und auf Lastwagen und Güterwaggons geladen. Eine Bahnstrecke ist direkt angebunden.«
    »Da wird aber lange gearbeitet«, sagte Puller, der rings um die Anlage Lichter des Bauwerks und Scheinwerfer laut rumpelnder Lkws leuchten sah.
    »Sie arbeiten täglich vierundzwanzig Stunden an sieben Tagen. Früher war bei Anbruch der Dunkelheit Feierabend, aber damit ist längst Schluss. Zeit ist Geld. Und man hat ja außer Kohle nichts zu verkaufen. Das macht sie in der hiesigen Gegend unbeliebt. All das schwarze Gold findet zum Betrieb des Stromnetzes Verwendung. Es hält die Glühbirnen am Brennen und die Laptops am Laufen. Wenigstens heißt es so in den Werbebroschüren der Kohleunternehmen.«
    »Hört sich so an, als ob Ihnen die ganze Kohleförderung zuwider ist.«
    »Nein, nicht in Bausch und Bogen. Sie schafft durchaus Arbeitsplätze. Sie nutzt der ganzen Nation, denn wir brauchen Energie. Bloß sind manche Menschen der Auffassung, es gäbe bessere Methoden des Kohleabbaus, als das Land zu zersprengen. Und von einem gewissen Punkt an sind die Nachteile größer als die Vorteile. Einige Leute sagen, der Wendepunkt sei längst überschritten. Aber Sie sind ja nicht von hier und müssen sich nicht mit Unannehmlichkeiten abmühen wie schwarzem Wasser

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