Zero Option: Thriller
bekommen Sie eine Kugel in die Wirbelsäule, und ich bin weg, bevor irgendjemand auch nur einen Gedanken daran verschwenden kann, Ihnen zu helfen.«
Sie verließen den Bahnhof. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Temperaturen lagen ein klein wenig höher als bei Victors Ankunft.
»Welche Richtung?«, fragte Petrenko.
»Was wäre Ihnen am liebsten?«
»Links.«
»Dann gehen wir nach rechts.«
Er hielt sich dicht bei Petrenko, aber nicht zu dicht. Freunde oder Kollegen ließen sich immer einen gewissen persönlichen Spielraum. Sie waren etliche Minuten unterwegs, und Victor sagte Petrenko, wann er links oder rechts zu gehen und wann er eine Straße zu überqueren hatte. In einer schmalen Gasse blieben sie stehen.
Victor sagte: »Woher haben Sie gewusst, wie ich aussehe?«
»Es hat wahrscheinlich keinen Zweck zu lügen«, sagte Petrenko und blickte über die Schulter zurück.
»Die Augen nach vorn«, befahl Victor. »Und lügen Sie ruhig, solange Sie der Meinung sind, dass ich Ihnen glaube. Aber jedes Mal, wenn ich das nicht tue, kostet Sie das einen Finger.«
»Einer meiner Männer hat dich in der Hotelsuite gesehen.« Es klang, als sei er dem Ersticken nahe. Er schluckte und fuhr dann fort. »Ich habe meine Kontakte zur Polizei spielen lassen. Die haben ein Phantombild gezeichnet, und das habe ich anschließend verbreiten lassen.« Petrenko blieb stehen. »Ich kann dir Geld geben, Drogen, Frauen. Alles, was du willst.«
»Ich will kein Geld. Ich will auch keine Drogen oder Frauen. Mittlerweile sind Sie wohl selbst darauf gekommen, dass ich gar nicht hinter Ihnen, sondern hinter Gabir Yamout her war. Trotzdem lassen Sie mich jagen. Ich habe etliche Ihrer Männer umgebracht, habe Sie in Ihrer eigenen Stadt angegriffen. Das können Sie natürlich nicht ungestraft durchgehen lassen, ohne Ihren eigenen Ruf zu gefährden. Kann ich verstehen. Aber genau wie Sie kann ich so etwas nicht einfach hinnehmen.«
»Dann mach endlich«, spie Petrenko hervor. »Du hast mich gefunden, tolle Leistung, bitte sehr. Jetzt erschieß mich eben, dann haben wir’s hinter uns. Bewunderung kannst du von mir jedenfalls nicht erwarten.«
»Darum geht es mir auch nicht.«
»Und worum dann? Wenn du mich umbringen wolltest, dann hättest du das doch schon längst erledigt.«
»Sehr gut«, sagte Victor. »Ich will nämlich gar nicht, dass Sie tot sind. Ich will, dass Sie weiterleben.«
»Wieso denn das?«
»Gabir Yamout war meine Zielperson, nicht Sie. Dass Sie dabei ins Kreuzfeuer geraten sind, war ein unvermeidlicher Zufall. Den ich bedaure.«
»Entschuldigung angenommen«, meinte Petrenko trocken.
Victor sagte: »Vergessen Sie mich.«
»Was?«
»Ziehen Sie das Phantombild aus dem Verkehr. Sagen Sie Ihren Leuten, dass ich tot bin, falls es Ihnen hilft, Ihr Gesicht zu wahren. Sagen Sie ihnen, dass ich bei einem Feuergefecht mit Ihren Auftragskillern ums Leben gekommen bin.«
»Warum?«
»Weil ich es Ihnen sage«, erwiderte er kalt. »Weil ich Sie töten werde, wenn Sie es nicht tun. Sie kehren in Ihr Leben zurück und ich in meines.«
»Das würde doch niemals funktionieren. Kein Mensch würde das glauben, ohne Leiche.«
»In irgendeinem Hinterzimmer des Bahnhofs liegen drei Tote. Also sehen Sie zu, dass Sie das hinkriegen. Falls nicht, dann komme ich zurück. Ich habe Sie dieses Mal erwischt, und ich würde Sie wieder erwischen.«
Petrenko verkrampfte sich. »Ich glaube dir«, sagte er und schluckte. »Wirklich, ich gebe auf. Du hast gewonnen. Ich mache, was du willst.«
»Dann sind wir uns einig?«
»Ja«, meinte Petrenko, »wir sind uns einig. Aber beantworte mir noch folgende Frage: Warum lässt du mich am Leben? Warum erschießt du mich nicht einfach?«
»Ich töte nur, wenn es einem bestimmten Zweck dient«, erläuterte Victor. »Und das Einzige, was mich im Moment interessiert, ist dieses Phantombild. Wenn ich Sie jetzt umbringe, dann bleibt es im Umlauf. Und wenn ich dafür sorgen wollte, dass es für alle Zeit verschwindet, dann müsste ich Ihre gesamte Organisation auslöschen. Aber dazu fehlt mir schlicht und ergreifend die Zeit.«
»Wer zum Teufel bist du eigentlich?«
»Das ist nicht wichtig. Wichtig ist allein, dass ich Sie am Leben lasse. Und wenn das so bleiben soll, dann stellen Sie diese Frage nie wieder.« Victor kam um Petrenko herum und stellte sich vor ihn. »Stillhalten, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
Petrenkos Gesicht glitzerte schweißüberströmt, und er sah starr vor Schrecken zu, wie
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