Zero kommt gleich
fuhr ich
fort. »>Ich habe dich nie vergessen können — aber das ist mir erst jetzt
klargeworden<. Ich dachte, sie hätte den Verstand verloren. Aber bei der
Figur — wen stört das schon ?«
Wild vor Wut und Scham,
hämmerte Arline mit den Fäusten auf der Bar herum. »Ich bringe ihn um !« stöhnte sie. »Bei Gott, Mike Kluger, wenn du ihn nicht
umlegst, tu ich es .«
»Jetzt ist mir natürlich alles
klar«, führte ich weiter aus. »Ich sollte als Mike Kluger ausgegeben werden —
ich sah ihm so ähnlich; außerdem war ich vorhanden und nicht irgendwo im
Kittchen, wie der echte Kluger. Da hat sie uns beide ein bißchen
durcheinandergeworfen. Aber das Komische bei der ganzen Sache war, daß sie im
Bett plötzlich wieder zur Siebzehnjährigen wurde...«
Ich stellte fest, daß Kluger
seine Diamanten nicht mehr ganz so fasziniert betrachtete, sondern anfing, mir
zuzuhören.
»Und weiter ?« sagte Walter aufmunternd.
»Ihre Stimme — dieses Kleinmädchengestammel — wie bei einem Schulmädchen. Damals
hatte ich keinen blauen Dunst, was das alles bedeutete, aber jetzt sehe ich
klar .«
»Ich glaube, es reicht«, sagte
Kluger. »Sie halten jetzt Ihren Mund, Farrel . Die
Geschichte beginnt mich allmählich zu langweilen .«
»Wir können gern das Thema
wechseln«, schlug ich vor. »Ich sehe etwas schwarz in die Zukunft, Mr. Kluger.
Können Sie nicht mal für mich in die Kristallkugel schauen ?«
Sein Lächeln war höhnisch und
bösartig. »Dazu brauche ich keine Kristallkugel, das kann ich auch erraten.
Beispielsweise stelle ich mir vor, daß Mike Farrel heute nacht unter Mitnahme der Steine verschwinden wird .«
»Aber das werde nicht ich sein ?«
»Ich fürchte, Mike Kluger wird
hierbleiben«, entgegnete er zufrieden. »Der Mann sitzt so tief in der Tinte,
daß er sich entschließen wird, allem ein Ende zu machen .«
»Indem er sich eine Kugel durch
den Kopf schießt ?« erkundigte ich mich.
Arline Gray wirbelte herum —
ein haßerfüllter Ausdruck trat auf ihr
tränenverschmiertes Gesicht. »Stimmt genau. In fünf oder sechs Stunden begehst
du Selbstmord .«
»Nachdem er vorher seine Frau
erschossen hat«, fiel Diane ruhig ein.
»Sei nicht albern«, fuhr sie
Kluger an.
Arline starrte ihn an, und rote
Flecken erschienen auf ihrem Gesicht. »Was ist denn los mit dir? Hast du Angst,
ihr die Wahrheit zu sagen ?« fauchte sie ihn an.
»Halt die Klappe !« brüllte er.
»Du hast völlig recht,
Schwesterherz«, sagte Arline mit ätzender Bosheit in der Stimme. »Bloß hat dein
liebender Gatte nicht den Mut, es auszusprechen .«
Kluger war so schnell auf den
Beinen, daß ich den Schlag schon hörte, ehe ich noch seine Hand vorschnellen
sah. Arline stolperte zurück, klammerte sich dann an die Bar und legte
schließlich ihren Kopf auf die Arme; sie schluchzte — so wie ein
siebzehnjähriges Mädchen geschluchzt hätte.
»Irgendwas hat wohl Ihren
Zeitplan durcheinandergebracht«, sagte ich lässig. »Darum müssen Sie sich bis heute abend hier im Haus verstecken, Mr. Kluger .«
Er starrte mich wütend an, dann
überwog aber die Neugierde. »Wie kommen Sie darauf ?«
»Solange Janice O’Brien noch
lebte, konnten Sie sich darauf verlassen, daß sie ihre Puppen immer bei sich in
der Garderobe hatte. Jetzt, da sie tot ist, mußten Sie die Beute holen, ehe
jemand die Dinger verschenkte oder vielleicht selber nachguckte .«
»Nicht schlecht«, entgegnete
er. »Aber jetzt haben wir sie, und alles andere ist unwichtig .«
»Nunmehr könnte aber ich zur
Abwechslung ein paar Voraussagen für Ihre Zukunft machen«, murmelte ich.
»Vielleicht wird die Tatsache, daß jemand Janice mißhandelt und getötet hat, doch ziemlich wichtig für Sie .«
»Ich habe diese Quatscherei
allmählich satt«, unterbrach Walter Arndt. »Still jetzt, Farrel .
Wir haben genug von Ihnen .«
»Moment mal«, sagte Kluger.
»Ich möchte das Ende der Geschichte hören .«
Walter wollte etwas entgegnen,
dann zuckte er aber die Schultern und schwieg.
»Also weiter im Text, Farrel «, befahl Kluger.
»Wer hat Janice O’Brien getötet ?« fragte ich.
»Woher soll ich das wissen ?« Er zündete sich eine Zigarette an. »Wahrscheinlich Sonny
West oder Lou Stern. Oder auch beide zusammen. Meinetwegen auch Chris Edwards.«
»Ich kam zusammen mit ihr in
ihre Wohnung und bekam eins über den Kopf«, überlegte ich laut. »Während ich bewußtlos am Boden lag, nahm sich der Mörder das Mädchen
vor. Warum?«
»Er hat eben gedacht, sie
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