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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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Arm durch ein unangenehmes Ziehen suggerierte, damit aufzuhören. Also setzte sie sich auf der mit billigen weißen Kunststoffpolstern bezogenen Liege auf und streifte die Decke ab.
    Blinzelnd blickte sie in das flackernde Licht der Leuchtstoffröhre an der Decke. Sie wusste nicht, wie lange sie im Ruheraum hinter Florescus Büro geschlafen hatte, aber ihre Augen fühlten sich noch immer an, als habe jemand mit dem Salzstreuer daran für das Frühstücksei geübt -sie hatte sich direkt nach ihrer Ankunft auf der Sicherheitsstation hingelegt und in den Schlaf geweint.
    Gantt atmete tief ein und schwang die Beine, um ihren Kreislauf in Gang zu bringen, dann hopste sie auf den Boden. Der automatische Griff nach dem Note-Pad ging ins Leere. Natürlich hatte sie es ebenso wie ihre Multibox in Canopus Joe’s Diner verloren; es gab schon einen Grund dafür, dass die meisten Leute zumindest ihre Box am Handgelenk trugen. Vermutlich befanden sich ihre Arbeitsmittel mit all den anderen Fundstücken in Sicherheitsverwahrung.
    »Verdammt.«
    Im Ruheraum gab es weder ein Waschbecken noch einen Spiegel, also schob sie ihre verklebten Haare notdürftig hinter die Ohren und öffnete dann die Tür zum Büro, in dem sich Florescu, Tran und der Chim verbarrikadiert hatten. Sie seufzte.
    So hatte sich Ayline Gantt das Hauptquartier von UI-Sec auf Utini ganz gewiss nicht vorgestellt: nicht so beengt, nicht so laut und vor allem nicht so schäbig. Als sie damals ihren Antrittsbesuch bei Major Sibanyoni und den Stationsgardeuren gemacht hatte, war sie durch helle Korridore geführt worden und hatte sich klinisch reine VierMann-Stockbetten, moderne VirtuaCamps und teuer produzierte Imagefilme ansehen müssen, bis der ältliche Major sie höchstpersönlich willkommen geheißen hatte, um ihr zu erklären, weswegen die Garde einen so riesigen Anteil des Konzernbudgets verschlang.
    Von diesem Budget schien für den Sicherheitsdienst der Utini-Station nicht viel übrig geblieben sein. Der Vorraum mit der langen Theke mochte ja noch den gängigen Sicherheitsstandards genügen, aber gegen Major Sibanyo-nis großes, nüchternes, sehr aufgeräumtes Büro nahm sich Florescus Raum wie ein Mauseloch aus. Außer den drei noch immer gepanzerten Sicherheitsleuten waren auf engstem Raum zwei Schreibtische, sechs Stühle, ein Schrank, gefühlte 50 Ablagekörbchen und eine mumifizierte Pflanze untergebracht; das letzte noch verbliebene Fleckchen Boden füllte ein mit Drähten, Kabeln und Kontrollleuchten vollgestopfter, mannshoher Kasten mit gläserner Tür, dessen Sinn sich Gantt bisher noch nicht erschlossen hatte. Der kleinere Kasten, der obenauf stand, spuckte gerade fauchend einzelne Blätter Papier in den Raum, die der gepanzerte Chim sorgfältig auflas. Die Worte »drahtlos< und >papierlos< sind bei UI-Sec wohl unbekannt.
    »Bei Sibanyoni in Segment I sieht es wenigstens ordentlich aus«, befand Gantt kopfschüttelnd, um überhaupt etwas zu sagen. »Daran sollten Sie sich ein Beispiel nehmen - das hier ist ja furchtbar!« »Guten Morgen, Ma’am«, grinste Tran, die sich zwei der Stühle zu einer unbequemen Notliege zusammengeschoben hatte. Ihr Helm lag darunter, ein langer schwarzer Zopf baumelte auf ihrem gepanzerten Rücken. »Ich gebe Ihnen Recht, aber ein Innenausstatter kostet Geld, und an UI-Sec fließen die C-Ströme leider immer irgendwie vorbei.«
    »Sind denn Gardeure nicht einfach Gardeure? Gehören Sie und die Kampftruppen nicht irgendwie zusammen?«
    »Das ist so ähnlich wie in der Schule, Ma’am. Auch hier gibt’s die Beliebten und die Unbeliebten. Die Beliebten werden Ballkönigin, gewinnen Kon-Kriege und bekommen am Ende den heißen Sportler. Die Unbeliebten tragen weiße Helme.«
    »Backen zu, Lance! Kommen Sie einfach rein, Ma’am«, ermunterte Lieutenant Florescu die Managerin und sah von seinem Schreibtisch auf; der Abglanz eines würfelförmigen Displays färbte sein rundes Gesicht hellblau. »Nehmen Sie sich den anderen Schreibtischstuhl. Sergeant Claymore wird schon nichts dagegen haben.« »Ich heiße Gantt«, sagte sie verstimmt. »Ist Sergeant Claymore im Einsatz?«
    »Krank, Ms. Gantt.« Tran schlug sich zweimal mit der flachen Hand auf den Bauch. »Er liegt mit der Scheißerei im Bett.«
    »Oh«, sagte Gantt, nahm sich einen der Gästestühle, klopfte die Sitzfläche sorgfältig ab und schubste ihn zu Florescus Schreibtisch hinüber. Der Lieutenant schob seine Panzerhandschuhe, einen Stapel bekritzelter Ausdrucke und

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