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Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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allem
einverstanden. »Klar, Mike, dann bin ich also heute
nachmittag um vier Uhr bei dir .«
    »In Ordnung.«
    Seine kalten grauen Augen sahen
mich einen Augenblick unverwandt an, als wolle er meine geheimsten Gedanken
erraten, dann gab er es auf. »Ich weiß, wie nahe dir die Sache mit Janice
O’Brien geht«, sagte er schließlich. »Sie war ein prächtiges Mädchen. Und ’ne
großartige Sängerin dazu. Sie wird uns fehlen, das kannst du mir glauben.
Schrecklich fehlen .«
    »Ja, ja, ich weiß — sie wird
euch fehlen .«
    »Paß bloß heute
nachmittag auf diesen Ganoven Sonny West auf«, platzte er plötzlich
raus. »Wenn du willst, mache ich Hackfleisch aus ihm. Vergiß nicht — das ist ein ganz heimtückischer Hund .«
    » Vergeß ’
ich nicht, verlaß dich drauf. Also — bis heute nachmittag .
Es wird bestimmt eine herrliche Party — jeder wird jeden beobachten, und keiner
traut dem anderen über den Weg .«
    Ich war schon an der Tür, als
er mich noch einmal zurückrief.
    »He, Mike?«
    Wütend fuhr ich herum und
blitzte ihn an. »Was gibt’s denn noch ?«
    »Ich weiß, wir dir jetzt zumute
sein muß, mein Junge .« Seine Stimme zitterte vor
Rührung.
    »Das hast du mir schon einmal
versichert«, brummte ich.
    »Aber ich habe noch eine Frage:
Willst du dich selber um ihre Sachen kümmern, oder soll ich es für dich tun ?«
    »Ihre Sachen?« Ich starrte ihn
an. »Diese Sorge hat mir ihr Mörder schon abgenommen — er hat all ihre Sachen
zerhackt und auseinandergenommen .«
    »Aber ich meine doch die Dinge
in ihrer Garderobe, Mike .«
    Ein seelenvoller Blick traf
mich, und seine dicke Nase zitterte vor Mitgefühl. »Viel ist es ja nicht, aber
vielleicht möchtest du das wenige als Erinnerung behalten .«
    »Ich werd ’
es mir mal ansehen. Danke, Chris .«
    »Aber ich bitte dich, Junge,
das ist doch selbstverständlich. Man steht einem Freund in der Stunde der Not
bei .« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Soll ich dir
ihre Garderobe zeigen ?«
    »Sag mir nur, wo sie ist — ich
finde den Weg schon .« Ich schluckte tapfer. »Es wäre
mir lieber, wenn ich mit meiner Erinnerung allein sein könnte; das wirst du
wohl verstehen .«
    »Aber selbstverständlich.« Er
holte ein großes Taschentuch hervor und schneuzte sich
gefühlvoll. »Sie war zu jung zum Sterben. Zu jung.«
    Ihre Garderobe lag am Ende
eines schmalen Korridors; sie war eigentlich nur eine winzige Kammer. An einer
Wand hing ein blindgewordener Spiegel, darunter stand ein kleiner
Toilettentisch, auf dem verschiedene Lippenstifte, eine Puderdose, eine
Nagelschere und ein Kamm, dem mehrere Zähne fehlten, herumlagen. In der
Schublade entdeckte ich eine Schachtel mit Schminktüchern und einen
Messingohrring.
    Im Schrank hingen zwei billige
Fähnchen. Der Anblick allein konnte einen schon traurig stimmen. Auf einem Bord
hatte Janice eine Reihe Puppen aufgebaut, ein paar drollig, ein paar ernst,
zwei Teddybären und ein kesses Schulmädchen mit Pferdeschwanz. »Und du hast
zwanzig Dollar ausgegeben an den Schießständen, nur um mir noch eine Puppe für
meine Sammlung zu schießen .«
    Ich meinte beinahe, Janices
rührselige Stimme zu hören, wie sie mir von dem schönsten Tag ihres Lebens
erzählte.
    Was hatte Diane noch gesagt?
Mike Kluger ging immer gern in Vergnügungsparks. Er war also für entscheidende
vierundzwanzig Stunden zurückgekommen, um jede Minute davon mit einem jungen
Ding namens Janice O’Brien zu verbringen und sich auf einem Rummelplatz
herumzutreiben.
    Ich kam einfach über diese
Ungereimtheit nicht hinweg. Andererseits sagten alle, er habe nur seine Beute
in Sicherheit bringen und irgendwo verstecken wollen. Er hatte die ganze Zeit
mit diesem Mädchen verbracht, ihr aber keinerlei Päckchen zum Aufbewahren
gegeben. Ich starrte die Reihe der Puppen an, und plötzlich verschlug es mir
den Atem.
    Solcher Art Puppen werden aus
Ton oder billigem Porzellan hergestellt, sind also zu zerbrechlich. Ich holte
dafür die Teddybären und die ausgestopfte Schulgöre mit dem Pferdeschwanz
herunter und griff nach der Nagelschere. Es war zwar etwas barbarisch, aber es
half nichts — das Sägemehl rieselte heraus, und die beiden Teddys stierten mich
nach wie vor freundlich an.
    Bei der albernen Puppe fiel es
mir nicht so schwer — dieser kesse Ausdruck auf dem Gesicht forderte direkt zu einer
solchen Behandlung heraus. Ich stieß ihr die Schere mitten in den Bauch und
schlitzte sie bis zum Hals auf; sie schien mich höhnisch anzugrinsen,

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